DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 3/2017 - page 46

ENERGIE UND TECHNIK
44
3|2017
• Qualitätsstufe 3: Effizienzhaus 40 (max. 40%
des Jahres-Primärenergiebedarfs imVergleich
zumReferenzgebäude nach EnEV): Kostenstei-
gerung gegenüber dem Standard EnEV 2014:
plus 18,7 bis 25,9%
Die ARGE Kiel kommt gar zu dem Ergebnis, dass
für ein Effizienzhaus 40 eine Mehrinvestition von
251 €/m
2
Wohnfläche notwendig ist, die jährli-
chen Energieeinsparungen betragen dagegen nur
ca. 2,64 €/m
2
Wohnfläche. Daraus ergeben sich
– statisch betrachtet – Amortisationszeiträume
von annähernd 100 Jahren. Letztlich verändern
steigende Anforderungen an die Energieeffizienz
die Qualitäten undMengen beimNeubau deutlich
und haben damit einen erheblichen Einfluss auf die
Kosten und die Wirtschaftlichkeit.
... im Grenzbereich der Wirtschaftlichkeit
So kommt die BSK zu demSchluss, dass mit den ab
2016 geltenden Anforderungen der EnEV für den
Neubau ein „kostenoptimales Niveau“ aus volkwirt-
schaftlicher Sicht (gemäßGebäudeeffizienzrichtli-
nie) unter gegenwärtigenRahmenbedingungen als
im Wesentlichen erreicht anzusehen ist. Die BSK
sieht die aktuellen Mechanismen der EnEV mit ih-
ren gegenwärtigen Bilanzierungsparametern im
Grenzbereich der Wirtschaftlichkeit aus betriebs-
wirtschaftlicher Sicht. Die aktuelle Situation bei
der heutigen Energiepreisentwicklung sowie der
Zins- und Kosten-Randbedingungen verschärfen
die Situation weiter. Daher empfiehlt die BSK die
zügigeWeiterentwicklung der EnEV dahingehend,
die Senkung des Endenergiebedarfs/(-verbrauchs)
stärker in den Fokus zu nehmen und Maßnahmen
stärker am CO
2
-Senkungsziel auszurichten.
Die energetische Sanierung des Gebäudebestandes
stellt dabei eine besondere Herausforderung dar.
Hier ist eine Warmmietenneutralität bei energe-
tischen Sanierungen analog zu der beim Neubau
beschriebenen Situation umso schwerer zu errei-
chen, je höher der gewählte energetische Standard
der Sanierungsmaßnahme gewählt wird. Maßnah-
men, die beim Neubau von Gebäuden sich bereits
im Grenzbereich der Wirtschaftlichkeit befinden,
sind bei der Bestandssanierung in der Regel unwirt-
schaftlich. Die Lösung liegt in einer intelligenten
Kombination von Maßnahmen. Neben einer ange-
messenenVerbesserung derWärmedämmung sind
die Effizienzsteigerung der Anlagentechnik und die
Unterstützung von Anwendern beim energiespa-
renden Verhalten unverzichtbare Bestandteile.
Breite Allianz
Die unter Führung des GdWgegründete Allianz für
den klimaneutralen Gebäudebestand (siehe auch
DW 1/2017, S. 43) hat sich zum Ziel gesetzt, die
Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit verschiede-
ner Maßnahmen imMehrfamilienhausbestand zu
untersuchen. Hierzu gehören:
• Vergangenheitsbezogene Datenanalyse (zum
Effekt von Sanierungsmaßnahmen),
• Optimierung Wärmeerzeugung,
• Optimierung Wärmeverteilung (hydraulischer
Abgleich),
• Nutzerassistenz (smarte Thermostate, Ver-
brauchsvisualisierung, Smart Home, Lüftungs-
assistenz).
Die Maßnahmen im Detail
Für dieWirksamkeit vonMaßnahmen zur energeti-
schen Sanierung (Dämmung, Kesseltausch, weitere
technischeMaßnahmen)werden dieVerbrauchsda-
ten von ca. 500 Liegenschaften ausgewertet, bei
denen in den vergangenen fünf Jahren entspre-
chende Maßnahmen umgesetzt wurden.
Zur Bewertung möglicher Effizienzsteigerungen
von Heizungsanlagen im Bestand werden in den
kommenden zwei Jahren ca. 350 Liegenschaften
optimiert und die Wirkung verschiedener Maß-
nahmen eingehend vermessen.
