Immobilienwirtschaft 2/2016 - page 29

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2.2016
munen angewendet wird. Die Berechnung
der Platzspanne amStandort erfolgt durch
Bildung eines örtlichen Indikatorwerts
ins Verhältnis gesetzt mit einer örtlichen
Versorgungsquote und den hochaltrigen
Personen am Standort.
Die einfließenden Indikatoren des
Modells setzen sich dabei unter anderem
aus dem häuslichen Pflegepotenzial, ins-
besondere dem Anteil der Einpersonen-
haushalte oder dem Anteil der erwerbstä-
tigen Frauen, zusammen. Darauf werden
die erreichten Standortwerte den Werten
des Bundeslands gegenübergestellt und
die Abweichung gewichtet.
Diese betrachteten Indikatoren sind
unter Anbetracht der derzeitigen Situation
amPflegemarkt jedoch nicht ausreichend.
Neben den genannten Faktoren sollten be-
sonders Zahlen über die Arbeitslosigkeit,
die Ausländerquote und besonders die
Anzahl demenzerkrankter Personen Ein-
gang in die Berechnung finden. Das neu
entwickelte Tool bietet dabei ausreichend
Spielraum, auf aktuelle Entwicklungen
schnellstmöglich reagieren zu können,
und lässt demPlanermittels einer automa-
tisierten Tabelle freie Hand bei der Wahl
der einfließenden Indikatoren.
STICHTAGSGENAUES ERGEBNIS
Das Ergeb-
nis ist dann eine stichtagsgenaue Spanne
vollstationärer Plätze, die im Vergleich
zum Bestand aktueller Platzangebote so-
fort ausgibt, ob und wie viele Plätze zu-
künftig benötigt werden. Ähnlich erfolgt
die Ermittlung für die zukünftige Anzahl
der Pflegeplätze.
Um für den Investor die Planung sei-
nes Pflegeheims am favorisierten Stand-
ort noch einfacher zu gestalten, können
solche Tools auch verwendet werden,
um zu ermitteln, welche Art von Versor-
gungsleistung – ob Tages-, Kurzzeit- oder
Nachtpflege – amErfolg versprechendsten
ist. Gerade die Kurzzeitpflege kommt ge-
mäß der aktuellen Pflegestatistik mit nur
21.000 Nachfragern im Gesamtjahr 2013
deutlich zu kurz, bei der Nachtpflege wa-
ren es lediglich 43. Grund dafür ist unter
anderem der teils geringfügige Informati-
onsstand pflegender Angehöriger, denen
solche Angebote häufig unbekannt sind.
Gerade zu Zeiten steigender Zahlen
demenzerkrankter Personen im Mix mit
einem großen Anteil ambulant gepflegter
Pflegebedürftiger rücken solche Angebote
jedoch zunehmend in den Fokus, zumal
auch die Refinanzierung durch die Pflege-
versicherung immer besser wird – Grund
genug für die Projektentwicklung, sich an
diesem Trend beteiligen zu wollen. Auch
hierfür bieten Multifunktionstools fun-
dierte Berechnungen.
Nach den abschließenden Berech-
nungen fließen die ermittelten Platzzahlen
dann in ein so genanntes Ergebnisblatt
ein, welches aufgeschlüsselt nach Versor-
gungsart die ermittelten Bedarfszahlen
mit dem Bestand am Standort vergleicht
und eine langfristige Erfolgsaussage zu
dem geplanten Projekt am bevorzugten
Standort vornimmt. Erweitert um ein
Standortscoring entsteht somit ein um-
fassendes Modell, das problemlos den
Bedarfsberechnungen der Kommunen
gegenübergestellt werden kann und eine
zielorientierte Gesamtaussage zum jewei-
ligen Standort ermöglicht.
Großer Vorteil ist die Flexibilität – der
Projektentwickler hat selbst in der Hand,
welcheMarktindikatoren er in die Berech-
nung einfließen lassen möchte, und kann
diese selbst gewichten.
Letztendlich bestimmt der Markt,
welches Produkt wann und wie am besten
nachgefragt wird.
SUMMARY
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Die Demografie
scheint dem Markt für Pflegeimmobilien in die Hände zu spielen. Bis 2030 werden in Deutschland 321.000
zusätzliche Pflegeplätze benötigt.
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Doch Bedarf ist nicht gleich Bedarf:
Im Moment wird zu wenig darauf geachtet, welche Art Pflegeplätze
benötigt wird. Die öffentlichen Bedarfsberechnungen sind aus Investorensicht zudem häufig unverständlich aufgebaut oder nicht nachvollziehbar.
»
Die Lösung
könnten multifunktionale Exceltools sein, die den genauen Platzbedarf nach der jeweiligen Versorgungsart ermitteln helfen.
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Felicitas Thormann, Hannover
Eine ordentliche Bedarfsplanung
wird bei Pflegeimmobilien noch
oft vernachlässigt.
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