ENERGIE UND TECHNIK
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3|2017
AAL-Projekt
Im Erzgebirge spricht die Wohnung mit den Bewohnern
Die Wohnungsgesellschaft Raschau mbH hat zusammen mit Partnern aus eigener Kraft und ohne Förder-
mittel ein Haus umgebaut und mit AAL-Technologie ausgestattet – und dabei immer darauf geachtet, dass
nur solche technischen Angebote zum Einsatz kommen, die sich die Mieter tatsächlich wünschen.
Kai Schwengfelder steht vor einer Herausfor-
derung, die auch viele andere Chefs von Woh-
nungsunternehmen im ländlichen Raum kennen:
Seine Kunden werden immer älter. Rund 52 Jah-
re beträgt das Durchschnittsalter der Mieter der
Wohnungsgesellschaft (WG) RaschaumbH, deren
Geschäftsführer Schwengfelder ist. Gleichzeitig
fehlen in Raschau-Markersbach, einer 5.500
Einwohner zählenden Gemeinde im sächsischen
Erzgebirge, barrierearme Wohnungen. Die Woh-
nungsgesellschaft Raschau ist hier mit 860 eige-
nen Wohnungen der größte Vermieter.
Doch seit Jahresbeginn hat Schwengfelder einOb-
jekt im Bestand, das für ältere Menschen perfekt
geeignet ist: In der Beethovenstraße 24 hat das
Unternehmen ein Wohnhaus so umgebaut, dass
dieWohnungen nicht nur schwellenfrei zugänglich,
sondern auch mit Anwendungen des Ambient As-
sisted Living (AAL) ausgestattet sind. „2013wur-
de die Idee geboren, langes und selbstbestimmtes
Wohnen in der eigenenWohnung zu ermöglichen“,
berichtet Schwengfelder. Er fasste dafür das Ge-
bäude in der Beethovenstraße ins Auge, das 1971
als Arbeiterwohnheim entstand. Seit langem war
es in schlechtem baulichen Zustand. „Deshalb“,
sagt Schwengfelder, „standenwir vor der Frage, ob
wir es abreißen oder umgestalten sollten.“
Das ehemalige Ledigenwohnheim ist das einzige
Objekt im Portfolio des kommunalen Wohnungs-
unternehmens, das ohne Stufen zugänglich ist.
Dieser Vorteil bot die Basis für eine barrierearme
Erschließung sämtlicher Wohnungen, die jetzt
dank Aufzug auch körperlich beeinträchtigte
Mieter problemlos erreichen können. Darüber
hinaus wurde der Zuschnitt der Wohneinheiten
komplett geändert: Während es ursprünglich 28
1- und 1,5-Zimmer-Wohnungen gab, stehen nun
16 2-Raum-Wohnungen mit jeweils etwa 64m
2
Wohnfläche sowie zwei großzügige Einheiten im
neu ausgebauten Dachgeschoss zur Verfügung.
Sicherheit dank Technik
Innerhalb der Mauern wurde technisch gewaltig
aufgerüstet. Dafür holte sich Schwengfelder als
So sieht die Elektro- und AAL-Zentrale in den
Wohnungen in der Beethovenstraße 24 aus
Das 1971 errichtete Wohnhaus
vor dem Umbau
Christian Hunziker
freier Immobilienjournalist
Berlin