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2.2016
ANGELSACHSEN SETZEN AUF MEHR FREMDKAPITAL
Auffällig ist,
dass eine große Zahl von Investorengruppen wie Pensionskassen
und Versorgungswerke ihre Investments überwiegend oder fast
ausschließlichmit Eigenkapital finanzieren. Viele angelsächsische
Anleger bevorzugen im Gegensatz dazu einen möglichst hohen
Fremdfinanzierungsanteil. „Diese Anlegergruppe setzt weit mehr
Fremdkapital als vor ein oder zwei Jahren ein, da die Banken we-
niger restriktiv sind“, sagt Jungk. IhrMotiv liegt auf der Hand: Das
niedrige Zinsniveau hilft ihnen, die Objektrenditen beachtlich
zu hebeln. Der Experte rechnet vor: Sind für einen Kredit zwei
Prozent Zinsen zu zahlen, lässt sich die Objektrendite bei einem
Fremdkapitaleinsatz von 60 Prozent von vier auf sieben Prozent
pushen. Bei einem Zinssatz von 1,5 Prozent und 70 Prozent Kre-
ditanteil kann sie auf fast zehn Prozent hochgezogenwerden. „Die
Banken stehen in intensivem Wettbewerb, die Bereitschaft, hö-
here Finanzierungsrisiken zu akzeptieren, ist gewachsen“, merkt
Jungk an. Diese Tendenz könne sich in den kommendenMonaten
verstärken. Recht stark boomten 2015 auch Wohnimmobilien.
„Haupttreiber warenÜbernahmen börsennotierter Immobilien-
gesellschaften, aber auch Fondsgesellschaften und ausländische
Investorenwie Black Rockmischten kräftigmit“, weißKonstantin
Lüttgers, Leiter Investment Wohnen CBRE Germany. Mit über
23 Milliarden Euro – eine neue Rekordmarke – schnellte das
Transaktionsvolumen um fast 75 Prozent gegenüber 2014 nach
oben. Alle blicken gebannt auf das Übernahmegerangel zwischen
Vonovia und der Deutsche Wohnen. „Dabei befinden sich noch
andere großvolumige Portfolios in der Investmentpipeline“, so
Lüttgers. Von einer Blasenbildung könne bei Wohnimmobilien,
trotz mitunter drastisch gestiegener Preise, keine Rede sein. Zu-
mal selbst Deutschlands teuerstes Pflaster München unter den
europäischen Metropolen lediglich unter „ferner liefen“ – auf
Platz 15 – rangiert.
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Norbert Jumpertz, Staig