wirtschaft + weiterbildung
07/08_2015
31
Erfahrung
aus der
Vergangenheit
Herausarbeiten
der Stärken
aus der Vergan-
genheit für die
Gegenwart
Bewusstsein der
Stärken für die
neue Ausgabe
Beobachtung
und Reflexion der
neuen Aufgabe
beisteuerten, nachfragten und Interesse
am Verständnis anderer Standpunkte
zeigten, waren den Teams, die eher zu-
weisend ausgelegt waren, überlegen.
Als weiteres Element der positiven Kom-
munikation nutzte Atreus den 360 Grad-
Feedbackprozess. Ein Feedbacknehmer
erhält von zwei Kollegen, die überwie-
gend mit ihm zusammenarbeiten, eine
Widerspiegelung seiner Stärken in der
Zusammenarbeit. Es handelt sich um eine
anonymisierte Gesamtauswertung, die in
einem persönlichen Gespräch mit dem
Coach ausgewertet wird. Diesen Prozess
hat Atreus aufgrund der erfolgreichen
Ergebnisse aus dem Onboarding heraus
auf alle Führungskräfte, inklusive der Ge-
schäftsleitung, übertragen. Entscheidend
dabei ist: Ausschließliche Lobeshym-
nen schrecken ab und wären auch eine
Farce. Daher muss deutlich werden, dass
kritische Themen ebenso angesprochen
werden können, wenn sie aufrichtig und
wertschätzend formuliert sind.
7.
Positive Sinngebung
Wenn Mitarbeiter das Gefühl entwickeln,
einen maßgeblichen Anteil für ihr Unter-
nehmen zu leisten, hat dies eine signifi-
kant positive Wirkung auf deren Wohl-
befinden, unter anderem hinsichtlich
ihres Stressverhaltens, Engagements, Ar-
beitszufriedenheit et cetera. Bleibt nach
einigen Monaten der erwartete Erfolg je-
doch aus, stellt sich häufig die Sinnfrage
nach der Karriereentscheidung. Gerade
in dieser Phase ist der Kontakt mit einer
Bezugsperson, die nicht primär auf Zah-
len, Daten, Fakten und somit Ergebnisse
achtet, hilfreich. Durch ein oder mehrere
Gespräche lässt sich der Wahrnehmungs-
fokus so verändern, dass er mehr auf den
negativen Infos und Erfahrungen liegt.
In Ergänzung dazu bietet es sich an, das
expressive Schreiben über belastende Er-
fahrungen zu nutzen. Bei uns führte ein
Kollege wöchentlich Buch, in dem er No-
tizen zu positiven wie auch negativen Ge-
fühlen festhielt. Nach seinen Erfahrungen
hat sich seine kritische Haltung deutlich
abgeschwächt. Seine Haltung gegenüber
künftigen Herausforderungen ist seitdem
wesentlich offener.
8.
Wertschätzung
In einer von Umsatzzahlen definierten
Organisation wird Lob vorrangig durch
explizite Wertschätzung der monatlich
erreichten Erfolgszahlen verteilt. Je nach
Ergebnis kann das zu Missgunst gegen-
über Kollegen führen. Dieses Phänomen
tritt sowohl bei Kollegen mit langer als
auch mit kurzer Unternehmenszugehö-
rigkeit auf. Entscheidend ist in diesem
Kontext, die Selbstwertschätzung zu stär-
ken, um die Kollegen unabhängig vom
Umsatzerfolg zu machen.
Bei einem Onboarding-Teilnehmer gelang
es, das Vertrauen zum Coach wie auch
zu sich selbst aufzubauen, sodass eine
offene Ansprache der Angst, den Erwar-
tungen nicht gerecht zu werden, möglich
war. Durch die besondere Betonung des
Selbst-Mitgefühls gelang es, den Wahr-
nehmungsfokus des Kollegen von einer
eher depressiven Einstellung zu einer of-
fenen Haltung hinsichtlich der Möglich-
keiten einer intensiveren Zusammenar-
beit mit seinen Mitstreitern zu bewegen.
Diese Veränderung konnte nachhaltig si-
chergestellt werden.
Evaluierung zeigt den Erfolg
Der Erfolg der Neuausrichtung des On-
boarding-Prozesses hat sich durch die
Evaluierung bestätigt. Die Mitarbeiter
haben die neuen Methoden wohlwollend
aufgenommen. Aufgrund ihrer Karrieren
und entsprechend unterschiedlich erleb-
ter Unternehmenskulturen war dies nicht
zu erwarten. Je nach Persönlichkeit der
Kollegen nahmen diese unterschiedliche
Angebote aus dem Portfolio des Anwen-
dungsspektrums der Positiven Psycholo-
gie wahr. Auch der persönliche Kontakt
zwischen mir als verantwortlichem HR-
Direktor und den neuen Kollegen hat sich
seither sehr positiv entwickelt.
Feedback wird als wertvoll für den eige-
nen Entwicklungsprozess erachtet. Die
Offenheit, Dinge wertfrei zu beschreiben
und anzusprechen, was sich der einzelne
gerne in der Zusammenarbeit mit Kolle-
gen wünscht, ist zunehmend etabliert.
Das wirkt sich wiederum positiv auf eine
wertschätzende Unternehmenskultur
aus. Es unterstützt die Integrität, für eine
Idee einzustehen, von der man überzeugt
ist. Die neuen Kollegen gehen mutiger in
ihre Verantwortung. Wenn eine Entschei-
dung sich später als Fehler herausstellt,
wird dies nicht als Schuld, sondern als
Lernerfahrung für die gemeinsame Zu-
kunft empfunden. Eine Veränderung tritt
ein – ohne das Gefühl, von anderen ver-
ändert werden zu müssen.
Harald Smolak
Der neue Fokus im Onboarding
Modell.
Atreus hat seinen Onboarding-Prozess nun so aufgestellt,
dass der Fokus nicht mehr nur auf fachlichen Kompetenzen liegt.
Vielmehr werden im Sinne der Positiven Psychologie die Stärken
des neuen Mitarbeiters umfassend betrachtet.
Quelle: Atreus
Onboarding
2.0