personalmagazin 3/2017 - page 53

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03/17 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
X darf nur von 7 bis 19 Uhr ins Gebäude,
Fremdfirma Y erhält einen Zugang von
9 bis 17 Uhr. Viele Firmen wollen auch
nachvollziehen können, welche Fahrzeu-
ge sich auf dem Gelände befinden – über
eine automatisierte Kennzeichenerken-
nung. Das System kann auch mit einer
Videoüberwachung kombiniert werden:
Ist der Mensch, der eintritt, derjenige,
der auf dem Ausweis abgebildet ist? Die
jeweiligen Anforderungen hängen von
der Branche und der Innovationskraft ei-
nes Unternehmens ab. Dazu kommen die
rechtlichen Vorschriften der jeweiligen
Branchen. All das lässt die Zutrittskont-
rolle anspruchsvoller werden.
personalmagazin:
Heißt das, dass Unterneh­
men heute stets einen Überblick haben
können, wer sich zum aktuellen Zeit­
punkt auf dem Firmengelände aufhält?
Füess:
Ja. Wir haben Kunden, die das
wissen müssen, weil sie Chemikalien
oder feuergefährliche Stoffe verarbeiten.
Wenn ein Störfall eintritt und die Feuer-
wehr anrückt, muss klar sein, wer in wel-
chem Gebäude ist. Ob sich noch jemand
im Betrieb befindet, ist auch eine wichti-
ge Information, wenn abends die Alarm-
anlage angeschaltet und das Firmenge-
lände physikalisch geschlossen wird.
Dabei stellt sich immer die Frage, wie
transparent diese Information sein soll:
Geht es nur um die Anzahl der Perso-
nen oder auch um deren Funktion? Viele
Unternehmen haben ein zentrales Besu-
chermanagement eingeführt, das zentral
erfasst, wer wann zu Besuch kommt und
wer besucht wird. Die Transparenz ist
bereits vorhanden, wenn der Besucher
ins Unternehmen kommt, und es liegt
ein Besucherausweis am Empfang. Über
den Ausweis kann gesteuert werden,
welche Wege der Besucher laufen kann
oder welche Stockwerke er betreten darf.
Dörr:
Nebenbei bemerkt wird damit auch
der Datenschutz besser gewährleistet als
über die traditionellen Besucherbücher,
die häufig am Empfang eines Unterneh-
mens ausliegen. Dort kann jeder nach-
folgende Besucher einsehen, wer vor
ihm welche Personen im Unternehmen
besucht hat und was der Besuchsgrund
war. Ich finde es immer toll, wenn ich in
den Besucherbüchern sehen kann, wel-
che Firmen dort schon vor Ort waren.
Über eine professionelle Besucherver-
waltungs-Software haben nur diejenigen
Einblick, die tatsächlich berechtigt sind.
personalmagazin:
Wie hat sich die Ausweis­
technik weiterentwickelt?
Dörr:
Eine Zeit lang wollten die Unter-
nehmen ausschließlich reichweitenstar-
ke RFID-Chips einsetzen. Heute geht
die Nachfrage mancher Unternehmen
wieder in Richtung Ausweise, die mit
dem Bild des Mitarbeiters oder farbli-
cher Differenzierung nach Abteilung
oder Firmenzugehörigkeit versehen
sind. Andere Unternehmen bevorzugen
Chips ohne Firmenlogo und -farbe, da-
mit verlorengegangene Medien nicht
der Firma zugeordnet werden können.
Wieder andere Unternehmen haben
unterschiedliche Hardware in verschie-
denen Gebäuden im Einsatz und wollen,
dass die Ausweise bei den Terminals der
verschiedenen Hersteller funktionieren.
Oft sollen auch Bezahlfunktionen für
die Kantine oder die Bedienfunktionen
für Kaffeeautomaten, Kopierer oder
Gabelstapler integriert werden. Die An-
sprüche der Unternehmen an die Leis-
tung der Medien sind gestiegen.
personalmagazin:
Technisch ist es seit eini­
ger Zeit auch möglich, dies alles über das
Smartphone zu steuern. Wie stark fragen
die Unternehmen das nach?
Füess:
Die Anwendungsfälle sind eher sel-
ten. Für mittelständische Unternehmen
hat der Ausweis Vorteile. Dieser kann
bei Verlust gleich gesperrt werden. Wenn
der Ausweis als Sichtausweis getragen
wird, kann gleich erkannt werden, ob
eine Person zum Unternehmen gehört
oder eventuell zu einer Fremdfirma. Der
Ausweis hat zudem Kostenvorteile. Bei
der Nutzung des Smartphones stellt sich
dagegen die Frage: Was ist, wenn jemand
sein privates Smartphone für den Zutritt
nutzt und dann aus dem Unternehmen
ausscheidet? Es gibt bereits Firmen, die
das Smartphone für die Zutrittskontrolle
einsetzen, aber typischerweise sind das
keine Mittelständler. Dort sind der Aus-
weis und der RFID-Chip die am meisten
verbreiteten Medien.
personalmagazin:
Haben auch die Mitarbei­
ter höhere Ansprüche an die Sicherheit
im Unternehmen?
Dörr:
Es gibt Mitarbeiter, die sich siche-
rer fühlen, weil sie wissen, dass das Ge-
bäude gesichert ist. Das sehen wir auch
bei uns, wenn Mitarbeiter abends länger
im Büro bleiben oder am Wochenende
arbeiten. In diesen Fällen beruhigt es zu
wissen, dass nicht einfach jemand von
außen ins Büro hereinkommen kann.
Zu diesen Themen hatten wir schon
das eine oder andere Beratungsprojekt,
ansonsten spielt das Sicherheitsempfin-
den der Mitarbeiter aber kaum eine Rol-
le. Zumindest fragen die Unternehmen
nicht ab, ob ihre Beschäftigten mehr
Sicherheit haben wollen. In den gefähr-
deten Branchen wie Chemie, Pharmazie
oder in Branchen mit besonderen Hygi-
enevorschriften ist eine hohe Sicherheit
selbstverständlich.
Das Interview führte
Daniela Furkel
RAINER K. FÜESS
ist Prokurist bei Tiso-
ware. Er ist seit 1993 für das Unternehmen
tätig. Die Aufgabenschwerpunkte des
Diplom-Betriebswirts sind Partnervertrieb
und Marketing.
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