NEUBAU UND SANIERUNG
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3|2017
Bundesländern eher gering. Hier können insbe-
sondere landkreiseigene Wohnungsunternehmen
Impulse setzen, wie dieWohnungsbaugesellschaft
des Landkreises Coburg mbH zeigt. So wurden
Teile des Bestandes im Hauptstandort Rödental
altersgerecht umgebaut, in eine Gemeinschafts-
einrichtung investiert und einNetzwerkmit Akteu-
ren rund um das altersgerechte Wohnen gebildet.
Infolgedessen ist sogar eine Betreuungsgruppe für
Menschen mit Demenz entstanden.
In den neuen Bundesländern kann die organi-
sierte Wohnungswirtschaft (zumeist kommunale
Unternehmen) mit verhältnismäßig großen Woh-
nungsbeständen umfangreiche Maßnahmen und
personalintensive Aktivitäten umsetzen, wie die
Beispiele belegen. Dabei arbeiten kleinere Un-
ternehmen eher fokussiert und beschränken sich
auf Maßnahmen mit überschaubaren Kosten für
das Unternehmen. Gleichwohl gilt für alle Woh-
nungsunternehmen, dass sowohl die ökonomische
Leistungsfähigkeit des eigenen Unternehmens als
auch die Zahlungsfähigkeit der Mieterschaft zu be-
rücksichtigen sind. Nach wie vor sind sowohl die
finanziellen Potenziale als auch die grundlegende
Bereitschaft von Mietern, für wohnbegleitende,
unterstützende Dienste zu bezahlen, relativ gering.
Wettbewerbsvorteil altersgerechtes Wohnen
Zukunftsfähige Angebotemüssen daher auf die in-
dividuellen Bedarfe und finanziellenMöglichkeiten
der Bewohnerschaft in verschiedenen Lebenslagen
und der differenzierten Wohnungsmärkte in den
Beständen eingehen. Mit einem „langen Atem“
und kreativen Ideen können Wohnungs- und Im-
mobilienunternehmen ihre Position als wichtiger
Akteur der Stadt- und Quartiersentwicklung wei-
ter stärken. Wohnen ist ein entscheidender Stand-
ortfaktor. Altersgerechtes Wohnen imSinne eines
Wohnens, das allen Generationen gerecht wird,
kann Wettbewerbsvorteile schaffen.
Für die Akteure der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft bieten sich viele Möglichkeiten,
im Kontext des Wohnens im Alter aktiv zu werden. Aus den untersuchten Praxisbeispielen
lassen sich die folgenden Maßnahmen zusammenfassend darstellen.
Wohnungsbezogene Maßnahmen:
• Umbau/Ertüchtigung von Wohnungen und Gebäuden entsprechend der Standards zum
altersgerechten Wohnen
• Individuelle Beratungen zum altersgerechten Umbau von Wohnungen
• Koordination von Umzügen innerhalb des Unternehmens in bedarfsgerechte Wohnungen
Wohnumfeldbezogene Maßnahmen:
• (barrierefreie) Umgestaltung von Außenanlagen und des Wohnumfeldes
• Kostenfreie oder preisgünstige Bereitstellung von Räumen für Angebote von
Kooperationspartnern oder auch für eigene Veranstaltungen und Termine
• Schaffung von Anlaufstellen zur Vermittlung von Informationen zu eigenen Leistungen
und Angeboten Dritter
• Finanzierung oder Kofinanzierung von Personal im sozialen Bereich (z. B. Sozialarbeiter)
und Beratern innerhalb und außerhalb des eigenen Unternehmens
Vernetzende Maßnahmen:
• Initiierung von und Mitwirkung in Netzwerken und Vereinen mit Quartiersbezug
• Kooperation mit:
- professionellen Pflegediensten
- sozialen Einrichtungen und Partnern
- medizinischen Versorgungseinrichtungen, Physiotherapien und Ärzten
- bis hin zu kosmetischen Dienstleistern (Friseure, Fußpflege)
• Bereitstellung und Koordination niedrigschwelliger Hilfen, oft in Zusammenarbeit mit
Ehrenamtlichen:
- Umzugshilfen
- Hilfen beim Einkauf
- Begleitservice (Arzt, Behörden, Grabpflege etc.)
• Freizeitangebote
- Ausflugsfahrten
- (saisonale) Feste
- Vorträge
- Seniorenbildung (z. B. Internet- oder Sprachkurse)
• Öffentlichkeitsarbeit
MASSNAHMEN IM ÜBERBLICK
Quelle: Netzwerk Märkisches Viertel
Quelle: GEWOFAG
In der „Senioren-Infothek Märkisches Viertel“ berät Marianne Grabowsky zweimal
wöchentlich Senioren, Nachbarn, Angehörige zu allen Fragen rund ums Älterwerden
Bei der Münchener GEWOFAG ermöglicht das Konzept „Wohnen im Viertel“ auch
im Alter ein selbstbestimmtes Wohnen in der vertrauten häuslichen Umgebung