wirtschaft und weiterbildung 7-8/2015 - page 21

wirtschaft + weiterbildung
07/08_2015
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Mit mehr Kooperation zu
Innovationen
Im Jahr 2001 erschien Prof. Dr. Gerald
Hüthers „Bedienungsanleitung für ein
menschliches Gehirn“ zum ersten Mal.
Noch heute (in der elften Auflage) liefert
das Buch eine leicht verständliche, aktu­
elle Einführung in das Wissen darüber,
wie unser Gehirn funktioniert und unter
welchen Umständen das Lernen gelingt.
Im März nun erschien eine Art Fortset­
zung dieses Grundlagenwerks. Das neue
Buch heißt: „Etwas mehr Hirn, bitte“. Es
bereitet die neuesten Hirn-Themen kom­
pakt auf: Wie das Leben als erkenntnis­
gewinnender Prozess abläuft, wie die
Strukturen des Gehirns durch soziale Er­
fahrungen verändert werden und (beson­
ders neu) wie sich individuelle Potenziale
durch die Unterstützung von Gemein­
schaften entfalten lassen.
Für Unternehmen bedeutet das: Sie
sollten frei von internen Machtkämpfen
eine Gemeinschaft sein, deren Mitglie­
der einander ermutigen und inspirieren,
etwas Neues auszuprobieren und über
sich hinauszuwachsen, die sich gegensei­
tig helfen, ihre Lust am eigenen Denken
und Freude am gemeinsamen Gestalten
wiederzuentdecken.
Burn-out: Erlebnisbericht
eines IT-Vorstands
Dr. Rüdiger Striemer (kein Pseudonym)
ist Mitglied des Vorstands der Adesso
AG, einem führenden IT-Dienstleister.
In seinem Buch „Raus!“ schildert der
1968 geborene Top-Manager seinen mit
verantwortungsvollen Entscheidungen
vollgepackten Arbeitsalltag, der in der
Regel von 7.00 Uhr bis 21.30 Uhr geht.
Striemer hat enorme Ansprüche an sich,
glaubt aber, dass er denen nicht gerecht
werden kann, wird depressiv und leidet
unter Angststörungen. Obwohl körperlich
völlig gesund, kollabiert er und wird vom
Notarzt in ein Krankenhaus gebracht. Er
landet am nächsten Tag in einer psychiat­
rischen Klinik und kommt nach zwei Mo­
naten schrittweise zurück an den alten
Arbeitsplatz.
Das Buch ist spannend, humorvoll und
schonungslos ehrlich geschrieben. Au­
ßenstehende bekommen einen einzig­
artigen Einblick in einen echten Burn-
out-Fall (inklusive der segensreichen Ar­
beitsweise in einer Psychiatrie). Coachs
können lernen, wie sehr das Privatleben
die Arbeit beeinflusst und dass unter
Stress Kindheitstraumata aufbrechen kön­
nen – hier der frühe Tod der Mutter.
Bestsellerautor von „Und Nietz-
sche weinte“ kennenlernen
David Yalom ist ein weltweit bekannter
amerikanischer Psychotherapeut und
Autor. Der ehemalige Professor für Psy­
chiatrie an der Universität Stanford gilt
als der bedeutendste lebende Vertreter
der existenziellen Psychotherapie, einer
Richtung, die sich um die Weiterentwick­
lungen der Psychoanalyse Freuds ver­
dient gemacht hat. Besonders durch seine
Romane (!) förderte Yalom ein breites
Verständnis für die Arbeit eines Thera­
peuten. Berühmte Romane heißen: „Und
Nietzsche weinte“, „Liebe, Hoffnung,
Psychotherapie“, „Der Panama-Hut“ oder
„Die rote Couch“. Die Freundschaft zwi­
schen Therapeut und Patient ist für Yalom
eine notwendige Bedingung, aber nicht
ausreichend: „Die Psychotherapie ist kein
Ersatz, sondern eine Generalprobe fürs
Leben“.
Der Film, der im Frühjahr in Deutsch­
lands Kinos lief, zeigt sowohl das glück­
liche Ehepaar Yalom als auch den Thera­
peuten Yalom. Beim Betrachten des Films
entsteht beim Zuschauer eine große Neu­
gier auf sich selbst. Am Vorbild Yalom ler­
nen wir: Je besser wir uns selbst kennen,
desto besser wird unser Leben.
R
Gerald Hüther:
Etwas mehr Hirn, bitte:
Eine Einladung zur Wiederentdeckung
der Freude am eigenen Denken und
der Lust am gemeinsamen Gestalten,
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
2015, 187 Seiten, 19,99 Euro
Rüdiger Striemer:
Raus!: Mein Weg von der Chefetage in
die Psychiatrie und zurück,
Berlin Verlag,
Berlin 2015,
256 Seiten, 19,99 Euro
Sabine Gisiger (Regie):
Yaloms Anleitung zum Glücklichsein,
Studio Alive, DVD (Genre:
Dokumentation, Biografie / Erschei-
nungstermin: 20. Februar 2015),
Spieldauer: 74 Minuten, 13,99 Euro
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