personalmagazin 1/2017 - page 15

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01/17 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Medienmix zwischen Automatisierung
und persönlicher Kommunikation aus-
gewogen ist.
Bereich „Strategie & Vision“
Der Best Pers Award hat bewiesen,
dass es sehr wohl möglich ist, wettbe-
werbsorientierte Personalstrategien zu
formulieren und zu implementieren.
Allerdings geraten Strategie und Vision
immer mehr in den Hintergrund – durch
die vielen vereinfachenden Schlagwor-
te, die aktuell unsere Diskussion leiten.
Um es ungeschönt zu formulieren: In
keinem anderen Fall haben wir in den ver-
gangenen Jahren einen derartigen Rück-
schritt erlebt. Wenn es so weitergeht, sind
wir bald unter dem Nullniveau aus den
1980er-Jahren angekommen.
Nur: Wer in seiner Personalstrategie
die Frage unbeantwortet lässt, wo Wettbe-
werbsvorteile durch HR-Arbeit entstehen,
wird diese allenfalls zufällig erreichen.
Und dass – in Abwandlung eines Spruchs
von Helmut Schmidt – gerade jene bald
zum Arzt gehen müssen, die keine Visi-
onen haben, liegt auf der Hand.
Fazit: Strategie und Vision zu vernach-
lässigen ist unklug! Beides sollte mit der
erforderlichen Komplexität revitalisiert
werden, denn beides ist wichtiger denn je.
Bereich „Generationenmanagement“
Hier besteht bei fast allen untersuch-
ten Unternehmen Handlungsbedarf:
Teilweise wird die Notwendigkeit, un-
terschiedliche Generationen zu berück-
sichtigen, als diskriminierend einge-
stuft und daher abgelehnt. Oder aber es
werden Notwendigkeit beziehungsweise
Nutzen schlichtweg nicht gesehen.
So eine Trivialisierung ist gefährlich,
weil unterschiedliche Beschäftigtengrup-
pen unterschiedlich behandelt werden
müssen, da sie andere Bedürfnisse haben.
Die einfachste Form sind altersspezifische
Angebote, besser allerdings lebenspha-
senorientierte Konzepte. Hinzu kommen
unterschiedliche Werte- und Verhaltens-
muster bei den verschiedenen Generati-
onen. Wirft man sie alle in einen Topf,
sind Schwierigkeiten bei Akquisition, Mo-
tivation und Retention vorprogrammiert.
Fazit: Trivialisieren der Generationen-
thematik ist gefährlich! Deshalb gilt es,
auf die lebensphasenorientierte Perso-
nalarbeit und auf generationendifferen-
zierendes HR-Management zu setzen.
Bereich „HR-Controlling“
HR-Controlling braucht Daten und Algo-
rithmen. Unternehmen verfügen inzwi-
schen über umfangreiche Kennzahlen,
die auch ohne Publikationspflicht ein
beeindruckendes externes Human Capi-
tal Reporting ermöglichen würden. Aller-
dings nimmt das Defizit an Verfahren zu,
die – jenseits von Abfragen, Data Mining
und Big Data – effizientes und effektives
Personalcontrolling ermöglichen.
Fazit: Das Personalcontrolling zu redu-
zieren, ist kurzsichtig! Statt existierende
Kennzahlen wegen nicht-existierender
Algorithmen abzubauen, gilt es, lieber
neue komplexitätsreduzierende Control-
ling-Algorithmen zu entwickeln.
Bereich „HR Digital“
Eine der großen Überraschungen beim
Best Pers Award 2016: Die wenigsten Un-
ternehmen nutzen bislang die Chancen
der Digitalisierung. Es findet eher eine
Rückbesinnung auf die alte Logik der
Großrechner statt, bei der ein mehr oder
weniger integriertes System als mächti-
ger Datenspeicher den Kern darstellt, auf
den man über wenig benutzerfreundliche
Oberflächen mit Suchabfragen zugreift.
Es zeigte sich aber auch, dass es Al-
ternativen gibt, die eine fortschrittliche
digitale Transformation ermöglichen:
Mit strikt webbasierten Lösungen eröff-
nen sich neue Formen für ein agiles HR-
Management mit intuitiv-responsiven
Dashboards, die sich in Echtzeit für die
HR-Prozesskette nutzen lassen.
Fazit: Der Blick zurück ist unzeitge-
mäß! Stattdessen brauchen wir einen
radikalen Paradigmenwechsel.
Bereich „Entlohnung“
Abgesehen von zusätzlicher Automati-
sierung hat sich hier in den vergangenen
Jahren wenig getan. Die Mehrzahl der
Betriebe ignoriert Payroll-Innovationen
weitgehend. Dabei gibt es angeregt auch
durch Probleme bei Bonuszahlungen
erste sinnvolle Überlegungen, leistungs-
orientierte Gehaltsbausteine zu reduzie-
ren. Gleichzeitig müssen komplizierte
Cafeteria-Systeme vereinfacht werden.
Schließlich bieten Entlohnungssysteme
auch angesichts der demografischen Ver-
änderungen quer durch die Generationen
ein beträchtliches Innovationspotenzial.
Fazit: Ein Ignorieren der Entlohnungs-
thematik ist unvertretbar! Deshalb ist
eine innovative Beschäftigung mit Ent-
lohnungssystemen unvermeidbar.
PROF. DR. CHRISTIAN
SCHOLZ
ist Lehrstuhlinha-
ber an der Universität des
Saarlandes.
Die Endress + Hauser Conducta GmbH & Co. KG aus Gerlingen wurde für ihr Personal-
management mit dem Best Pers Award 2016 ausgezeichnet. Neben dem Gesamtsie-
ger wurden auch acht Spartensieger ausgezeichnet. Dabei gab es folgende Gewinner:
Kategorie „Personalbeschaffung“: Kurtz Holding GmbH & Co. Beteiligungs KG
Kategorie „Personalentwicklung“: Projektron GmbH
Kategorie „HR Organisation“: Volksbank Strogäu eG
Kategorie „Kommunikation und Führung“: Endress + Hauser Conducta GmbH & Co. KG
Kategorie „Strategie und Vision“: Projektron GmbH
Kategorie „Generationenmanagement“: Projektron GmbH
Kategorie „HR-Controlling”: Endress + Hauser Conducta GmbH & Co. KG
Kategorie „HR Digital”: Endress + Hauser Conducta GmbH & Co. KG
Endress + Hauser holt den Gesamtsieg
BEST PERS AWARD 2016
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