83
          
        
        
          Minimierung des Risikos wird damit zu einer
        
        
          gleichberechtigten Bewertungsprämisse neben
        
        
          dem klassischen Ziel einer Renditemaximie-
        
        
          rung.
        
        
          12
        
        
          Da Risikoänderungen nicht zwingend zu
        
        
          gleich starken Renditeanpassungen führen,
        
        
          können Entscheidungsmodelle bestimmte, op-
        
        
          timale Rendite-Risiko-Kombinationen empfeh-
        
        
          len. Das Basis-Modell resultiert aus der von
        
        
          Harry M. Markowitz entwickelten Portfolio Se-
        
        
          lection, welche im Jahr 1952 publiziert wurde.
        
        
          13
        
        
          Diese sogenannte Moderne Portfoliotheorie
        
        
          stellte nicht mehr die Auswahl eines optimalen
        
        
          Einzelinvestments in den Mittelpunkt, sondern
        
        
          vielmehr die Optimierung eines gesamten Port-
        
        
          folios. Rendite-Risiko-Kombinationen und Port-
        
        
          folio-Strukturen können immobilienwirtschaft-
        
        
          lich für verschiedener Asset-Klassen, Teilmärk-
        
        
          te oder Einzelinvestments modelliert werden.
        
        
          Die Portfolio Selection nach Markowitz ist in der
        
        
          Immobilienwirtschaft zunehmend als bekannt
        
        
          und theoretisch akzeptiert anzusehen. Der Be-
        
        
          kanntheitsgrad liegt in der Summe der ersten
        
        
          drei Antwortoptionen bei 67% der Umfrageteil-
        
        
          nehmer.
        
        
          Die Parameter Rendite und Risiko können zu
        
        
          einer einheitlichen Zielkennzahl aggregiert
        
        
          werden. Kennzahlen dieser Art sind eindeutig
        
        
          vergleichbar,
        
        
          sie führen zu einer Rangfolge
        
        
          mehrerer Alternativen.
        
        
          Eine einfache Variante
        
        
          bilden Korrekturverfahren, die den Erwartungs-
        
        
          wert um risikobezogene Abschläge korrigieren.
        
        
          Die Korrektur kann bei Eingangsgrößen oder
        
        
          direkt bei der ausgewiesenen Performance er-
        
        
          folgen. Es ergeben sich Messgrößen wie der
        
        
          Return On Risk-Adjusted Capital (Korrektur
        
        
          der Kapitalgröße), der Risk-Adjusted Return On
        
        
          Capital (Korrektur der Ertragsgröße) oder die
        
        
          Risk-Adjusted Performance bzw. die Market
        
        
          Risk-Adjusted Performance (Korrektur der
        
        
          Renditegröße). In der Praxis sind die Korrektur-
        
        
          Verfahren wenig verbreitet. Demnach bestehen
        
        
          allenfalls für die Risk-Adjusted Performance
        
        
          wahrnehmbare Anwendungserfahrungen.
        
        
          Eine weitere Gruppe von Entscheidungsmodel-
        
        
          len richtet die Bewertung an Markt-Bench-
        
        
          marks aus. Ziel ist es, die Mehr- oder Minder-
        
        
          rendite eines bestimmten Assets in Relation
        
        
          zum erhöhten oder verminderten Risiko zu set-
        
        
          zen. Der Vergleichsmaßstab ist i.d.R. der „Ge-
        
        
          samtmarkt“, was immobilienökonomisch bei-
        
        
          spielsweise aus einer Indexentwicklung für eine
        
        
          bestimmte Region und Nutzungsart abzuleiten
        
        
          ist. Die berechneten Rendite-Risiko-Ratios sind
        
        
          als spezifische Bewertungskennziffern zu ver-
        
        
          stehen, welche eine Performance entweder ab-
        
        
          solut oder relativ bezogen auf den Markt oder
        
        
          eine andere Benchmark nachweisen.
        
        
          14
        
        
          Basie-
        
        
          rend auf dem Capital-Asset-Pricing-Model
        
        
          bzw. dem Arbitrage-Pricing-Model können di-
        
        
          verse spezifische Ratio-Kennzahlen definiert
        
        
          werden. Zu nennen wären beispielsweise das
        
        
          Jensen-Alpha, welches eine bestimmte Zusatz-
        
        
          Rendite (positives Alpha) bzw. Minder-Rendite
        
        
          (negatives Alpha) gegenüber einem Benchmark
        
        
          (z. B. Marktportfolio) kennzeichnet
        
        
          15
        
        
          , die Infor-
        
        
          mation-Ratio, das Treynor-Mazuy-Maß, die
        
        
          Treynor-Ratio oder die Sharpe-Ratio. Es über-
        
        
          rascht, dass sich diese Performance-Maße als
        
        
          weitgehend unbekannt bzw. ungenutzt präsen-
        
        
          tierten. Die Modelle sind laut Befragung allen-
        
        
          falls einigen Spezialisten geläufig.
        
        
          Die meisten der genannten mathematisch-sta-
        
        
          tistischen Methoden liefern der Praxis exakte,
        
        
          aussagefähige und gut zu interpretierende Risi-
        
        
          kokennzahlen. Ein Vorteil liegt in der
        
        
          Anwend-
        
        
          barkeit für beliebige Massendatenphäno-
        
        
          mene
        
        
          , die über Verteilungsfunktionen darstell-
        
        
          bar sind.
        
        
          16
        
        
          Auch liegen die benötigten Basisda-
        
        
          ten oft vor (z. B. eine Menge an Mietpreisdaten
        
        
          in einem größeren Portfolio). In der weiteren
        
        
          Entwicklung wäre zu prüfen, ob das festgestell-
        
        
          te Akzeptanzproblem durch geeignete Weiter-
        
        
          entwicklungen oder Qualifizierungsmaßnah-
        
        
          men abgebaut werden könnte oder ob es fall-
        
        
          weise als Ausschlusskriterium gesehen werden
        
        
          muss. Perspektivisch ergibt sich eine hohe
        
        
          Praxisrelevanz der Modelle, auch wenn dies
        
        
          die Empirie derzeit noch nicht widerspiegelt
        
        
          (vgl. Abbildung 4).
        
        
          Multikriterielle Entscheidungsmodelle
        
        
          unter Einbeziehung qualitativer Faktoren
        
        
          Immobilienwirtschaftliche Entscheidungen ba-
        
        
          sieren selten auf nur einer, eindeutig zu berech-
        
        
          
            Abb. 4: Kenntnis und Anwendung von Bikriteriellen Modellen in der Entscheidungsunterstützung (Quelle: Branchenumfrage Immobilienwirtschaft)
          
        
        
          
            CM Mai / Juni 2015