NEUBAU UND SANIERUNG
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Materialaufwand und schlug mit deutlich mehr
Handwerkerstunden zu Buche. Zudem gab es im
Zuge der Neueindeckung beimObjekt imSpessart-
ring 16 Überraschungen. So waren vermutlich im
Zweiten Weltkrieg verkohlte Dachsparren nicht
fachgerecht, sondern nur durch dünne, hochkant
gestellte Bretter ersetztworden. EineNotkonstruk-
tion, die mit der Frankfurter Pfanne funktionierte,
aber natürlich keine tragfähige Lösung darstell-
te – schon gar nicht mit der deutlich schwereren
Biberschwanz-Eindeckung. Folglich mussten sog.
Zulegesparren eingebaut werden.
Dass die Sanierung denkmalgeschützter Häuser
oftmals in der Planung nicht vorhersehbare Her-
ausforderungen birgt, zeigte sich zudem bei der
brandschutztechnischen Ertüchtigung. Um den
nicht überall vorhandenen zweiten Rettungsweg
zu gewährleisten, hatte die Bauverein AG geplant,
vorhandene kleineGauben zu vergrößern. Auch hier
legte der Denkmalschutz ein Veto ein und bestand
als Lösung auf demEinbau sog. Cabrio-Fenster, die
den zweiten Rettungsweg gewährleisten. Für die
Mieter stellt der Kompromiss freilich einen Mehr-
wert dar, werden dieWohnungen durch die zusätz-
lichen Dachflächenfenster doch deutlich heller.
Auf der Suche nach der Originalfarbe
Als echter Glücksfall stellte sich die Einschaltung
eines Restaurators heraus, der in Abstimmung mit
demDenkmalamt ausgesuchtwurde, umdieHäuser
im Rahmen der Modernisierung wieder möglichst
originalgetreu herrichten zu können. Seine Auf-
gabe war es, herauszufinden, in welcher Farbe die
Häuser zu Buxbaums Zeit gestrichen waren. Nach
umfangreicher Recherche konnte der Experte Far-
breste rekonstruieren: So besaßen die Häuser ur-
sprünglich einen Anstrich in Amberger Gelb, einer
Art Ocker. Einen kräftigen Kontrast dazu bildeten
die Klappläden aus Lärchenholz, die im Spessart-
ring16/Alfred-Messel-Weg 2 in einem dunklen
Oxidrot und im Spessartring 27/Hohler Weg 26 in
einem satten Moosgrün gestrichen waren. Auf der
Grundlage dieser Befunduntersuchung beauftragte
die Bauverein AG schließlich die Firma Caparol mit
der Erstellung eines eigenen Farbkonzeptes auf his-
torischer Grundlage. Von einer Fassadendämmung,
die dazu beigetragen hätte, den energetischen
Standard der Gebäude erheblich zu verbessern,
hatte die Bauverein AG bereits in einem frühen
Planungsstadium aus Denkmalschutzgründen Ab-
stand nehmen müssen.
Eine Überraschung gab es übrigens nicht nur in
Sachen Dachkonstruktion. So zeigte sich bei der
Voruntersuchung des Putzes, dass beide Gebäude
irgendwann neu, jedoch unglücklicherweise un-
sachgemäß verputzt worden waren: Der Putz lag
hohl, war keine Verbindung mit dem Mauerwerk
eingegangen. In Konsequenz bedeutete diese Ent-
deckung, dass der alte Putz entfernt und durch
neuen ersetzt werdenmusste. Damit lagen Kosten
wie Zeitaufwand über den kalkulierten Budgets.
Und wie geht es weiter?
Trotz der Widrigkeiten gelang es, die Moderni-
sierung der beiden Gebäude im Spessartring in
knapp sechs Monaten abzuschließen: Rechtzeitig
zumWeihnachtsfest 2016 erstrahlten die Bauten
in neuemGlanz. Die beiden Gewerbeeinheiten im
Erdgeschoss, ein Café und ein Friseurladen, freuen
sich über eine bessere Beleuchtung ihrer in einem
Arkadengang untergebrachten Eingänge – und
über eine positive Resonanz der Kundschaft.
Mit etwas Glück können im Frühjahr sogar noch
ein paar neue „Mieter“ imSpessartring 27 begrüßt
werden: Die Bauverein AG ließ an beiden Häusern
in Absprachemit demNaturschutzbund Deutsch-
land (NABU) Mauerseglerkästen installieren, um
dem Zugvogel eine Brutmöglichkeit anzubieten.
2017 wird die Modernisierung mit sieben Gebäu-
den im Spessartring fortgesetzt.
Die Baumaßnahmen wurden intensiv mit dem Denkmalschutz abgestimmt – ein „Während“- und ein „Nachher“-Foto
Quelle: Bauverein AG
Auch damals
schon das Tor zur
Mathildenhöhe:
der Spessartring
im Jahr 1930