Wesentliche weitere Schwerpunkte des Projektes
sind dieUntersuchung derWirksamkeit technischer
Maßnahmen an der Wärmeverteilung im Gebäude
und dieUnterstützung von energiesparendemNut-
zerverhalten durch Smart-Home-Systeme. Hierzu
haben die beteiligten Wohnungsbau-Gesellschaf-
ten 56 weitere geeignete Objekte in ihren Bestän-
den identifiziert und in das Projekt eingebracht.
Diese Gebäude haben i. d. R. 10-12 Wohneinhei-
ten, einen durchschnittlichen Energieverbrauch
und sind repräsentativ für einen Großteil des
Wohnungsbestandes. Im Bereich der Wärmever-
teilung wird in ausgewählten Liegenschaften ein
hydraulischer Abgleich vorgenommen. Dieser er-
folgt durch den Einbau von Strangregulier- und dy-
namischenHeizkörperventilen. Anschließendwird
das Temperaturniveau bedarfsgerecht eingestellt
und – wennmöglich – die Pumpenleistungen redu-
ziert. Im Projekt wird untersucht, ob der Komfort
für die Mieter erhalten bleibt, der Nutzungsgrad
des Kessels positiv beeinflusst wird und wie sich
Quelle: InWIS/ARGE KIEL, 2016. Daten der ARGE Kiel.
KOSTENEINFLUSS UNTERSCHIEDLICHER ENERGETISCHER STANDARDS
BEI NEUBAU UND MODERNISIERUNG
Energetische
Standards im
Neubau
Bauwerkkosten
je m
2
Wohn-
fläche
Kostenindes
KG 300-400
Endenergieverbrauch
je m
2
Gebäudenutz-
fläche
Verbrauchsdiffe-
renz [kWh/m
2
AN
a]
von/Median/bis
Median
Median
Median
WSch V 1995 1.288 €/m
2
Wfl
87,6
75/113/134 kWh/m
2
AN
a 60
EnEV 2014
1.377 €/m
2
Wfl.
93,7
45/67/98 kWh/m
2
AN
a 14
EnEV ab 2016 1.470 €/m
2
Wfl.
100
36/53/83 kWh/m
2
AN
a 0
EffH 55
1.614 €/m
2
Wfl.
109,8
29/40/67 kWh/m
2
AN
a -13
EffH 40
1.721 €/m
2
Wfl.
117,1
25/36/58 kWh/m
2
AN
a -17
Energetische
Standards im
Bestand
Modernisierung
je m
2
Kostenindex
KG 300-400
Endenergieverbrauch
je m
2
Gebäudenutz-
fläche
Verbrauchsdiffe-
renz [kWh/m
2
AN
a]
von/Median/bis
Median
Median
Median
EnEV-Bestand 312 €/m
2
Wfl.
100
64/86/122 kWh/m
2
AN
a 0
EffH 115
351 €/m
2
Wfl.
112,5
56/76/110 kWh/m
2
AN
a -10
EffH 100
395 €/m
2
Wfl.
126,6
49/65/98 kWh/m
2
AN
a -21
EffH 85
490 €/m
2
Wfl.
157,1
42/56/88 kWh/m
2
AN
a -30
EffH 70
568 €/m
2
Wfl.
182,1
36/47/80 kWh/m
2
AN
a -39
EffH 55
679 €/m
2
Wfl.
217,6
33/42/73 kWh/m
2
AN
a -44
Darstellung der Bauwerkskosten (KG 300/400) und des Endenergieverbrauchs für Heizwärme und Warmwasser-
bereitung. (Bezug: Typengebäude MFH in seiner Grundvariante), Kostenstand: 1. Quartal 2016, Bundesdurch-
schnitt, inkl. Mehrwertsteuer (Bruttokosten)
Darstellung der energetischen Modernisierungskosten (KG 300/400) und des Endenergieverbrauchs für Heiz-
wärme und Warmwasserbereitung (Bezug: Gebäude des mehrgeschossigen Wohngebaus der Baujahre 1979,
Ausgangszustand „nicht bzw. gering modernisiert“), Kostenstand: 1. Quartal 2016, Bundesdurchschnitt, inkl.
Mehrwertsteuer (Bruttokosten)
1...,36,37,38,39,40,41,42,43,44,45 47,48,49,50,51,52,53,54,55,56,...84
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