DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 3/2017 - page 44

ENERGIE UND TECHNIK
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3|2017
Allianz für klimaneutralen Gebäudebestand
Der lange (und schwierige) Weg
zum klimaneutralen Gebäudebestand
Ende November 2016 gründeten Partner aus Wohnungs- und Energiewirtschaft sowie Wissenschaft die
„Allianz für einen klimaneutralen Wohngebäudebestand“. Das Bündnis hat das Ziel, den Klimaschutz beim
Wohnen bezahlbar umzusetzen und zu erforschen, wie die technische Infrastruktur von Gebäuden durch
Maßnahmen mit einem hohen Kosten-Nutzen-Effekt verbessert und nicht genutzte Effizienzpotenziale bei
der Wärmeversorgung mit relativ geringen Kosten gehoben werden können. Eine Bestandaufnahme.
Die Bundesregierung hat der Immobilienbranche
ambitionierte Ziele für die Energiewende vorge-
geben. 2030 sollen die durch den Gebäudebetrieb
verursachten CO
2
-Emissionen um66 bis 67% ge-
genüber den heutigen niedriger sein, umbis 2050
einen klimaneutralen Gebäudebestand in Deutsch-
land zu erzielen. Erreicht werden soll dies durch
anspruchsvolle Neubaustandards, langfristige
Sanierungsstrategien und die schrittweise erfol-
gende Abkehr von fossilen Heizungssystemen. Für
einen gesellschaftlichen Konsens ist es notwendig,
dass die Klimaschutzziele nicht imWiderspruch zu
dem Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum ste-
hen. Dies ist dann der Fall, wenn die Maßnahmen
sich innerhalb einer angemessenen Zeit durch die
Energieeinsparungen (oder Fördergelder?) refi-
nanzieren lassen.
Kostensenkung
Beim Neubau sind die Baukosten in den letzten
Jahren massiv gestiegen. Das Bundesinstitut
für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
hat daher zur detaillierten Untersuchung der
kostentreibenden Effekte eine Baukostensen-
kungskommission (BSK) gegründet, die unter
Begleitung des InWIS die Preisentwicklungen
beim Bauen genauer unter die Lupe nahm. Dabei
wurde festgestellt, dass nicht etwa die Bauprei-
se grundsätzlich überdurchschnittlich gestiegen
sind, sondern dass es in den letzten Jahren zu ei-
ner wesentlichen Veränderung der Mengen und
der Qualitäten gekommen ist.
Die Kostensteigerungen fanden überwiegend in
den Ausbaugewerken und den Baunebenkosten
statt. Lag das Verhältnis zwischen Ausbau und
Rohbau im Jahre 2000 im Mittel noch bei 0.84,
so lag es 2016 bereits bei einem Faktor von 1.2
– d. h. der Ausbau hat mittlerweile einen Anteil
von 54,6% an den Bauwerkskosten (KG 300 und
400 der DIN 276). ImBereich der Baunebenkosten
sind die Preissteigerungen ebenfalls wesentlich
durch eine Änderung der baulichen Qualität bei
den Ausbaugewerken (Gutachten, zusätzliche
Prüfungen wie Blower-Door-Test etc.) verur-
sacht. Zu den beobachteten Kostensteigerungen
beigetragen hat im Beobachtungszeitraum auch
die Preissteigerung bei Metallen (z. B. Kupfer) um
Prof. Dr. Viktor Grinewitschus
EBZ Business School
Bochum
Michael Neitzel
Geschäftsführer
InWIS Forschung & Beratung
GmbH
Bochum
Quelle: Techem
Quelle: InWIS
KOSTENENTWICKLUNG UND EINFLUSS EnEV/EEWärmeG
2000
Index Januar 2000 = 100
2014
Quelle:StatistischesBundesamt,ControllingARGEe.V.undErhebungen inZusammenarbeitmitderWohnungswirtschaft
´13
´12
´11
´10
´09
´08
´07
´06
´05
´04
´03
´02
´01
Baupreisindex für Wohngebäude (Destatis) – ohne Qualitäts- und Anforderungsveränderungen
Lebenshaltungskosten
Bauwerkskostenindex für Wohngebäude (ARGE) – mit Qualitäts- und Anforderungsveränderungen
140
EnEV ab 2016+
EEWärmeG
zusätzliche Anforderungen
(KG 300/400)
EnEV (2002bis2014)
WSchV1995/HeizAnlV
(bis2002)+EEWärmeG
(ab2009)
Preisentwicklung
110
90
130
100
120
+27
+6
+9
+3
Bauwerkskosten 2000 bis 2014
+36
+25
+27
1...,34,35,36,37,38,39,40,41,42,43 45,46,47,48,49,50,51,52,53,54,...84
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