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VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
TECHNISCHE GEBÄUDEAUSRÜSTUNG
gertes Risiko. Der Gesetzgeber verstärkt
diese Entwicklung noch. Ab 2017 sollen
Großverbraucher, ab 2020 alle Haushalte
zum Einbau smarter Stromzähler und
Messsysteme verpflichtet werden. Auch
Prof. Stüer sieht den Trend, jedes Bau-
teil digital zu codieren und damit eine
durchgängige Datenlage vomEntwurf des
Architekten bis zum Verwalten und Be-
treiben des Gebäudes zu schaffen. „Da ist
aber noch viel zu tun und vieles zu klären.
Es gibt einige Forschungsprojekte, jedoch
werden wir einige Jahre Entwicklungsar-
beit abwarten müssen, bis das funktio-
niert.“ Spannend sei aber vor allem, wie
man im Bestand künftig mit dem Thema
umgehe, ob es sich lohne, Gebäude und
ihre Einbauteile nachträglich zu digitali-
sieren.
EIN WESENTLICHER BAUSTEIN
der Digita-
lisierung wird das Building Information
Modeling – kurz BIM, ein integrierter Pla-
nungsprozess, der alle relevanten Daten
eines Gebäudes abbildet. Dabei werden
Planung, Ausführung und Bewirtschaf-
tung von Gebäuden anhand eines dreidi-
mensionalen virtuellen Gebäudemodells
miteinander vernetzt. Alle Projektbe-
teiligten können neben geometrischen
Informationen auch Komponenten und
Informationen über den gesamten Le-
benszyklus in das Modell einpflegen und
es so fortentwickeln.
Der Vorteil für die TGA ist, dass ein
großer Teil der Abstimmung zwischen den
Gewerken von der Baustelle in das Mo-
dell verlegt wird. Damit können Fehler
früher erkannt und beseitigt, Konflikte
auf der Baustelle reduziert, die Effizienz
gesteigert und nicht zuletzt Bauzeit und
Baukosten gesenkt werden. „Auch über
BIM“, so Prof. Stüer, „wird zwar viel ge-
redet und geschrieben. Allerdings gibt es
noch immer viele ungeklärte Schnittstel-
len, damit funktioniert die Datenübertra-
gung an vielen Stellen noch nicht.“ Bösen
D
ie Branchen rund um die technische
Gebäudeausrüstung (TGA) sind im
Jahr 2016 frohen Mutes. Unterneh-
men, Lieferanten und Planer haben gut ge-
füllte Auftragsbücher und die Preise sind
auskömmlich. Das bekommen Bauherren
und Investoren zu spüren. Sie müssen
nicht nur mit steigenden Kosten rechnen,
bald schon könnten sich Bauprojekte so-
gar verzögern. Den Flaschenhals bilden
zurzeit die Planungsbüros, die teilweise
bereits bis 2017 ausgebucht sind.
Prof. Stefan Stüer, Senior Director
beim technisch-wirtschaftlichen Bera-
tungsunternehmen Valteq, macht für
diese Entwicklung verschiedene Faktoren
verantwortlich. „Es gibt eine steigende
Tendenz bei Investoren, Grundstücke zu
entwickeln. Hinzu kommt die Konsoli-
dierung in der Planungsbranche, in deren
Zuge einige Büros auf ausländischeMärkte
ausgewichen sind. Diese Kapazitäten feh-
len nun, da die Nachfrage wieder anzieht,
auf dem deutschen Markt.“ Ähnlich sieht
das Robert Oettl, Geschäftsführer desMa-
nagement- und Beratungsunternehmens
cgmunich: „Die TGA-Planungsbüros sind
kurzfristig gar nicht mehr einsetzbar. Ex-
trem schwierig ist es auch, gute TGA-Pla-
ner als Mitarbeiter zu bekommen."
DIE DIGITALISIERUNG
der technischen Ge-
bäudeausrüstung wird eines der beherr-
schendenThemen der nächsten Jahre sein.
Das unterstreicht eine Umfrage unter den
Teilnehmern der Expo Vision von Drees
& Sommer. Demnach schätzen 91 Prozent
den Einfluss der Digitalisierung stark bis
sehr stark ein. Im europäischen Vergleich
allerdings findet sich Deutschland bei der
Umsetzung nur auf einem der hinteren
Plätze. Die Immobilienwirtschaft ver-
spricht sich von der Anwendung digitaler
Tools, Systeme und Prozesse in erster Li-
nie Transparenz. Auf denweiteren Plätzen
folgen Qualitätssteigerung, Zeitersparnis,
höhere Wirtschaftlichkeit und ein verrin-
Property Manager tun sich schwer
In der Immobilienwirtschaft
wird die Technische Gebäu-
deausrüstung (TGA) selten
geliebt. Sie verursacht im-
mer Kosten und bereitet oft
Probleme. Häufig fehlt auch
das Verständnis zwischen
Kaufleuten und Technikern.
Trotzdem gibt es interessante
Entwicklungen, die nachhaltig
Auswirkungen haben.
„Es ist extrem schwierig,
gute TGA-Planer als Mit-
arbeiter zu bekommen.
Die Digitalisierung erfor-
dert exzellent ausgebil-
dete Ingenieure.“
Robert Oettl,
Geschäftsführer von
cgmunich