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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
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KOLUMNE
Projektentwicklung trennen sich einvernehmlich, nachdemdiese
auf dem Flughafen in Frankfurt wieder einmal ihren Flieger ver-
passt hat und ihre Tochter auf der Straße vor dem Kindergarten
in Berlin wieder einmal vergeblich wartete. Work-Life-Balance?
Wie soll das denn gehen, wenn wir Weltmeister werden wollen?
Die männliche Prägung in den Führungsetagen hat zu Vor-
stellungen einer Karriere geführt, die auf der Erfahrung eines
Mannes mit einer ununterbrochenen, ausschließlichen Erwerbs-
tätigkeit beruhen. Dadurch werden Führungskräfte mit typisch
männlichen Eigenschaften wie Dominanz, Selbstsicherheit, Au-
tonomie verbunden. Das führt dazu, dass Führungspositionen
vonmeist männlichenArbeitgebern ehermitMännern inVerbin-
dung gebracht werden. Aktuelle Forschungsergebnisse (z.B. GIL,
Soziologisches Institut der RWTH Aachen) lassen jedoch deut-
lich daran zweifeln, dass Führungseigenschaften eine Frage des
Geschlechts sind, sondern eine der Persönlichkeit. Männer und
Frauen sind gleichermaßen für Führungspositionen geeignet.
MÄNNERKULTUR
Anne Morrison mit ihrem Team hat die Phä-
nomene, die verhindern, dass Frauen in Führungspositionen
aufsteigen, bereits 1987 unter dem Begriff Gläserne Decke zu-
sammengefasst. Sie meint damit vor allem die Männerkultur in
Unternehmen. Denn die immer wieder neue Besetzung von Posi-
tionen vonMännernmit Männern führt zu einer Manifestierung
der derzeitigen Situation. Wenn dann noch dazu der Aufstieg in
die Führungsetagen großer, hierarchischer, männerdominierter
D
ie Immobilienbranche ist keine Frauendomäne. Zu bestau-
nen ist das jedes Jahr wieder auf derMipim imFrühjahr und
auf der Expo Real im Herbst. Hier versammeln sich die so
genannten Entscheidungsträger. Und das sind ehrgeizige Kerle in
neuen, dunklenAnzügen.Wenig hat sich hier in den vergangenen
20 Jahren verändert. Krisen wechseln mit Boomzeiten, aber die
Old Boys bleiben exklusiv. Junge, langbeinige Attraktionen dürfen
helfen. Aber Frauen in Führungspositionen sind immer noch die
Ausnahme in dieser Anpacker-Branche.
Machismen und Macho-Männer schotten sie ab. Sie ist da-
durch für die allermeisten Frauen unattraktiv. Ein Desaster für
die Gesellschaft. Wie viel besser könnten Häuser und Städte sein,
wenn mehr Frauen mitsprechen, planen, entscheiden würden!
TEILHABE
Frauen haben es jedoch in diesem Immobilien-Biotop
schwer. Auch wenn die Emanzipation und die Feminisierung in
anderen Teilen der Gesellschaft unaufhaltsam voranschreiten.
Das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe in Führungs-
positionen verpflichtet über 100 börsennotierte Unternehmen,
ab 2016 im Aufsichtsrat mindestens 30 Prozent der Posten mit
Frauen zu besetzen. Diese und 3.500 weitere Unternehmen müs-
sen außerdem Zielvorgaben für den Frauenanteil im Vorstand
und in zwei weiteren Führungsetagen veröffentlichen. Auf meiner
Suche nach den Gründen, warumdie Immobilienbranche meint,
ohne Frauen auszukommen, bin ich hier fündig geworden: Ein
erfolgreicher Immobilienunternehmer und seine Leiterin der
Frauen bauen
Foto: Dirk Weiß