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MANAGEMENT
_FÜHRUNGSKRÄFTEENTWICKLUNG
personalmagazin 01/17
ten Mitarbeitern zu schaffen und ihnen
Barrieren aus dem Weg zu räumen.
personalmagazin:
Bosch hat viele Füh-
rungskräfte, die einen technischen Hin-
tergrund haben. Häufig haben Techniker
ja Schwächen bei der sozialen Kompe-
tenz. Ist ein solches Führungskonzept da
überhaupt umsetzbar?
Kübel:
Das erlebe ich bei Bosch anders.
Unsere Führungskräfte verfolgen mit
Herzblut ein Thema und können ihre
Teams zu Höchstleistungen führen. Zie-
le zu formulieren, ein Team über den
Sinn von Aufgaben zu motivieren und
Freiräume zu schaffen, passt hervor-
ragend in unsere Arbeitskultur. Des-
halb ist es auch ein zentraler Baustein
in unserer Führungskräfteentwicklung.
personalmagazin:
Eine weitere These
aus dem Umfeld Arbeiten 4.0 heißt,
Führungskräfte sollen nicht mehr
verdienen als Fachkräfte. Das Geld soll
kein Anreiz für eine Führungskarriere
sein. Wo stehen Sie da bei Bosch?
Arbeiten 4.0 made by Bosch
INTERVIEW.
Netzwerk statt Hierarchie, Führungskräfte als Coachs, Transparenz bei
den Gehältern – wie steht Bosch zu Leitlinien einer neuen Arbeitskultur?
personalmagazin:
Sie wollen Bosch
verstärkt auch für IT- und Softwareleute
attraktiv machen und haben Tausende
bereits eingestellt. Wie verändert sich da-
mit die Unternehmenskultur bei Bosch?
Christoph Kübel:
IT- und Softwarespezia-
listen suchen besonders anspruchsvolle
Aufgaben, mit denen sie sich identifi-
zieren können. Sie suchen Freiräume
im beruflichen Alltag, aber auch für das
Private. Das finden diese Fachkräfte bei
uns und das macht Bosch für sie zum
attraktiven Arbeitgeber. Unser Leitbild
„Technik fürs Leben“ steht für sinnstif-
tende Zukunftsaufgaben, denn bei uns
gestalten die Mitarbeiter die vernetzte
Welt von morgen.
personalmagazin:
„Dieselgate“ hat die Au-
tomobilindustrie in ein schlechtes Licht
gerückt. Wirkt sich das nicht negativ auf
das Arbeitgeberimage von Bosch aus?
Kübel:
Das können wir nicht beobachten.
Aktuell liegen wir bei zwei Marktstu-
dien zur Arbeitgeberattraktivität vorn
– etwa bei Trendence auf Platz zwei in
Deutschland. Auch international haben
wir Spitzenplätze belegt. Für die gute
Bewertung spielt unsere Arbeitskultur
eine wichtige Rolle. Bei der Bewertung
von jungen Bewerberinnen liegt Bosch
sogar auf Platz eins. Darüber freuen wir
uns besonders.
personalmagazin:
Über Arbeitskultur wird
derzeit unter dem Stichwort Arbeiten 4.0
diskutiert. Lassen Sie uns über einige der
zentralen Thesen sprechen und inwie-
weit diese bei Bosch praktiziert werden.
Eine These lautet, Mitarbeiter erwarten
möglichst flache Hierarchien. Ist Bosch
bemüht, Hierarchien flach zu halten?
Kübel:
Wir erleben, dass unsere Mitar-
beiter je nach Aufgabe unterschiedliche
Bedürfnisse hinsichtlich der Hierarchie
haben. Deshalb finden sie bei uns ver-
schiedene Organisationsformen, die auf
die Kunden und Märkte zugeschnitten
sind. Wir haben zum Beispiel Start-
up-Unternehmen innerhalb unseres
Konzerns, die haben einen Chef, aber
darunter kaum Hierarchie. Diese Mit-
arbeiter arbeiten in agilen Projektstruk-
turen. Auf der anderen Seite haben wir
Geschäftsbereiche, die in der Massen-
fertigung in traditionellen Hierarchien
arbeiten. Wir haben die gesamte Band-
breite an Organisationsformen und be-
obachten laufend, was die Wünsche der
Mitarbeiter und die Marktanforderun-
gen sind, um uns weiterzuentwickeln.
personalmagazin:
Die zweite These aus dem
Arbeiten-4.0-Kontext heißt: Chefs sollen
vor allem Coaches ihrer Mitarbeiter sein.
Ist das auch das Leitbild von Bosch?
Kübel:
Das passt zu unserem Führungs-
verständnis in Zeiten der digitalen
Transformation. Wenn man vor zehn
Jahren etwa noch über „Command and
Control“ führte, ist das in einer vernetz-
ten Arbeitswelt, in der man immer mehr
gemeinschaftlich in agilen Teams zusam-
menarbeitet, nicht mehr zeitgemäß. Mit-
arbeiter brauchen Freiräume, damit sie
möglichst selbstständig ihre Aufgaben
erledigen können. Die Sinnstiftung spielt
dabei eine wichtige Rolle. Der Job der
Führungskräfte sollte es sein, optimale
Rahmenbedingungen für die anvertrau-
„Künftig müssen unsere
Führungskräfte noch
viel mehr über sinnstif-
tende Zukunftsaufgaben
führen. Dafür steht auch
unser Leitbild Technik
für das Leben.“