Immobilienwirtschaft 2/2016 - page 40

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VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
DEUBAUKOM
findet, nicht konsequent weiterentwickelt
worden zu sein“, findet der anonyme An-
sprechpartner.
Die Nachsilbe „kom“ spielt mit mehre-
ren Assoziationen. Zum einen nimmt sie
lautmalerisch Bezug auf den Anteil der
Informationstechnologie, zum anderen
soll sie auf die drei Kompetenzbereiche
Architektur, Industrie- und Gewerbebau
sowie Bau-IT verweisen. Das unterstrei-
chen auch die in die Hallen verlagerten
Kongresse „Neues Bauen mit Stahl“ im
Rahmen des internationalen Architektur-
kongresses und der Holzbaukongress, der
vor 600 Interessierten am 15. Januar ab-
gehalten wurde. Beim Industrie- und Ge-
werbebau scheint sich die schon erwähnte
„gefühlte Halbierung“ nicht zu bestätigen:
Der Ausstellerkreis wurde von ursprüng-
lich acht auf 30 erweitert.
DIE DREI K ZIEHEN
Kompetenzen, Kon-
gresse und Kundenforen sind unter an-
derem auch die Beweggründe, die den
Dämmspezialisten Rockwool auf die
Messe zogen. Dagmar van Bracht, Leiterin
Marketing undKommunikation, sieht den
regionalen Bezug: „Wir sind hier, weil wir
mit der Region verwurzelt sind.“ Henri
Windten, Leiter Technischer Service/Fo-
rumbei Rockwool, erinnert sich, dass sein
Unternehmen vor zehn Jahren noch mit
einem großen Einzelstand vertreten war,
findet aber die jetzige Ausstellungssitua-
tion auf dem Gemeinschaftsstand Kom-
petenzzentrum Industriebau gut – wegen
der deutlichen Synergieeffekte. „Unser
Rockwool-Forum ist mit 130 Teilnehmern
gut besucht und auch die Zusammenset-
zung ist hervorragend. Wir begrüßen zu
90 Prozent Architekten, Ingenieure und
Sachverständige, also die Zielgruppe für
unsere Produkte.“ Windten weiß das Fo-
rum zu bewerten, er organisiert jährlich
50 Veranstaltungen in ganz Deutschland,
die dem Fachpublikum Neuigkeiten aus
Bauordnungsrecht und Brandschutz ver-
mitteln. „Bauordnungsrecht ist Pflicht,
Brandschutz ist Kür“, erklärt er. Und das
obwohl ein aufwändiger Brandschutz ge-
rade im Industrie- und Gewerbebau zu
günstigeren Versicherungskonditionen
führt und sich damit für Inhaber oder
Betreiber auf Sicht gut rechnen lässt.
HOCHWASSER UND SCHADSTOFFRISIKEN
Die Behauptung, die Deubau habe mit der
Deubaukomnichts mehr zu tun, stimmt –
und stimmt auch wieder nicht. Es ist klar,
dass die Deubauer der ersten Stunde ihre
Messe nicht mehr wiederfinden. Ebenso
klar ist aber auch, dass ohne inhaltliche
Neujustierung das alte Messekonzept in
Leerstand geendet hätte. Es wird sich zei-
gen, ob sich in zwei Jahren auch wieder
1.000 Architekten und 600 Holzfachleute
einfinden.
Wer als Aussteller dabei sein wird, der
muss sich sicherlich die Kernfrage stellen:
Ist dasmeineMesse und erreiche ichmeine
Zielgruppe? Die befragten Teilnehmer vor
Ort äußern hierzu sehr unterschiedliche
Meinungen, zustimmend wie ablehnend.
Tendenziell überwiegen wahrscheinlich
die Befürworter. Ob sich tatsächlich der
erhoffte Synergieeffekt der Messe-Vierfalt
einstellt, wird sich zeigen. Interessant ist
die Antwort von Projektleiter Arndt auf
die Frage, ob das Hochwasser nicht eher
ein Thema für Venedig wäre. Eben nicht,
meint er, zunehmend kämpften gerade die
Kommunen an Ruhr und Rhein mit dem
Wasserproblemdurch Starkregen undUn-
wetter. Die hochschießenden Gullydeckel
befeuern das Thema auch hier. Diese Er-
läuterung erklärt gleichermaßen die Da-
seinsberechtigung der InfraTech wie auch
der DCONex. Immerhin gehen umfang-
reiche Arbeiten im Immobilienbestand
mit weitverbreiteten Schadstoffrisiken
einher. Asbest und andere Schadstoffe
sind zwar bekannt, führen aber jährlich
noch bei mehr als 3.500 Menschen zu
schweren Erkrankungen, teilweise mit
tödlicher Folge.
Thematisch ist die Klammer gegeben
und damit auch dem Spruch hinter vor-
gehaltener Hand der Spott entzogen: Die
Messeleitung habe nicht anders die Hal-
len zu füllen gewusst. Wer weiß, vielleicht
kommt man ja in nächster Zukunft zu dem
Schluss, dass der Magnet nicht die Messe
an sich ist, sondern die Kongresse und
Foren der Kompetenzzentren. Wer weiß,
vielleicht würde dann das Filet-Grund-
stück der Messe Essen im städtischen
Süden weniger zum Ausbau der Hallen
denn zum Umbau in ein Kongresszen-
trum verleiten.
«
Rolf Steinebach, Essen
Links:
Aussteller Ulrich Röhlen
stellt auf der Deubau-
kom einen Rückgang
von 50 Prozent in allen
Bereichen fest.
Rechts:
Dagmar van Bracht und
Henri Windten sind
auch aus Verbundenheit
mit der Region als Aus-
steller auf der Messe.
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