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VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
TECHNISCHE GEBÄUDEAUSRÜSTUNG
so Oettl. „Die Kosten steigen zum einen
aufgrund der Komplexität der TGA, zum
anderen wird es auch immer schwieriger,
diese Kosten sauber zu ermitteln.“ Per
Benchmark gehe das zwar immer, aber
bei technisch hochkomplexen Gebäuden
sei eine hohe technische Kompetenz von
den Beratern, Planern oder Property Ma-
nagern gefordert, um diese Budgetierung
sauber durchzuführen.
IM PROPERTY MANAGEMENT
sieht Oettl
zwei große Probleme, die einander be-
dingen: den Mangel an guten Technikern
und zu geringe Margen. Lange dachten
Property-Management-Unternehmen,
den technischen Betrieb mit externen
Dienstleistern abdecken zu können,
ohne selbst im Unternehmen technische
Kompetenzen zu haben. „Da hat zwar ein
Umdenken stattgefunden, allerdings sind
die Margen der Property Manager nicht
besonders üppig. Deshalb bekommen die
Unternehmen kaum qualifizierte Techni-
ker. Property Manager tun sich mit der
TGA besonders schwer“, so Oettl weiter.
Zum einen hätten sie großen Nachholbe-
«
Oliver Mertens, Stuttgart
Quelle: Drees & Sommer
23%
68%
Wie stark schätzen Sie den Einfluss der Digitalisierung
auf die Immobilienbranche ein?
Sehr stark
Stark
Weniger stark
5%
Gering
4%
Welche Vorteile bringt Digitalisierung Ihrer Meinung nach am ehesten
bei Planung, Bau, Betrieb und Exit?
(Mehrfachnennungen möglich)
70%
Transparenz
Qualitäts-
steigerung
63%
Zeitersparnis
58%
Höhere Wirt-
schaftlichkeit
58%
Risikoreduktion
45%
darf, zum anderen gebe der Markt keine
guten Techniker her, und zurzeit werde
diese Leistung auch nicht honoriert.
STEIGENDER KOMFORT BEIM WOHNEN
Prof.
Stüer sieht eine steigende Nachfrage im
Bereich des Komforts: So würden auch
bei Wohnungen unterhalb des Luxusseg-
ments häufiger Kühlungen eingebaut. Das
bestätigt auch Robert Oettl, dem zufolge
Kühlungsexperten zurzeit „fast unbezahl-
bar sind“. Der wachsende Wunsch nach
Wohnkomfort zeigt sich exemplarisch
beim Bad. Früher gab es kleine Bäder mit
einer Dusche oder einerWanne, die knapp
20 Minuten brauchte, um vollzulaufen.
„Heute“, so Prof. Stüer, „fordert derMarkt,
dass dies in drei bis fünf Minuten erledigt
ist. Dafür braucht man größere Rohrlei-
tungen, einen größeren Hausanschluss,
eine größere Warmwasserbereitung. Sol-
che Komforttendenzen haben Auswir-
kungen auf die gesamte Haustechnik.“
DIE TECHNISCHE DUE DILIGENCE
hat sich
seit einigen Jahren zu einem zentralen
Punkt im Transaktionsprozess der Im-
mobilienbranche entwickelt. „Heute wird
kaum noch eine Immobilie finanziert,
ohne dass der Käufer eine technische Due
Diligence vorlegen muss“, sagt Prof. Stüer.
Das beginne bei einem einfachen Mehr-
familienhaus mit sechs Mietparteien und
reiche bis zu Großprojekten mit hundert-
tausenden Wohneinheiten. „Banken und
Investoren haben aus dem letzten Jahr-
zehnt einiges gelernt. Deshalb wollen sie,
dass ein Fachmann die Immobilie vor dem
Kauf bewertet. Das Verfahren ist heute
gang und gäbe.“ Bei Ankäufen gebe es eine
kaufmännische, eine juristische und die
technische Bewertung. Diese Bausteine
würden von fast allen seriösen Marktak-
teuren genutzt.
NACH DEM GESETZ ÜBER ENERGIEDIENST-
LEISTUNGEN
waren große Unternehmen
verpflichtet, erstmalig bis Anfang De-
zember 2015 Energieaudits durchzufüh-
ren. Doch noch ist die Akzeptanz dafür
in der Immobilienwirtschaft gering. Prof.
Stüer sieht die Gründe dafür in einer Ge-
mengelage: „Das ist ähnlich wie bei der
Legionellenprüfung, wo bis heute noch
bei vielen Immobilien keine Erstprüfung
durchgeführt wurde.“
Zum einen fehlten die Kapazitäten für
flächendeckende Audits. Es gebe schlicht
zu wenige Fachleute, die in der Lage seien,
die Audits durchzuführen. Außerdem
habe lange Unklarheit darüber geherrscht,
was genau und in welchem Umfang un-
tersucht werden müsse. „Manche Unter-
nehmen haben sich dafür entschieden,
kein einmaliges Audit durchzuführen,
sondern ein Energiemanagementsystem
nach ISO 50001 aufzubauen und einen
kontinuierlichen Optimierungsprozess
einzuführen“, weiß Robert Oettl. Aus sei-
ner Sicht rechtfertige das Energieaudit als
Einzelmaßnahme den Aufwand nicht.
„Wenn man das jedoch weiter fasst und
das Energiemanagementsystem zum Bei-
spiel in ein bereits vorhandenes Umwelt-
management nach ISO 14001 integriert,
ist das sinnvoll.“