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TITEL
_DATA DRIVEN RECRUITING
personalmagazin 01/17
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E
ine der zentralen Herausfor-
derungen von Personaldienst-
leistern ist die hohe Anzahl an
Bewerbungen, die es zu sichten
und zu verwalten gilt. Bei Manpower in
der Schweiz heißt das in Zahlen: Rund
4.000 Bewerbungen pro Woche gehen in
den 60 Filialen ein, in denen 400 interne
Mitarbeiter tätig sind. Um die Prozesse
zu beschleunigen und administrative
Tätigkeiten zu reduzieren, hat sich das
Unternehmen nach einer intelligenten
Matchingtechnologie umgesehen.
Die Bedeutung von Semantik
Eine weitere Herausforderung in der
Schweiz: In einem Land mit drei offi-
ziellen Sprachen spielt Semantik (das
Verständnis der Bedeutung von Wörtern
und Sätzen) eine große Rolle. Eine Such-
maschine, die nur auf vorab definierten
Kriterien und einer Selektion von Schlüs-
selwörtern basiert, ist nicht ausreichend,
um Kandidatenprofile zu verstehen und
diese mit einer Position zu matchen.
Synonyme und Übersetzungen müssen
dementsprechend implementiert werden.
Das Unternehmen hat sich für die se-
mantische Such- und Matchingtechnolo-
gie von Textkernel entschieden, bei der
alle Bewerbungen automatisch in einer
„Sourcebox“ landen, die mit den vorhan-
denen Softwarelösungen verbunden ist.
Auch die Vakanzen von Manpower und
Stellenanzeigen der direkten Arbeitgeber
werden in das System eingespielt und
semantisch mit den eingehenden Bewer-
bungen abgeglichen. Zudem können die
Von
Sandra Petschar
Recruiter die eigene Datenbank niederlas-
sungsübergreifend nach passenden Wort-
bedeutungen durchsuchen. „So konnten
wir Profile vermitteln, die wir sonst wahr-
scheinlich nicht für die Positionen iden-
tifiziert hätten“, sagt Alexander Grasset,
Senior Projekt Manager bei Manpower.
Noch höher sind die Bewerberzahlen
bei USG People in Deutschland: Das Un-
ternehmen erhält rund 50.000 Bewer-
bungen pro Monat, die in verschiedenen
Datenbanken der Tochterunternehmen
gespeichert werden. Etwa die Hälfte der
Bewerber hat sich bereits in der Vergan-
genheit beworben und befindet sich in
wenigstens einer dieser Datenbanken.
Trotzdem haben sich die Berater früher
nicht auf interne Datenbanken, gefüllt mit
potenziellen Kandidaten konzentriert. Ein
Grund dafür war, dass die Berater mit ad-
ministrativen Prozessen und dem Schal-
ten von Stellenangeboten beschäftigt
waren. Ein weiterer Grund lag in den we-
nig optimalen Suchfunktionen. Deshalb
konnten nur zehn Prozent der Bewerber
tatsächlich weitervermittelt werden.
Der Personaldienstleister implemen-
tierte die CV-Parsing-Software Extract
von Textkernel, die die manuelle Da-
teneingabe für Kandidaten und Recrui-
ter übernimmt. Die Kandidatenprofile
werden automatisch analysiert. Zudem
führte das Unternehmen die seman-
tische Suchtechnologie ein, um Kandi-
daten in der eigenen und in externen
Datenbanken zu finden. In der stark
wettbewerbsorientierten Branche er-
schien eine einheitliche Datenbank für
alle Tochterfirmen die optimale Lösung.
Seit der Integration befindet sich eine
große Menge an Bewerbungen im zent
ralen System. Tausende Nutzer führen
wöchentlich Zehntausende Suchanfra-
gen durch. Die Bereitschaft zum Teilen
ist gewachsen und die Angst, Kandi-
daten an andere Branchen zu verlieren,
hat sich nicht bestätigt, so Marketing
Manager Ton Sluiter: „Die semantische
Suchtechnologie versorgt unsere Bera-
ter nicht nur mit Kandidaten, an die sie
auch tatsächlich gedacht haben, sondern
auch mit Empfehlungen von ähnlich gut
passenden Kandidaten.“
Automatische Empfehlungen
PRAXIS.
Personaldienstleister stehen vor besonderen Herausforderungen im Recrui
ting und gehören deshalb zu den Vorreitern bei der Softwarenutzung. Zwei Beispiele.
SANDRA PETSCHAR
ist bei Textkernel
zuständig für das Marketing im Raum
Deutschland, Österreich und Schweiz.
„Mit semantischer Such- und Matchingtechnologie
konnten wir Profile vermitteln, die wir sonst wahr-
scheinlich nicht für die Positionen identifiziert hätten.“
Alexander Grasset, Manpower