DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 3/2017 - page 41

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denn der Energiebedarf für die Lüftung bleibt vom
Nutzer abhängig und ist schwer beeinflussbar. Der
technische Vorstand derWohnungsgenossenschaft
Freiberg eG (WG Freiberg), Jürg Kriesten, schätzt,
dass die Kosten dennoch nur im unteren einstelli-
gen Bereich für den gesamtenMieterstrom liegen.
Zentrale Lüftungen gut umzusetzen
Im Wohnungsbau technisch gut umsetzbar sind
nach wie vor die zentralen Lüftungsanlagen. „In
Plattenbauten nutzen wir dafür nach wie vor die
vorhandenen Installationsschächte“, so Cai-Patric
Schulze, technischer Leiter der Wohnungsbauge-
sellschaft mbH Oranienburg (WOBA). Auf dem
Dach sorgen dann Ventilatoren am Schachtaus-
gang für die Fortführung der verbrauchten Luft.
Teils waren diese schon seit DDR-Zeiten vorhan-
den, wurden aber komplett neu installiert oder
nachgerüstet.
Als Hauptgrund für die Nachrüstung nennt Schul-
ze das Wohnraumklima. Selbst bei Sanierungen
setze man neben der DIN 1946 (siehe Kasten auf
S. 40) auf den neuesten, energetischen Standard,
der von der EnEV vorgegeben wird. Die Wärme
werde im Wohnraum belassen. Durch die nach
einer Sanierung dichtere Gebäudehülle komme
man um eine mechanische Lüftung nicht herum.
Deren Standards wiederum sind technisch durch
die DIN 1946 vorgegeben. Zum Einsatz kommen
bei der WOBA zentrale und dezentrale Anlagen,
aber auch solchemit Wärmerückgewinnung (siehe
Kasten unten). „Wir nutzen dazu Luftwärmepum-
pen. Die machen aus Abwärme Warmwasser. Das
ist immer günstiger, als das mit Fernwärme zu er-
zeugen oder jedes Mal aufs Neue das Kaltwasser
von 10 auf 60 0C zu heizen“, so Schulze.
Abluftwärme zurückgewinnen
Aktuell baut sein Unternehmen fünf Wohnhäuser
am Schlosshafen in Oranienburg – alle mit Ab-
luftrückgewinnung. Zwar ist auch Schulze klar,
dass die Lüftung mal mehr Strom braucht. Aber
bei den Wärmekosten könnte das wieder einge-
spart werden. Exakte Daten kann er dafür noch
nicht nennen, denkt aber, dass es insbesondere
bei den Neubauten auf eine positive energetische
Lüftungsbilanz hinausläuft. „Doch die Energie-
einsparung ist ja nicht nur das Hauptziel, sondern
auch das verbesserteWohnraumklima“, so Schul-
ze. Insbesondere die Schimmelgefahr, übrigens
auch einer der Hauptpunkte in der DIN 1946, sei
geringer, auch durch hygrostatische Messfühler
in denWohnungen. Die messen kontinuierlich die
Raumfeuchte. Liege die über 60%, dann öffneten
sie automatisch die Lüftungsventile.
Ziel der WOBA ist es, jede Lüftungsneuinstallation
im Bestand in zehn Arbeitstagen bewerkstel-
Für die Wärmerückgewinnung mittels Abluftwärmepumpe
kommen drei Lüftungsvarianten in Frage:
1. Eine klassische Lüftungsanlage führt Abluft aus Küche
oder Bad zum zentralen Lüftungsgerät, wo sie von der
Wärmepumpe aufgewärmt wird. Von ihm führt die
Zuluft in Schlafräume oder Wohnzimmer.
2. Der Unterdruck in der Wohnung lässt frische Luft über
Außenwandventile nachströmen. Die Wärmepumpe
nutzt die Abwärme der Abluft und führt sie der frischen
Zuluft zu. Bei dieser Variante wird eine Verrohrung nach
draußen für Fort- sowie für Zuluft benötigt.
3. Ein Kreuzgegenstromwärmeaustauscher nimmt der
Abluft einen Großteil ihrer Energie ab und wärmt so
die Zuluft vor. Sie kann je nach Wärmebedarf noch
über die Oberfläche des Luft/Wasser-Wärmepumpen-
verdampfers strömen. Dort gibt sie Restwärme an den
Kältekreislauf der Wärmepumpe ab. Reine Abluftwär-
mepumpen jedoch benötigen keinen Kreuzstromwär-
metauscher.
WÄRMERÜCKGEWINNUNG IN LÜFTUNGEN
Neubau der WOBA Oranienburg vom Sommer 2016 mit Lüftungs-Außenwandelement
und integrierter Wärmerückgewinnung
Quelle: WOBA
Jede Wohnung wird
mit der Wärmerück-
gewinnungsanlage
ausgestattet
Quelle: Schulze / WOBA
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