wirtschaft und weiterbildung 7-8/2015 - page 15

wirtschaft + weiterbildung
07/08_2015
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möglich ist – wird auch in den Steuerungs-, Entwicklungs- und
Entscheidungskonzepten heutiger Organisationen mehr und
mehr relevant. Auch wenn keiner von Buber spricht, sondern
von eher trivialeren Begriffen wie emotionaler Intelligenz, prä-
sent ist Buber, auch ohne dass sein Name genannt oder auch
nur gewusst wird. Sich in die Schuhe des anderen hineinstel-
len können – diese Fähigkeit ist für Entscheidungsprozesse in
Teams unabdingbar. Wer theoretische Belege sucht, warum
Empathie in sozialen Systemen so unersetzlich ist, kann in Bu-
bers Texten reiche Ernte einfahren. „Du sollst Deinen Nächsten
lieben, er ist wie Du!“, dieses Zitat bringt es auf den Punkt.
Ohne Wahrnehmung dessen, dass der andere mir gleicht, gibt
es keine beziehungserhaltende Form der Konfliktbearbeitung
und des Umgangs mit Interessengegensätzen.
Ohne Widerspruch gibt es keine guten
Entscheidungen
Einer von Bubers Statements war: „Erfolg ist keiner der Namen
Gottes“. Buber war zutiefst skeptisch, ob, wenn etwas oder
jemand erfolgreich ist, dies auch als Beleg für seine Richtigkeit
oder Wahrheit angesehen werden sollte. Die Gleichsetzung –
ich bin erfolgreich, also mache ich etwas richtig – ist in unserer
Gesellschaft immer noch ein kultivierter Glaube. Dass Erfolg
immer ein Messkriterium und einen Messzeitpunkt braucht,
wird dabei einfach ignoriert. Und aus der Tatsache, dass etwas
20 Jahre lang erfolgreich war, folgt nicht, dass im 21. Jahr kein
Zusammenbruch folgt. Aus dem Marketingerfolg eines Pro-
dukts folgt nicht, dass es dem Kunden auch wirklich guttut.
Dann wären Designerdrogen sehr, sehr wahr, weil die ja so
gern gekauft werden. Die Naivität der amerikanisch-geprägten
Denkart („It just works!“) steht in einem eindrücklichen Ge-
gensatz zu einem dialogischen Denken, welches sich dem
Grundsatz fügt, dass die Wahrheit immer zu zweit beginnt. Die
Unerlässlichkeit (mindestens) einer weiteren Perspektive für
die Wahrheitsfindung ist heute für jeden Top-Manager – und
nicht nur für diesen – für den Umgang mit komplexen Pro-
blemstellungen essenziell. Wenn es ein Buch „Buber für Mana-
ger“ gäbe, dann lautete eine wichtige Botschaft daraus: Ohne
Kommunikation weißt Du nichts von der Firma, ohne Wider-
spruch kannst Du keine zukunftserhaltenden Entscheidungen
treffen und ohne Dein Herz bist Du blind für die Fakten.
Buber ist auch ein Beispiel dafür, dass man in keine Kategorie
passt, wenn man tiefgründig denkt und den Dingen durch das
eigene Leben auf den Grund geht. Er war Philosoph, Theologe,
Politiker, Literat, Übersetzer, Soziologe, Ethiker und ein feiner
Mensch. Wer sich mit ihm beschäftigen möchte, der fängt am
besten mit dem Büchlein „Ich und Du“ an oder lernt die Person
genauer kennen in „Begegnungen. Autobiographische Frag-
mente“. Beides findet sich nicht in den Bestsellerlisten. Aber
wie schon gesagt: Erfolg ist keiner der Namen Gottes.
Klaus Eidenschink
Klaus Eidenschink
ist Senior Coach (DBVC), Organisations-
berater und Coaching-Ausbilder
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