wirtschaft und weiterbildung 06/2015 - page 44

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
06_2015
Wie zu sehen, ist das Team im Organisa-
tionscoaching nicht immer ein Team, das
auch in der Hierarchie als solches klar de-
finiert ist. Wer in der Maßnahme einzeln,
aber im gemeinsamen Geist, oft durch
mehrere Coachs in enger Abstimmung
gecoacht wird, gibt das Entwicklungsziel
vor. Das Entwicklungsziel ist eine Schlüs-
selkompetenz des Unternehmens, die
man durchaus als Vision verstehen kann.
Was geändert wird, wird immer auch im
Hinblick auf eine zukunftsfähige Neu-
ausrichtung geändert. Oder in einer Me-
tapher: Es wird neu tapeziert, nicht nur
überstrichen.
Die Schlüsselkompetenz des Unterneh-
mens ist so beeindruckend, dass sie unter
Anstrengungen gerade noch erreichbar
ist. Zugleich ist sie so begehrenswert,
dass sie alle Kräfte aktiviert, die nötig
sind, diesen neuen Horizont tatsächlich
zu erreichen. Im Anschluss benötigt
der Weg zum Ziel eine klare und nicht
zu üppige Zeitvorgabe. Das schafft den
erforderlichen Druck und bringt alle Be-
teiligten dazu, sich gegenseitig perma-
nent zu unterstützen. Nach der Schlüs-
selkompetenz des Organismus gilt es, die
Schlüsselfiguren fürs Coaching zu finden.
Vielfach gibt die Hierarchie das vor, weil
Führungskräfte natürliche Weichenstel-
ler für viele Mitarbeiter sind. Was aber,
wenn es im Team egozentrische und
unbeliebte High-Performer oder „ewige
Talente“ gibt, die selbst keine Leitungs-
funktion innehaben, aber über riesiges
Potenzial verfügen? Sollten die nicht
auch eingebunden werden? Hier ist die
Aufgabe nicht ganz so trivial, wie sie auf
Anhieb aussieht. Herausfordernd bei die-
ser Suche: Die übergeordnete Qualität der
Schlüsselkompetenz bedeutet für jeden
etwas anderes und lässt recht schnell un-
terschiedliche Defizite aufscheinen. Das
Gelingen eines Organisationscoachings
entscheidet sich an der Übersetzung von
Entwicklungszielen der Organisation in
individuelle Kompetenzen und Teilaufga-
ben, die jeder Einzelne aufweisen muss,
damit sich alle fruchtbar ergänzen. Ein
Entwickler benötigt Konzentrationsfähig-
keit, eine Führungskraft mit Achtsamkeit
gepaarte Konsequenz, ein Projektleiter
natürliche Autorität ohne ausdrücklich
hierarchische Legitimation.
Wer braucht Unterstützung in der Kom-
munikation, wer plagt sich mit Engpässen
im Selbstmanagement und wem muss
in Sachen Führungsfähigkeiten auf die
Sprünge geholfen werden? Oder wer neigt
unter dem Druck des Neuen zu heiklen
Flüchtigkeitsfehlern – mit schwerwiegen-
den Folgen für das große Ziel? An diesen
Punkten ist die enge Zusammenarbeit
mit dem Coaching-Stab besonders wich-
tig. Im Schulterschluss gelingt es, aus
Unternehmensherausforderungen zuerst
Unternehmensziele und dann persönli-
che Ziele zu machen. Dabei erlaubt die
Erfahrung versierter Coachs eine zügige
und zielsichere Erkennung der blinden
Flecken jedes Einzelnen und macht eine
dezidierte Planung der individuellen Be-
gleitung möglich.
Woher kommt Leichtigkeit?
Im Organisationscoaching wird nicht
einfach jeder Einzelne irgendwie besser,
sondern leistungsfähiger im Hinblick auf
ein bestimmtes Ziel des Unternehmens
und im Zusammenspiel mit anderen. So
werden, ähnlich dem Fußball, die Ein-
zelspieler individuell besser und verbin-
den sich harmonisch mit den anderen zu
einem Team, das Ball und Gegner laufen
lässt und das Publikum verzaubert. Die
zählbaren Ergebnisse? Die stellen sich un-
weigerlich ein. Natürlich klingt das alles
zuerst nach Reagenzglasmagie. Umso
faszinierender ist es, zu sehen, wie eine
leistungsfähige Analyse über belastbare
Planung und konsequente Umsetzung
zu genau diesem Ziel von Leistung und
Leichtigkeit führt. Doch diese Faszination
gibt es nicht umsonst. Menschen, Teams
und Organisationen brauchen immer
eine kleine Reserve, damit sie auf das
aktuelle Leistungsniveau noch ein wenig
Leichtigkeit drauf packen können. Dazu
ist ein Umdenken nötig, das Mitarbeiter
zunächst entlastet. Wer bis oben voll
mit Arbeit unter Stress steht, hat keinen
Spielraum mehr, um Leichtigkeit im Paket
mit anderen zu erarbeiten und entspre-
chend zu performen. Aber keine Sorge:
Eine Geschäftsleitung, die bereit ist, für
die Leichtigkeit etwas Druck vom Kessel
zu nehmen, erhält diese Investition mit
Zins und Zinseszins zurück.
Übung macht die Meister
Im weiteren Verlauf sind zielführende
Übungen zentraler Bestandteil von Leis-
tung und Leichtigkeit, denn Menschen
lernen über Wiederholung. Oft sehen
diese Übungen einfach aus, folgen aber
einem ausgeklügelten Plan. Mit diesem
Plan wird jeder Leistungsträger individu-
ell zu seinem persönlichen Ziel geführt,
und seine konkreten Schlüsselkompeten-
zen werden tief und dauerhaft in seinem
Verhalten verankert. So führt die kollek-
tive zur individuellen Qualität und das
Zusammenspiel aller zum wachsenden
Erfolg durch Leistung mit Leichtigkeit.
Mehr Motivation, weniger stressbeding-
ter Krankenstand und ein großes Plus
an Leistungsfähigkeit nicht nur des Ein-
zelnen, sondern der gesamten Organisa-
tion – Leistung und Leichtigkeit gehören
plötzlich ganz natürlich zusammen und
sind keine Widersprüche mehr. Und am
Ende kann das gecoachte Unternehmen
seine Mitbewerber mit 7:1 nach Hause
schicken und seine Kunden mehr als 90
Minuten begeistern.
Thomas Schulte
R
Thomas Schulte
startete als Unter-
nehmensberater
und erkannte
bald, dass seine
Leidenschaft eher Menschen galt
statt kühler Zahlen. Als Coach der
ersten Stunde in Deutschland unter-
stützt er seit 1997 Menschen dabei,
ihr wahres Potenzial zu erkennen und
auszuschöpfen. Heute schlägt sein
Herz als Geschäftsführer der Sym-
biont Group GmbH für das Coaching
ganzer Organisationen und ihrer Mit-
arbeiter. Auch als Autor ist Thomas
Schulte aktiv. Im April 2015 erschien
sein drittes Buch Leistung und Leich-
tigkeit. Das wahre Potenzial von Orga-
nisationen.
Symbiont Group GmbH
Zur Eichwiese 12
64367 Mühltal
Tel. 06151 3975437
AUTOR
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