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3|2017
ENERGIE UND TECHNIK
Energieforum West 2017
Dämmung allein reicht nicht aus
Vertreter von Wohnungswirtschaft, Industrie und Landespolitik, die am
Energieforum West in Essen teilgenommen haben, halten ein weiteres
Umdenken für notwendig, damit die Energiewende im Gebäudebereich
noch gelingen kann. Bei Energieeinsparungen in Wohnhäusern werde oft
viel zu konservativ gedacht. „Mehr Dämmung alleine wird nicht helfen“,
so lautete der Konsens, den VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter
zusammenfasste.
Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel richtete die
Forderung an den Bund, die veraltete Gesetzeslage zu ändern und Mieter-
strommodelle besser zu unterstützen.
Alexander Rychter und Nordrhein-Westfalens Bauminister Michael Gro-
schek stimmten dieser Einschätzung zu. Wichtig sei, flächendeckend im
Gebäudebestand mehr zu erreichen – „sonst wird es mit der Erfüllung der
Ziele des Klimaschutzplans 2050 knapp“, so Groschek.
Rychter dankte dem Bauminister, der sich gemeinsam mit seinen Kollegen
der anderen Bundesländer gegen eine EnEV-Novelle nach altem Muster
einsetzt. „Wenn eine Novelle kommt, dann muss sie mehr Flexibilität
erlauben“, so Rychter. 70% der Teilnehmer des Energieforums West
vertraten die Ansicht, dass das Gelingen der Energiewende aufgrund der
steigenden Anforderungen und der komplexer werdenden Technologie
stärker denn je von den Kompetenzen der verantwortlichen Akteure
abhängt.
Gutachten
Energetische Standards treiben Baukosten in die Höhe
Veranstaltet wurde das Energieforum West vom EBZ in Kooperation mit
dem VdW Rheinland Westfalen und der Energie- und Umweltmanage-
mentberatung Pöschk.
Energetische Standards treiben die Baukosten in die Höhe – zu diesem
Ergebnis kommt das Gutachten „Baukosten und Energieeffizienz“, das die
InWIS Forschung und Beratung GmbH im Auftrag des Verbands nord-
deutscher Wohnungsunternehmen e. V. (VNW), des Immobilienverband
Deutschland IVD Verband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und
Sachverständigen Region Nord e. V. (IVD Nord) und des BFW Landesver-
band Nord e. V. erstellt hatte. Das Gutachten soll laut VNW die im Sep-
tember 2016 vorgelegte Studie der Hamburger Behörde für Umwelt und
Energie widerlegen, laut der die Energieeffizienzstandards die Baukosten
nicht beeinflussen würden.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie „Baukosten und Energieeffizienz“:
• bezahlbares Wohnen erfordert kostengünstigen Wohnungsbau und eine
Kostensenkung und Optimierung bei allen Einflussfaktoren.
• der Energieeffizienzstandard eines Gebäudes hat einen hohen Einfluss
auf die Höhe der Baukosten und ist ein wesentlicher Einflussfaktor,
• anhand von Typengebäuden lässt sich der kostensteigernde Einfluss –
unabhängig von anderen Faktoren – isoliert nachweisen,
• bei der vergleichenden Analyse unterschiedlicher abgerechneter Bau-
vorhaben ist - je nach methodischem Ansatz und projektindividuellen
Faktoren (Gebäudefaktoren, Vergabe- und Bauprozess) - der kosten-
steigernde Einfluss des Energieeffizienzstandards statistisch nicht
nachweisbar,
• durch eine Kombination von Energieeffizienzmaßnahmen an der
Gebäudehülle und der Anlagentechnik lassen sich die Baukosten je nach
Situation des Einzelfalles optimieren,
„Das Gutachten weist eindeutig nach, dass höhere energetische Stan-
dards die Baukosten nach oben treiben. Das ist für uns nicht neu, aber
jetzt nochmal fundiert belegt worden. An den gesetzlichen Energie-
effizienzstandards lässt sich nicht rütteln, aber sie dürfen nicht noch
weiter verschärft werden – die Grenze des Wirtschaftlichen ist erreicht.
Wir unterstützen den Klimaschutz, aber die Wohnungswirtschaft kann
den Zielkonflikt zwischen hohen energetischen Gebäudestandards und
bezahlbarem Wohnraum nicht alleine auflösen“, kommentierte VNW-
Verbandsdirektor Andreas Breitner das Gutachten.
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
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Haufe Gruppe
Markt undManagement
auund Stadtentwicklung
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Quelle: EBZ
VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter, EBZ-Vorstandsvorsitzender Klaus
Leuchtmann, Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft,
Natur- und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, sowie der nordrhein-westfäli-
sche Bauminister Michael Groschek (v. l.)