01/17 personalmagazin
... Jan C. Küster zum Thema „Start-up-Kultur“
Frage eins:
Was können traditionelle Unternehmen von Start-ups lernen?
Jan C. Küster:
Start-ups haben den Vorteil, in einer Zeit zu wachsen, in der
sich die Regeln und Kosten für Marketing, Produkt-Design und Unterneh-
mensführung stark verändert haben. Gerade in der Mitarbeitergewinnung
verfügen Start-ups über den Vorteil, sehr viel Verantwortung zu teilen
und somit auch Berufseinsteigern viel Verantwortung zu geben. Zügige
Positionswechsel bringen ständig neue Impulse, zudem gibt es ein gutes
Verständnis der Anforderungen zwischen den Abteilungen, was die klas-
sische Silo-Denkweise verhindert. Wie so etwas funktioniert, kann das
etablierte Unternehmen bei Start-ups im Modell sehen.
Frage zwei:
Inwiefern ist die Zusammenarbeit mit Start-ups ein HR-Thema?
Küster:
Das ist ein riesiges Thema. Es gibt da mehrere Punkte, die zu beach-
ten sind. Der erste betrifft die Anwendung von Corporate Entrepreneurship.
HR muss schauen, wie das Unternehmen auf den Arbeitsmarkt der Zukunft
ausgerichtet werden kann, wie Mitarbeitern Freiräume für eine professio-
nelle Selbstverwirklichung eingeräumt werden, und HR muss auch Guide-
lines für die Umsetzung erstellen. Ein zweiter Punkt ist die Kultur. Start-up-
Kultur darf nicht auf eine Tischtennisplatte und einen Kicker reduziert sein,
sondern es geht prinzipiell darum, in kleinen Gruppen mit viel Freiraum zu
arbeiten und die typischen Nine-to-five-Strukturen aufzulösen.
Frage drei:
Ist der HR-Bereich darüber hinaus noch betroffen?
Küster:
Ein weiterer Aspekt ist eher ein Zukunftsthema. In der Start-up-
Welt befassen wir uns mit Technologien wie maschinellem Lernen und Big
Data. Da gibt es meiner Meinung nach enorm viel Raum für disruptive Lö-
sungen für den HR-Bereich. Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit jemanden,
der aus der Neuropsychologie kommt und für Piloten ein Personalentwick-
lungs-Tool entwickelt hat, das zur Einstufung einen auf Machine Learning
basierenden Algorithmus nutzt. Auch auf der Zukunft Personal haben wir
einige interessante Projekte gesehen, beispielsweise Chatbots, die ein ers-
tes Recruitment-Gespräch abbilden. Da ist viel Potenzial vorhanden, aber
im HR-Bereich ist häufig noch nicht der Wille zur Umsetzung gegeben.
Drei Fragen an ...
JAN C. KÜSTER
ist Organisator
des „Founders Fight Club“, bei
dem traditionelle Unternehmen
mit Start-ups in Verbindung
treten können, um Gründergeist
und Innovationen ins eigene
Unternehmen zu holen.
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