DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 3/2017 - page 37

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den Balkonrückwänden) verkleidet. Damit einher
ging ein Austausch der ca. 600 alten PVC-Fenster,
die durchmoderne Energie sparende Kunststoff-
fenster mit Dreifachverglasung und integriertem
Fensterfalzlüfter ersetzt wurden. Die ausgedien-
ten Bauelemente hätten wie häufig üblich in einer
Müllverbrennungsanlage entsorgt werden kön-
nen. Doch Bauherr und Fensterbauunternehmer
hatten eine bessere Lösung parat: Man entschied
sich für das werkstoffliche Recycling der PVC-Alt-
fenster mit Hilfe des bundesweiten Sammel- und
Wiederverwertungssystems der Rewindo GmbH.
„Nachhaltiges Handeln und Verantwortung ge-
genüber Menschen und Umwelt spielen in unserer
Philosophie generell eine wichtige Rolle“, betont
Wolf-Bodo Friers, Vorstandsvorsitzender der Bau-
genossenschaft Langen.
Anerkennung fand die Vorgehensweise der am
Bau Beteiligten auch bei der Stadt: „Die Moder-
nisierung des Hochhauses an der Feldbergstraße
35 ist gewiss ein Vorzeigeprojekt. Die Baugenos-
senschaft Langen zeigt hier, wie die besonderen
Ansprüche an Nachhaltigkeit und Umweltschutz
erfüllt werden können“, so der erste Stadtrat
Stefan Löbig. „Das wird auch am Beispiel des
Fensteraustauschs deutlich. Die 600 Altfenster
landen nicht im Abfall. Vielmehr wird aus ihnen
in einem technisch hochwertigen Recyclingpro-
zess der Ausgangsstoff für neue Kunststofffenster
gewonnen. Ich begrüße es sehr, dass das große
Sanierungsvorhaben nicht zuletzt durch diesen
Recyclingaspekt auch unter ökologischen Ge-
sichtspunkten mustergültig gelingt.“
Das Verfahren
Der verantwortliche Fensterbauunternehmer
Löwe schloss zunächst mit einemder langjährigen
Recyclingpartner der Initiative eine Vereinbarung
über die Entsorgung der Altfenster ab. Diese wur-
den dann direkt an der Baustelle in Containern ge-
sammelt und anschließend in die Recyclinganlage
transportiert. Das Recyclingverfahren erfolgt
dort inmehreren Schritten: Zunächst werden die
PVC-Altfenster geschreddert und weiter zerklei-
nert. Dann erfolgt in unterschiedlichen Verfah-
ren die sortenreine Trennung in Metall, Gummi,
Glasreste und Kunststoff. Letzterer wird erhitzt
und durch einen Filter gepresst, um verbliebene
Fremdpartikel auszusondern. Das dabei zurück-
gewonnene reine PVC-Granulat ist schließlich
der Ausgangsstoff für neue Kunststofffenster
mit Recyclingkern.
Die Altfenster aus Langen haben ihr Leben also
nicht etwa bereits hinter sich, sondern noch
ein langes Leben vor sich. Durch die Recycling-
fähigkeit von PVC könnten die Fenster sogar noch
Jahrhunderte weiter ihren Dienst tun. Denn wis-
senschaftliche Versuche ergaben, dass Kunststoff-
fenster, deren Lebensdauer wenigstens 30 bis 40
Jahre beträgt, ohne Qualitätsverlust mindestens
siebenmal recycelt und wiederverwertet werden
können.
Neue Fassadengestaltung
Einen besonderen gestalterischen Akzent setzte
der Bauherr in der Feldbergstraße 35. Er beauf-
tragte den Künstler Ulrich Allgaier, der sich seit
über 30 Jahren intensiv mit der individuellen,
künstlerischen Gestaltung von Wänden, Böden,
Decken, Räumen und Fassaden bis hin zu komplet-
ten Großobjekten beschäftigt, mit der farblichen
Ausgestaltung der Außenwände. „Die Farbigkeit
des Hochhauses steht für die Natur. Durch blaue
Farbfelder im oberen Teil geht das Haus in den
Himmel über. Der Betrachter aus der Ferne sieht
im Bereich der unteren fünf Stockwerke das Grün
entfernter Landschaft bis zum Horizont. Darüber
erhebt sich der blaue Himmel mit seinen Wolken-
gebirgen“, erläutert Allgaier sein Konzept.
Um der Fassadengestaltung mehr Spannung
und Struktur zu geben, sind in die harmonischen
Farbreihen bewusst einige Brüche eingefügt. Eine
weitere, naturalistische Ebene der Landschafts-
darstellung im unteren Bereich soll Mietern und
Passanten optische Tiefe vermitteln. Allgaier:
„Der vor demHaus stehende Betrachter kann den
Blick über Wälder und Felder schweifen lassen
PVC-Altfensterrecycling
Fensterdemontage
Quelle: Rewindo
Quelle: Rewindo
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