Personalmagazin 7/2017 - page 31

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Talente gibt es viele in China. Leicht
zu finden, sind sie jedoch nicht.
SERIE
Unternehmen, die im Ausland Vertretungen oder Produktionsstandorte aufbauen, müs-
sen vor Ort das richtige Personal auswählen. Kulturelle, rechtliche oder arbeitsmarktspe-
zifische Bedingungen und die von Bewerbern erwarteten Usancen zu kennen, ist eine
große Herausforderung. Andreas Frintrup von der HR Diagnostics AG erläutert gemein-
sam mit lokalen Experten, worauf zu achten ist, wenn in der Ferne rekrutiert wird.
In diesem Serienteil geht es um das
Recruiting und die
Personalauswahl in China.
Erfahren Sie, wie man an die
richtigen Kandidaten kommt, welche Rolle die Eltern der
Bewerber dabei spielen und mit welchen Methoden man
die Richtigen auswählt.
lebende deutschsprachige Kandidaten
geht. Auch die Ansprache sogenannter
Flexpats – ausländische Kandidaten, die
ihren Lebensmittelpunkt mittlerweile
nach China verlegt haben – ist über die-
sen Kanal durchaus möglich.
Der aktuell effektivste Weg berufser-
fahrenes Personal zu gewinnen, ist eine
integrierte HR-Marketingstrategie via
Messaging-Apps wie Wechat/Weixin
oder über einschlägige Microblogs. Die-
se sind insbesondere auf die Nutzung
mit Mobilgeräten ausgelegt und die
bevorzugte Lösung, die Interessenten
nutzen, wenn sie nach neuen Stellen
suchen. Wer hier nicht auffindbar ist,
wird als potenzieller Arbeitgeber in Chi-
na schlichtweg nicht ernst genommen.
Wichtig ist, dass redaktionell begleitete
Accounts mit den eigenen Stellenzeigen
in den Online-Portalen und einer HR-
Homepage vernetzt sind.
Offiziellen Zahlen zufolge gehen 86
Prozent aller chinesischen Internet-
nutzer auf Mobilgeräten online. Die
Optimierung der Firmenwebseiten,
insbesondere der Karriereseiten für
Smartphones und Tablets, ist also Vo-
raussetzung für den Erfolg. Die redak-
tionelle Begleitung eines Accounts beim
Mikroblogging-Dienst Weibo dient dabei
als zusätzlicher Kommunikationskanal.
Unternehmen können so schnell auf
Kandidatenfragen im Bewerbungsver-
fahren reagieren. Dies ist auch der beste
Weg, um nachhaltig mehr Follower für
den Account zu gewinnen, auch wenn
diese (zurzeit) nicht auf Stellensuche
sind. Follower empfehlen interessante
Accounts in ihrem Netzwerk weiter. Die
Nutzer auf demLaufenden zu halten oder
mit aktuellen News zu versorgen, gleich
ob aus Deutschland oder mit Bezug auf
das Engagement in China, führt also fast
automatisch zu mehr Bewerbern.
Virales Recruiting ist erfolgreich
Aus eigener Projekterfahrung können
wir aber noch von anderen viralen und
nahezu kostenfreien Wegen der Be-
werberansprache berichten: Für einen
deutschen Lohnfertiger, der in der Nähe
von Peking ansässig geworden ist und
von dort die lokale Automobilindus-
trie beliefert, wurde ein webbasierter
Rekrutierungsprozess entwickelt, bei
dem Bewerber den aktuellen Status im
Verfahren über ihr Mobilgerät abrufen
können.
Der Clou daran: Jeder Bewerber be-
kommt über das Mobilgerät ein Feed-
back zu den individuellen Ergebnissen
aus der Vorauswahl und Auswahl, die
anhand von psychologischen Tests er-
folgt – und Chinesen sind sehr stolz über
Dokumente, die die gute eigene Leistung
dokumentieren. Sie zeigen deshalb Kolle-
gen, Freunden und der Familie sehr gern
ein Feedback, auf dem lobenswerte Leis-
tungen genannt werden. Das wollen dann
auch viele andere haben und fühlen sich
so zur Bewerbung motiviert – und manch
einer hat tatsächlich gewechselt.
Jobmessen: Auf Eltern gefasst sein
In nahezu allen Städten, an den Hoch-
schulen und Berufsschulen, finden
regelmäßig Jobmessen statt. Als Aus-
steller sind deutsche Firmen bei den
künftigen Absolventen sehr beliebt, da
sie in China als Arbeitgeber einen guten
Ruf genießen. Dies macht sich in der Re-
gel an den Themen Aus- und Weiterbil-
dung sowie Personalentwicklung fest.
Aber auch Training-on-the-Job sowie die
Möglichkeit, Einarbeitung oder Quali-
fizierung in Deutschland zu erfahren,
erhöhen die Arbeitgeberattraktivität
in den Augen der Bewerber. Machen
Unternehmen transparent, dass sie in
Mitarbeiter investieren, unterstützt
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