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MANAGEMENT
_GLÜCKSMANAGEMENT
personalmagazin 01/17
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
nicht-bewusste Prozesse in Gang, die mir
helfen, die Ziele aktiv zu erreichen. Um
aktiv zu werden, sollte man erst positiv
über die Zukunft fantasieren, sich dann
aber die inneren Hindernisse vor Augen
führen. Diese Imaginationstechnik, die
wir mentales Kontrastieren nennen, lässt
uns die Ziele erreichen. Wir haben dies
zu WOOP weiterentwickelt – einer men-
talen Entdeckungstour in vier Schritten.
personalmagazin:
Wie funktioniert WOOP?
Oettingen:
W steht für Wish, O für Out-
come, das zweite O für Obstacle, das P
für Plan. Zuerst finde ich einen Wunsch,
der herausfordernd ist, den ich aber er-
füllen kann. Dann stelle ich mir das beste
Ergebnis lebhaft vor – und wie ich mich
fühle, wenn sich der Wunsch erfüllt. Da-
bei kann mancher Wunsch abgeschüttelt
werden, weil er nicht wirklich wichtig ist.
Nun kommt das Hindernis: Was in mir
selbst hält mich davon ab, den Wunsch zu
erfüllen? Ich identifiziere das Hindernis
und stelle es mir lebhaft vor. Dann über-
lege ich, wie ich es überwinden kann und
mache einen Plan, was ich tue, wenn das
Hindernis eintritt.
personalmagazin:
Können Unternehmen
etwas beitragen?
Oettingen:
Wenn Firmen den Anstoß geben
und WOOP im Training vorstellen, ist das
ideal. Man kann es als individuelles Ins-
trument oder in der Gruppe nutzen. Ich
kann die vier Schritte mit etwas Übung in
fünf Minuten gehen – und habe so einen
Freund fürs Leben.
„Ein Freund fürs Leben“
INTERVIEW.
Pure Positivdenke hindert Menschen daran, erfolgreich zu sein. Gabriele
Oettingen findet, dass positives Denken plus ein Schuss Realität zielfördernder ist.
personalmagazin:
Sie bezweifeln, dass
positives Denken ein gutes Rezept für be-
ruflichen und privaten Erfolg ist. Sind Sie
eine typisch deutsche Bedenkenträgerin?
Gabriele Oettingen:
Im Gegenteil. Unsere
Forschung der vergangenen 20 Jahre
zeigt, dass positives Denken wichtig für
den Erfolg ist. Allerdings genügt es al-
leine nicht, um seine Ziele zu erreichen.
personalmagazin:
Aber guter Dinge zu sein
und an die Zukunft zu glauben klingt
doch, als käme der Schwung von allein.
Oettingen:
Genau das ist das Problem.
Wenn ich abnehmen oder einen neuen
Job finden will und ich gehe mit der Hal-
tung daran, das klappt von selbst, dann
fühle ich mich schon angekommen und
werde mich entspannen. Positive Zu-
kunftsfantasien und unreflektierte Zu-
friedenheit übersehen die Dinge, die der
Zielerreichung imWeg stehen. Wir haben
in einer Studie gezeigt, dass Hochschul-
absolventen, die sich lediglich positiven
Zukunftsfantasien hingegeben hatten,
nach zwei Jahren weniger verdienten und
weniger Jobangebote erhielten als dieje-
nigen, die auch negative Gedanken zuge-
lassen hatten.
personalmagazin:
Wie erklären Sie dies?
Oettingen:
Die Energie sinkt bei rein po-
sitiven Tagträumen, das kann man über
Selbstberichte messen und über das
Absinken des systolischen Blutdrucks.
Zum Erreichen von Zielen muss man
Energie aufbringen und komplexe The-
men anpacken. Wir müssen durchhalten
und die Probleme geschickt lösen, wenn
wir unsere Wünsche erfüllen wollen.
personalmagazin:
Halten Glücksmanager
die Mitarbeiter also vom Handeln ab?
Oettingen:
Bunte Büromöbel, gutes Essen,
Fitness-, Ruheräume, nette Kollegen:
Das ist alles gut, um den Arbeitsalltag
angenehmer zu machen. Glücksmana-
ger können viel in Gang setzen. Aber:
Das wird meine Wünsche nicht erfüllen.
Ich muss selbst aktiv werden.
personalmagazin:
Das klingt nach Arbeit.
Oettingen:
Nicht ganz, denn es geht erst-
mal um mentale Bilder. Diese setzen
Das Interview führte
Ruth Lemmer.
GABRIELE OETTINGEN
ist Professorin für
Pädagogische Psychologie und Motivation.
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