personalmagazin 8/2016 - page 14

personalmagazin 08/16
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TITEL
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AUSBILDUNG
K
urz vor Redaktionsschluss die-
ses Hefts Anfang Juli hat das
Deutsche Handwerk erfreuli-
che Zahlen zur Berufsausbil-
dung veröffentlicht: Nach jahrelangem
Rückgang ist die Zahl der Ausbildungs-
verträge wieder deutlich gestiegen, wie
unter anderem
richtete.
In Euphorie verfallen wollten die Hand-
werker aber nicht: Die Zahlen könnten
sich bis Ende 2016 noch relativieren. We-
nig Optimismus hatte Ende April auch
schon Bildungsministerin Johanna Wan-
ka verbreitet, als sie die Ergebnisse des
Berufsbildungsberichts 2016 vorlegte:
Über alle Branchen hinweg hat sich
demnach die Zahl der abgeschlossenen
Ausbildungsverträge weiterhin nach un-
ten entwickelt, so das zentrale Ergebnis
des jährlichen Berichts, der auf einem
Datenreport des Bundesinstituts für Be-
rufsbildung (BIBB) beruht. Die jährliche
Von
Andrea Sattler
(Red.)
Ausbildungs-Analyse des Statistischen
Bundesamts, die im Gegensatz zum
BIBB-Report nicht das Ausbildungs-,
sondern das Kalenderjahr 2015 betrach-
tet, stimmt sogar noch pessimistischer:
Die Statistiker aus Wiesbaden sprechen
gar von einem „Allzeittief“ bei den Aus-
bildungsverträgen. Statistiker zeichnen
auch für die kommenden Jahrzehnte ein
schwarzes Bild: Laut IHK-Studie wird für
das Jahr 2030 ein massiver Azubimangel
in kaufmännischen Berufen erwartet.
Wanka will mit Kampagne punkten
Wie in den Vorjahren auch waren Poli-
tiker, Gewerkschafts- und Wirtschafts-
vertreter nach Veröffentlichung des
Berufsbildungsberichts prompt zur
Stelle, um sich mit Gegenmaßnahmen
zu positionieren. Wanka will mit einer
breit angelegten Info-Kampagne punk-
ten, die die gesellschaftliche Bedeutung
von Lehrberufen verdeutlichen soll. Zu
diesem Zweck hat sie die Kampagne
„Du + Deine Ausbildung = Praktisch un-
schlagbar“ gestartet. Auf großflächigen
Plakaten und im Internet werden nun
„Gesellschaftsbeweger“, „Alleszusam-
menhalter“ und „Fachkräfte für Weiter-
kommenwollen“ gesucht.
Doch nur den Jugendlichen ins Ge-
wissen zu reden, reicht wohl nicht. Es
gilt, auch die Lobby jener „Weiterkom-
menwoller“ zu stärken, die bislang in der
Ausbildung regelrecht ignoriert werden:
Flüchtlinge, Jugendliche mit Migrations­
hintergrund, Azubis mit Handicap,
Hauptschüler mit Förderbedarf. Bislang
hat laut einer Studie der Bertelsmann-
Stiftung nur jeder vierte Ausbildungs-
Vielfalt statt Einfalt
ÜBERBLICK.
Noch nie gab es so wenige Azubis wie 2015. Dennoch werden Flüchtlinge,
Jugendliche mit Handicap und Hauptschüler als Zielgruppe bislang vernachlässigt.
Es gilt, die Lobby der
„Weiterkommenwoller“
zu stärken, die bislang
regelrecht ignoriert wer-
den – etwa Flüchtlinge
oder Jugendliche mit
Handicap.
So bunt geht es in Ausbil-
dungsbetrieben bislang
selten zu: Meist herrscht
dort Einfalt statt Vielfalt.
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