CONTROLLER Magazin 03/2015 - page 88

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des Aufwands bzw. der Effizienz bestimmter
Analysen eine Rolle. Ferner werden Über-
schneidungen mit anderen Modellen und eine
geringe Beachtung im Entscheidungsprozess
genannt. Zumindest das Thema des Aufwands
ist jedoch durch geeignete Software-Tools, also
einer Automatisierung im Regelfall lösbar. Bei
bedeutenden, weitreichenden Investitions- und
Desinvestitionsentscheidungen können kom-
plexe, dafür aber aussagekräftige Modelle
durchaus gerechtfertigt sein (Kosten-Nutzen-
Überlegungen, Wirtschaftlichkeit).
Einen erheblichen Einfluss auf alle risikobezo-
genen Kennzahlen hat die jeweilige Messunsi-
cherheit, also die Fehleranfälligkeit von Daten
und Kennzahlen. Diese ist zum einen von der
generellen Verfügbarkeit von Datenreihen ab-
hängig, zum anderen ist eine Bewertung der
Qualität von grundsätzlich verfügbaren Daten-
reihen notwendig.
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Neben der Qualität der Ein-
gangsdaten sind deren Beschaffungs- und Ver-
arbeitungskosten relevant. Ein kostenloser und
freier Zugang zu Informationen ist im Regelfall
nicht zu erwarten. Vielmehr ist die Beschaffung
von Informationen meist mit größerem Zeitauf-
wand, manuellen Leistungen und entsprechend
hohen Kosten verbunden.
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Im Ergebnis sind
Entscheidungsmodelle kritisch zu sehen, wel-
che eine flächendeckende Verfügbarkeit von
spezifischen Daten mit hoher Qualität erfor-
dern, und somit datenbezogen ein einheitliches
und ständig verfügbares Entscheidungsmodell
gefährden würden. Die teilweise mangelhafte
Transparenz der Märkte und eine unsichere
Datenlage bei Zeitreihen erschweren z. B. die
exakte Berechnung von detaillierten statisti-
schen Messgrößen.
Immobilienökonomische Entscheidungsalterna-
tiven können situativ durch mehrere relevante
Modelle zur Entscheidungsunterstützung sinn-
voll abgebildet und bewertet werden. Teilweise
gehen die auch auseinander hervor bzw. sind
miteinander kompatibel. Für die jeweilige Aus-
wahl ist die jeweilige Entscheidungssituation zu
bewerten. Typische Auswahlkriterien sind bei-
spielsweise in der Bedeutung und in der Kom-
plexität der Entscheidungssituation zu sehen.
Hierdurch ergibt sich die in Abbildung 8 darge-
stellte Auswahlmatrix.
Neben der methodischen bzw. datentechni-
schen Informationsverarbeitung haben die
organisatorischen Rahmenbedingungen einen
erheblichen Einfluss auf die Anwendbarkeit und
die Qualität der Entscheidungsmodelle. Diverse
Entscheidungsparameter hängen nicht nur von
externen Prognosegrößen ab, sondern werden
auch intern vom individuellen Immobilien- und
Portfoliomanagement beeinflusst.
Insgesamt
müssen die theoretischen Modelle auf das
operative Managementsystem angepasst
werden.
Das IT-System muss die neuen Da-
ten- und Auswertungsstrukturen berücksichti-
gen und unterstützen. Fallweise wird auch eine
Anpassung von organisatorischen Prozessen
und Strukturen notwendig sein. Nur eine abge-
stimmte Weiterentwicklung von Modellen, IT
und Management kann eine qualitative Verbes-
serung von immobilienökonomischen Entschei-
dungsprozessen nachhaltig gewährleisten.
Literatur
Bamberg, Günter / Baur, Franz / Krapp, Mi-
chael: Statistik, S. 22ff, München, 2012
Abb. 7: Bewertungskriterien für potenzielle Modelle zur Entscheidungsunterstützung
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Abb. 8: Immobilienökonomisch relevante Modelle zur Entscheidungsunterstützung
Ökonomische Entscheidungsmodelle
1...,78,79,80,81,82,83,84,85,86,87 89,90,91,92,93,94,95,96,97,98,...116
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