WIRTSCHAFT_UND_WEITERBILDUNG 06/2016 - page 21

wirtschaft + weiterbildung
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Zentrale ein eigenes Büro haben, aber
auch mit dem PKW oder einem Liefer-
wagen zum Kunden fahren und ihre
Arbeit dort mittels Computer durchfüh-
ren und vor Ort nachbereiten.
• 14 Prozent arbeiten nur innerhalb eines
Unternehmens mobil („Internal Mobile
Worker“). Das sind zum Beispiel Abtei-
lungsleiter, die ein Büro haben und die
zusätzlich mit ihrem I-Pad einen Bespre-
chungsraum nach dem anderen aufsu-
chen, um an Projekten mitzuarbeiten.
• Elf Prozent arbeiten immer nur außer-
halb des Unternehmens an wechseln-
den Orten („External Mobile Worker“).
Das sind zum Beispiel Außendienstmit­
arbeiter, die nur sehr selten in einer
Niederlassung oder der Zentrale auf-
tauchen und die ihr Auto oftmals für
viel Geld zu einem Büro mit Drucker
ausgebaut haben.
Ein überraschendes Ergebnis der Be-
fragung ist, dass sich durch die mobile
Arbeit die gesamte Arbeitssituation ver-
bessert haben soll. „Mobile Worker“ pro-
fitieren demnach davon, die Dauer, Lage
und Verteilung der Arbeitszeit selbst be-
stimmen zu können. Mehr als die Hälfte
der Befragten (53 Prozent) sehen bessere
oder viel bessere Gestaltungsmöglich-
keiten. Vor allem die Aufteilung der Ar-
beitszeit bringt nach Einschätzung der
Befragten deutliche Vorteile (34 Prozent
sagen „besser“ und 19 Prozent sagen
sogar „viel besser“). Nur zwölf Prozent
der Teilnehmer beurteilen die Gestaltung
der Arbeitszeit bei digitalisierter Mobil­
arbeit schlechter oder viel schlechter.
Durch die Veränderungen hin zu mobi-
len Arbeitsformen hat sich – so die be-
fragten Chefs – auch die Arbeitsleistung
und die Arbeitsqualität der Beschäftigten
positiv entwickelt. Besonders groß ist
der Einfluss auf die Arbeitszufrieden-
heit (sagen 67 Prozent). Nur sieben Pro-
zent beobachten eine Verschlechterung.
Zudem hat sich laut Angaben von mehr
als der Hälfte der Befragten (55 Prozent)
die Leistung der Beschäftigten insgesamt
verbessert. Nur eine Minderheit von drei
Prozent sieht eine Verschlechterung.
Mehr Selbstkompetenz wäre
wünschenswert
Um mit der gewonnenen Freiheit, aber
auch mit der möglichen Vereinsamung
klarzukommen, brauchen mobile Arbei-
ter die Fähigkeit, das eigene Arbeits- und
Privatleben gut „regulieren“ zu können.
Mobiles Arbeiten stellt nach Angaben von
mehr als der Hälfte der befragten Unter-
nehmen (52 Prozent) höhere oder viel
höhere Anforderungen an die Kompe-
tenzen der Beschäftigten. Lediglich eine
Minderheit (sieben Prozent) ist der An-
sicht, dass die Anforderungen abnehmen
werden.
Mitarbeiter benötigen laut Studie in Zu-
kunft besonders mehr „Selbstkompe-
tenzen“. Dazu gehören zum Beispiel
Eigenschaften wie Selbstständigkeit,
Flexibilität, Verantwortungs- und Leis­
tungsbereitschaft sowie Zuverlässigkeit.
Die Selbstkompetenzen werden wichtiger
– da sind sich drei Viertel (78 Prozent)
der Befragten sehr sicher. Prümper sieht
eine große Herausforderung auf die „Mo-
bilen“ zukommen: Mit der Entgrenzung
der Arbeit muss jeder auf sich alleine ge-
stellt verantwortungsbewusst umgehen.
Ein Beispiel: Mobiles Arbeiten kann auch
bedeuten, dass man sich an einem Nach-
mittag um seine Kinder oder sein Hobby
kümmert. Die liegen gebliebene Arbeit
kann ja nach 20 Uhr oder am Samstag
oder Sonntag nachgeholt werden. Die
Sache wird aber laut Prümper letztlich
darauf hinauslaufen, dass (selbst wenn
die Gesamtarbeitszeit nicht zunimmt) an
jedem Tag etwas gearbeitet wird. Davor
warnt die Arbeitswissenschaft aber schon
seit Langem. Es reicht nicht, Pausen zu
machen. Jeder braucht echte Erholungs-
phasen, in denen er sich von der Arbeit
distanziert. Wenn nicht mindestens ein
Tag in der Woche komplett arbeitsfrei
bleibt, drohen negative Folgen für die
R
Höhere Anforderungen an ...
Was sich verbessert hat ...
Tabelle 1.
Die Führungskräfte nahmen Stellung zu der Frage: „Für die
Beschäftigten unseres Unternehmens stellt die IT-gestützte, mobile
Arbeitssituation im Gegensatz zu der IT-gestützten, nicht mobilen
(=stationären) Arbeitssituation höhere Anforderungen an …“
Tabelle 2.
Frage an Führungskräfte: „Für die Beschäftigten
unseres Unternehmens ist die IT-gestützte, mobile Arbeitssituation
im Gegensatz zu der IT-gestützten, nicht mobilen (=stationären)
Arbeitssituation gleich oder besser hinsichtlich der ...
Quelle für beide Tabellen: Hochschule für Technik und Wirtschaft, Prof. Dr. Prümper 2016
Arbeitszeit
Tätigkeit
Aufgaben
Organisation
Umgebung
Mittel
3,6
3,4
3,3
3,2
3,2
3,1
Mittelwert
Arbeit
Selbstkompetenz
kommunikative Kompetenz
allgemeines Basiswissen
soziale Kompetenz
kognitive Kompetenz
4,1
3,7
3,5
3,4
3,3
Mittelwert*
Schlüsselkompetenz
*Der Wert 3,0 entspricht „Anforderung in etwa gleich“ (4,0 entspricht „Anforderungen höher“).
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