wirtschaft + weiterbildung
01_2016
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Frauen zu sagen, dass sie ohne Job dastanden, verlangte dem
Twist-Team einiges an Einfühlungsvermögen und Gesprächs-
kompetenz ab. Zum Glück hatten viele Mitarbeiter wie Harss
selbst ein psychologisches Studium an der Universität Mün-
chen abgeschlossen und Erfahrungen in unterschiedlichen
Beratungssituationen gesammelt. Ihre oft sehr emotionalen
Erlebnisse verarbeiteten die Twist-Kolleginnen in dem Buch
„Mit meiner Firma geht’s bergab“ (Herder, Freiburg 1994). Der
pessimistische Buchtitel verhinderte leider jeden Verkaufser-
folg, sodass das Buch schnell wieder vom Markt verschwand.
Mit ihrem neuesten Buch haben die Münchner mehr Erfolg.
Es heißt „Konfliktmanagement für Führungskräfte“ (Vahlen,
München 2011) und zeigt humorvoll und praxisnah, wie Chefs
Lösungen für betriebliche Konflikte erarbeiten können.
Auf dem Weg zur internationalen OE-Beratung
Ausgehend von der Krisensituation zu Beginn der 90er-Jahre
wurde Twist immer öfter gefragt, ob man nicht im Anschluss
an Umstrukturierungen, die klassische Unternehmensberater
wie McKinsey oder Roland Berger durchgeführt hatten, hel-
fen könne, die „verschreckte Belegschaft“ zu unterstützen, die
neue Struktur schnell zum Laufen zu bringen. Harss und ihr
Team bauten zügig ihre Kenntnisse in Sachen Organisations-
entwicklung (OE) aus. Heute ist die Organisationsberatung zu
einem wichtigen Standbein geworden.
Twist ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Persönlichkeit des
Gründers die Kultur in einem Unternehmen beeinflusst. So in-
teressierte sich Harss seit frühester Jugend für andere Kulturen
und die Spielregeln, die dort gelebt werden. Als Spezialist für
globales Talent Management gehört Twist heute zum interna-
tionalen ITAP-Netzwerk und hat so als relativ kleine Consul-
ting Group Zugriff auf rund 200 professionelle PE-/OE-Berater
aus 50 Nationen, die internationale Projekte ausrollen können.
Neugierig war Harss aber nicht nur auf ferne Länder, sondern
auch auf die Ergebnisse der Hirnforschung zum Thema „Ler-
nen“. Drei der neueren Erkenntnisse werden bei jeder Entwick-
lungsmaßnahme konsequent umgesetzt:
1. Selbstverantwortung: Der Lernende bestimmt das Tempo,
die Menge und das Ziel des Lernens.
2. Emotionale Beteiligung: Das Gehirn lernt am meisten, wenn
bestimmte Hirnareale, die Emotionen abbilden, beteiligt sind.
3.Wiederholungen: Ein einmaliger Input wird schnell verges-
sen, deshalb gehört zum Lernen die Wiederholung.
Viele Kunden konnte Twist bereits davon überzeugen, klas-
sische Trainings durch das Format der „kollegialen Praxisbe-
ratung“, zu ersetzen. Dieses Format bringt die drei beschrie-
benen Prinzipien optimal unter einen Hut. Die „kollegiale Be-
ratung“ zeigt, wo der Trend laut Twist hingeht: Künftig wird
sich die Verantwortung für das Lernen immer mehr von der
Personalabteilung weg und zum Mitarbeiter hin verlagern!
Martin Pichler
Frauenpower.
Das Kernteam
von Twist bestand 2015 aus
(von links) Magdalena Zacher,
Miriam Hierlmeier, Sonja
Nitsch, Claudia Harss, Sandra
Schiemann und Florentine von
Wedemeyer.