DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 3/2017 - page 25

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Fast 100 Jahre nach Errichtung nagte allerdings
der Zahn der Zeit an dem schmucken Ensemble:
Fensterlädenwaren reparaturbedürftig, ein Fassa-
denanstrich war aufgrund der Verkehrsdichte und
der damit verbundene Schadstoffausstoß ebenfalls
dringend notwendig. Die Bauverein AG entschloss
sich daher im September 2015 zur Überarbeitung
der stadtbildprägenden Anlage. Bis 2021 sol-
len rund 50 Gebäude im Rhön- und Spessartring
modernisiert werden – Investitionssumme: stolze
50Mio. €! Der Zeitpunkt für das Modernisierungs-
vorhaben hätte besser nicht gewählt werden
Erheblicher Aufwand: denkmalgerechte
Sanierung am Spessartring
Aufwändige Details mit bauhistorischer Bedeutung.
Fensterläden aus Metall ließ der Denkmalschutz nicht zu
können: Darmstadt bewirbt sich mit dem Jugend-
stilensembleMathildenhöhe für das UNESCO-Welt-
kulturerbe. Sollte die Mathildenhöhe 2020 in die
Weltkulturerbe-Liste aufgenommenwerden, würde
die Bedeutung vonRhön- und Spessartring als Ent-
rée zu der berühmten Sehenswürdigkeit zunehmen!
Enge Zusammenarbeit mit Denkmalschutz
Den Auftakt der groß angelegten Modernisie-
rungsmaßnahme bildeten im Juli 2016 zwei Eck-
gebäude imSpessartring 27/Hohler Weg 26 sowie
imSpessartring 16/Alfred-Messel-Weg 2. Wie bei
einer unter Ensembleschutz stehenden Anlage üb-
lich, wurde von Beginn der Maßnahme an engmit
dem Denkmalschutz zusammengearbeitet. Ganz
gleich, ob es umdas Material für Fenster und Fens-
terläden, um die Aufarbeitung von Schmuckleis-
ten, den Brandschutz oder die Hauseingänge ging
– immer hatten die Schützer historischer Bausub-
stanz ein Wörtchen mitzureden.
Keine Kompromisse bei Klappläden
und Brandschutz
Für die BauvereinAGbedeutete dies neue Erkennt-
nisse, aber auch eine Vielzahl an Kompromissen
und deutlich höhere Kosten. So musste die Idee,
weniger instandhaltungsintensive Aluklappläden
anstelle von Holz einzusetzen, ebenso verworfen
werden wie das Vorhaben, vorhandene Fassaden-
Zierleisten lediglich aufzuarbeiten. Stattdessen
bestand der Denkmalschutz auf dem Einbau von
Klappläden aus Lärche sowie Holzsprossenfens-
tern. Das originalgetreue Arrangement sieht zwar
schöner aus, benötigt, anders als Aluklappläden
undKunststofffenster, jedoch alle fünf Jahre einen
Anstrich. Auch die an den Fassaden angebrachten
Zierelemente galt es nun aufwändig zu behandeln.
Die Elementewurden abgestrahlt und abgedampft.
Das wiederum bedeutete einen höheren Zeitauf-
wand – und höhere Kosten. Zudemmussten umlie-
gende Fenster abgedeckt werden – für die Mieter
nicht immer erfreulich! Ähnlich ging man bei dem
Natursandsteinsockel vor.
Auch bei der Dacheindeckung gab es Abweichun-
gen von der Planung, da die Denkmalschützer die
Nutzung der unter Buxbaum verwendeten Biber-
schwanzziegel anstelle der vorher eingesetzten
Frankfurter Pfanne zur Auflage machten. Die wer-
tigere Eindeckung bedeutete einen höheren
Quelle: Bauverein AG
Das neue, mit dem Denkmal-
schutz abgestimmte Farbkonzept
am Beispiel der Kopfbauten am
Washingtonplatz
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