03/17 personalmagazin
Und wenn es Kündigungsge-
spräche gibt, nimmt an diesen der
direkte Vorgesetze in kleineren Fir-
men nur bei der Hälfte der Gespräche
(53 Prozent) teil. In größeren Firmen
sieht es wenig anders aus: Der direkte
Vorgesetzte ist auch nur in knapp
zwei Drittel aller Fälle anwesend (64
Prozent). Kündigen scheint also nicht
automatisch „Chefsache“ zu sein.
In der klaren Mehrzahl der Ge-
spräche ist die Arbeitgeberseite mit
zwei oder drei Personen vertreten –
vielleicht auch, umdas Unangenehme
auf mehrere Schultern zu verteilen
und um juristisch keinen Fehler zu
machen. Bei kleineren Firmen ist die
Geschäftsleitung genauso häufig an-
wesend wie der direkte Vorgesetzte,
und das formelle Aussprechen der
Kündigung übernimmt dann in der
Hälfte der Fälle auch die Geschäfts-
leitung. Bei größeren beteiligt sich
stattdessen bei 77 Prozent der Ge-
spräche auch ein Mitarbeiter der Per-
sonalabteilung, der in mehr als einem
Drittel der Fälle auch die Aussprache
der Kündigung übernimmt – häufiger
noch als der direkte Vorgesetzte oder
die Geschäftsleitung.
Bei größeren Betrieben nimmt in et-
wa einem Viertel der Gespräche auch
noch einMitglied des Betriebsrats teil.
Dies wird es bei kleineren Firmen oft
nicht geben. Ein Grund hierfür dürfte
sein, dass gerade im Fall einer zerrüt-
teten Beziehung zwischen Vorgesetz-
ten und Unterstellten ein Mitglied des
Betriebsrats deeskalierend wirken
könnte. Das durchschnittliche Kün-
digungsgespräch dauert etwa 29 Mi-
nuten, mit einer durchschnittlichen
Abweichung von plus/minus 17 Mi-
nuten. Dabei gibt es eine Spanne von
einer Minute bis 90 Minuten.
Vorbereitung auf die Kündigung
Laut unserer Umfrage haben sich die,
die die Kündigung aussprechen, rela-
tiv wenig systematisch auf das Kün-
digungsgespräch vorbereitet – zwölf
Prozent sogar gar nicht. Fast drei
Viertel (71 Prozent) haben lediglich
die Personalakte gesichtet und ver-
sucht, sich die Hintergründe des Mit-
arbeiters vor Augen zu führen. Wer
aber Personalakten aus dem Alltag
kennt, der weiß, wie wenig Informa-
tionen die meisten dieser Dokumen-
te liefern. Am ehesten wurde noch
eine Checkliste zur Vorbereitung ge-
nutzt (17 Prozent) oder man hat sich
beim eigenen Vorgesetzten oder bei
der Personalabteilung informiert (14
Prozent). Ein Training erhielten nur
sechs Prozent aller Befragten. Unter-
schiede zwischen großen und kleinen
Unternehmen gab es hier kaum.
Die bescheidene Vorbereitung
geht mit einem hohen Informations-
oder Unterstützungsbedarf der Ge-
sprächsführer einher. 78 Prozent
wünschen sich Unterstützung für
das Kündigungsgespräch. Dabei geht
es nur einem Fünftel der Befragten
(19 Prozent) um juristische Weiter-
bildung. Über ein Drittel (38 Pro-
zent) hat dagegen Interesse an einem
Training zum Thema „Trennungsma-
nagement“; 40 Prozent wünschen
sich sogar ein Training, bei dem man
lernen kann, mit den Emotionen der
Gekündigten umzugehen. Das zeigt,
wie schwierig Kündigungsgespräche
für alle Beteiligten sind.
Kosten der Kündigungen
Kündigungen verursachen hohe Kos-
ten. In über 82 Prozent der Kündigun-
gen zahlen die Unternehmen Lohn,
ohne dafür eine Arbeitsleistung zu
61
Die aktuellen Umfrage-
Ergebnisse zeichnen ein
ernüchterndes Bild vom
Kündigungsgespräch
und von den durch die
Kündigung entstehen-
den Kosten.