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RECHT
_MITARBEITERBINDUNG
personalmagazin 07/17
D
ie digitalisierte Arbeitswelt
fördert die Entwicklung spe-
zialisierter Arbeitnehmer.
Dadurch verstärkt sich der
Trend zum vielzitierten „Arbeitnehmer-
markt“ – zumindest in einigen Berei-
chen. Dies führt wiederum dazu, dass
Von
Patrick Mückl
und
Mareike Götte
sich die Bindung zwischen Arbeitneh-
mer und Arbeitgeber löst. Nimmt man
das zunehmende Entstehen flexibler
Arbeits- und Kooperationsformen mit in
den Blick, werden diese Entwicklungen
laut unterschiedlicher Studien (unter an-
derem eine der Universität St. Gallen)
dazu führen, dass spezialisierte Arbeit-
nehmer „ständig mit einem Bein im Ar-
beitsmarkt stehen“. Das erschwert nicht
nur systematische Personalentwicklung,
sondern steigert gleichzeitig die Erwar-
tungen und Ansprüche der Mitarbeiter.
„Job Hopping“ und „Cherry Picking“
werden zum Trend. In manchen Bran-
chen (zum Beispiel bei Profi-Gamern) ist
das längst Realität.
HR wird auf diesen Trend mit einem
Maßnahmenbündel reagieren müssen,
das neben wichtigen Schlüsselfaktoren
wie der Mitarbeiterzufriedenheit sowie
einer anreizorientierten Vergütung auch
rechtliche Instrumente zur Mitarbeiter-
bindung einschließt. Ausgangspunkt ist
dabei, dass eine effektive Mitarbeiter-
bindung nicht allein durch repressive
Maßnahmen bewirkt werden kann. Es
müssen zudem positive Anreize geschaf-
fen werden, um einen Einsatz der Mitar-
beiter für den Arbeitgeber zu fördern.
Das Wettbewerbsverbot:
Maßnahme mit begrenztem Nutzen
Dennoch können auch Wettbewerbsver-
bote ein Mittel zur Mitarbeiterbindung
sein. Sie verhindern, dass Mitarbeiter
während des laufenden Arbeitsverhält-
nisses oder – bei nachvertraglichen
Wettbewerbsverboten – im Anschluss
daran für Konkurrenten tätig werden.
Jedem laufenden Arbeitsvertrag ist
bereits ein Wettbewerbsverbot imma-
nent (vergleiche § 60 HGB; BAG vom
24.3.2010, Az. 10 AZR 66/09). Es gilt
auch, wenn es nicht im Vertrag ausfor-
muliert ist. Ausdrückliche Wettbewerbs-
verbote haben allerdings den Vorteil,
dass sie dem Mitarbeiter dauerhaft vor
Augen führen, was nicht möglich ist.
Auch rechtliche Mittel binden
ÜBERBLICK.
In der sogenannten Arbeitswelt 4.0 wird es schwieriger werden, die
passenden Mitarbeiter zu halten. Welche rechtlichen Instrumente HR dabei helfen.
© DMITRY GUZHANIN / SHUTTERSTOCK.DE
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Job Hopping vermeiden
und Mitarbeiter besser ans
Unternehmen binden