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Modellnutzung in einem
spezifischen Branchenumfeld
Das Controlling von größeren Immobilienunter-
nehmen unterstützt täglich zahlreiche Entschei-
dungssituationen. Insbesondere ist der Control-
ler gefragt, wenn
Neuinvestition, Desinvesti-
tionen
oder
Bestandsmaßnahmen
größere
Vermögens- und Ertragspositionen beeinflus-
sen. Wesentliche immobilienwirtschaftliche
Entscheidungen müssen dementsprechend
analytisch unterstützt werden. Eine notwendige
Grundlage sind geeignete Informationen (Erhe-
bung, Planung), die anschließend im Sinne der
Zielsetzung zu bewerten sind (Verdichtung, Ver-
gleich, Priorisierung). Dabei kommen Modelle
der Entscheidungsunterstützung zum Einsatz,
die entsprechend leistungsfähig und nachvoll-
ziehbar sein müssen. Ein erweiterter fachlicher
Anspruch entsteht aus der hohen Komplexität
von Immobilienmärkten, Immobilienanlagepro-
dukten und Bewirtschaftungsprozessen.
Aus der betriebswirtschaftlichen Theorie und
aus anderen Branchen sind diverse Modelle zur
Entscheidungsunterstützung bekannt. Im Be-
reich der Immobilienwirtschaft fallen dagegen
oft methodische Mängel und eine unzureichen-
de Datenbasis auf. Eine aktuelle Forschungsar-
beit am Institut für Immobilienmanagement der
Universität Leipzig widmet sich der Frage, wie
sich spezifische immobilienwirtschaftliche Ent-
scheidungssituationen durch wissenschaftlich
fundierte Modelle wirksam unterstützen lassen.
Dabei werden auch typische Anwendungspro-
bleme untersucht.
Unter dem Begriff der
Entscheidungsunter-
stützung
kann eine größere Menge an Analy-
semodellen, Softwarelösungen oder auch Be-
ratungsleistungen subsumiert werden. Die Ba-
sis bilden bestimmte, noch relativ abstrakte
ökonomische Grundmodelle. Diese sind für eine
Bewertung zu systematisieren, womit sich
Gruppen und Untergruppen ergeben, die je-
weils typische gemeinsame Merkmale aufwei-
sen und die sich gegenüber anderen Gruppen
unterscheiden. Für immobilienwirtschaftliche
Anwendungszwecke können bereits über eine
Deduktion diverse Modelle ausgeschlossen
werden (zwingende Beachtung der Langfris-
tigkeit von Immobilieninvestitionen sowie der
Heterogenität von Immobilienmärkten).
Eine Praxisrelevanz kann nur für einen Bruch-
teil der verbliebenen Menge theoretischer Ent-
scheidungsmodelle festgestellt werden. Inte-
ressant sind die Gründe, die eine immobilien-
wirtschaftliche Anwendung von Entschei-
dungsmodellen bisher (und ggf. auch zukünftig)
verhindern. Dazu fand eine umfangreiche em-
pirische Untersuchung statt, an der sich über
200 Experten der Immobilienbranche in
Deutschland, Österreich und der Schweiz be-
teiligten (u. a. Immobilienbewerter, Analysten,
Portfoliomanager, Controller). Die Experten
wurden zu ihrer grundsätzlichen theoretischen
Die Nutzung von ökonomischen Entscheidungs-
modellen in der Immobilienwirtschaft
Status Quo und Empfehlungen für die Controllerpraxis
von Steffen Metzner
Ökonomische Entscheidungsmodelle