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2.2016
Zungen zufolge hat die Verschärfung der
Betreiberhaftpflicht nur zur Folge, dass
mehr Juristen mit demThema beschäftigt
werden. Allerdings steigt im technischen
Property Management der Stellenwert
von Betriebssicherheit und Betreiberver-
antwortung. Das liegt an der Vielzahl ge-
setzlicher Auflagen und ihrer Tendenz zu
weiteren Verschärfungen. Treiber dieser
Entwicklung sind die EnEV, die Trinkwas-
serverordnung mit Legionellenprüfung
und die in vielen Bundesländern beste-
hende Nachrüstpflicht für Rauchmelder
in Wohnungen.
Als Konsequenz daraus steigt das
Bedürfnis nach Transparenz über den
Zustand der technischen Anlagen. Inves-
toren und Eigentümer haben mittlerweile
ein starkes Interesse daran, den Zustand
von Anlagen und Komponenten zu do-
kumentieren, um rechtlich abgesichert
zu sein. Das gilt vor allem für Prüf- und
Wartungspflichten.
Dieser Trend wird durch die letzte
Verschärfung der Betriebssicherheitsver-
ordnung im Juni 2015 verstärkt. Seitdem
müssen für jeden Aufzug zyklische und
bei größeren Veränderungen zusätzliche
Gefährdungsbeurteilungen erstellt wer-
den. Prof. Stüer zufolge ist es „bereits heu-
te absehbar, dass weitere gesetzliche Auf-
lagen hinzukommen, die bei der TGA zu
höheren Kosten führen“. Inzwischen seien
zum Beispiel bereits KFW70-Häuser so
luftdicht gebaut, dass bereits imnormalen
Wohnungsbau immer häufiger Lüftungs-
anlagen eingebaut würden, um Feuchtig-
keitsschäden und Schimmel vorzubeugen.
SEIT JAHREN KLAGT DIE TGA-BRANCHE
über
fehlende Akzeptanz bei der Immobilien-
wirtschaft, die in der Gebäudetechnik
meist ein notwendiges Übel sieht, das viel
Geld kostet und vor der Zeit kaputtgeht.
Das liegt vor allem daran, dass technische
Bauteile häufig Lebenserwartungen von
acht bis 20 Jahren haben. „Für Eigentü-
mer ist das ein Ärgernis, das für Nicht-
techniker kaum zu erfassen ist“, sagt Prof.
Stüer. „Die Einsicht, dass man sich als
Asset- oder Property Manager ständig
um dieses Thema kümmern muss, ist
häufig noch nicht durchgedrungen.“ Für
mittel- und langfristige Planungen ist die
Budgetierung von Instandsetzungs- und
Instandhaltungskosten, Betriebsführung,
Wartung und Prüfpflichten sehr wichtig.
DAS GILT UMSO MEHR
, je komplexer das
Gebäude ist und je höher die Neben- und
Betriebskosten sind oder wenn durch
Instandsetzung und Modernisierung ein
hoher Reinvestitionsbedarf besteht. Die-
se Zahlen muss der Facility Manager zur
Verbesserung der Performance für den
Eigentümer oder der Betriebskosten der
Mieter ständig im Blick haben. Der Bü-
rokosten-Report „Oscar“ von Jones Lang
Lasalle belegt, dass die Kosten für TGA
steigen, zuletzt um zwei Prozent. „Unsere
Erfahrungen bestätigen diese Entwick-
lung auch für komplexere Objekte“,
SUMMARY
»
Im Neubaubereich
sind TGA-Planungen schwer zu bekommen, die Unternehmen sind langfristig ausgebucht.
»
Im gewerblichen
und wohnungswirtschaftlichen Bereich
steigen die Kosten für die TGA.
»
Die Treiber der Entwicklung
sind rechtliche Anforderungen, zunehmende
Anlagenkomplexität, Dokumentationspflichten und ein zunehmendes Komfortbedürfnis der Nutzer.
»
5
Minuten
Früher gab es kleine Bäder mit
einer Wanne, die knapp 20
Minuten brauchte, um vollzu-
laufen. Heute fordert der Markt,
dass dies in drei bis fünf Minuten
erledigt ist. Dafür braucht man
größere Rohrleitungen, einen
größeren Hausanschluss, eine
größere Warmwasserbereitung.
Solche Komforttendenzen haben
Auswirkungen auf die gesamte
Haustechnik.
Blick in das „Innenleben“ eines Produktionsgebäudes