personalmagazin 3/2019 - page 41

unterschiedlichste Formen des Projekt-
managements gibt. Eine strikte Abkehr
vom klassischen Projektmanagement
hin zur Arbeit ausschließlich mit agilen
Methoden wäre für die meisten Unter-
nehmen ohnehin weder praktikabel noch
denkbar, denn sowohl der plangetriebene
als auch der agile Ansatz halten notwen-
dige und wertvolle Inhalte für Organisa-
tionen bereit.
Die Methoden und Prozesse
individuell anpassen
Der entscheidende Erfolgsfaktor für
Projekte ist damit eine hohe Anpas-
sungsfähigkeit in der Projektmanage-
mentmethodik, je nach Situation und
Rahmenbedingungen. Doch wie erreicht
man die ideale Mischung aus plange-
triebenen und agilen Ansätzen? Bei der
Durchführung eines Projekts wählt der
Projektmanager aus einer Vielzahl von
möglichen Vorgehensweisen aus und setzt
je nach Situation sinnvolle Techniken ein.
Diesem grundsätzlichen Vorgehen
und Verständnis folgend können agile
Methoden komplementär zu plangetrie-
benen Methoden betrachtet werden, die
je nach verfolgter Zielsetzung oder sich
ändernden Rahmenbedingungen kom-
biniert werden können. Agile Techniken,
die man beispielsweise in den einzelnen
agilen Frameworks findet, können ange-
passt werden, solange der agile Grundge-
danke dabei nicht verloren geht. Genauso
können etablierte Methoden beibehalten
werden oder agile Techniken um neue As-
pekte erweitert werden, die besser in die
individuelle Organisation passen. Durch
die Anerkennung dieser Gestaltungsfrei-
heit und Kombinationsmöglichkeit kön-
nen agile Elemente prinzipiell in jedes
Projekt in unterschiedlichem Maße ein-
geführt werden.
Die digitale Transformation
im HR-Bereich von Heraeus
Bereits seit 2015 beschäftigt sich HR bei
Heraeus mit der Digitalisierung einzelner
Prozesse, seit Anfang 2018 durchläuft der
Bereich eine intensive Phase der digitalen
Transformation. Um diesen Wandel effizi-
ent zu organisieren, wurde ein Programm
aufgesetzt, welches alle Projekte und Ini-
tiativen im Rahmen der Transformation
bündelt, koordiniert und zentrale not-
wendige Maßnahmen anstößt. Im Kern
geht es bei der „Digital HR Transforma-
tion“ um die konsequente Etablierung
benutzerfreundlicher People-Prozesse
in allen wichtigen Bereichen. Dies wird
durch die globale Einführung von cloud-
basierten Systemen und einer deutlichen
Vereinfachung der Systemlandschaft erst
ermöglicht. Die Transformation umfasst
neben der Gestaltung der Systeme, mit
denen der HR-Bereich und andere Ge-
schäftsbereiche arbeiten, auch die Di-
mensionen Arbeitsprozesse, Rollen und
Verantwortlichkeiten.
Unter den relevanten Themen finden
sich Projekte zum Recruiting, zu einem
HR-Service-Portal, einer Learning-Ma-
nagement-Plattform, der zentralen
Personaladministration, der Personal-
planung und der Zusammenarbeit mit
dem Betriebsrat. Die Vielzahl der invol-
vierten Systeme, der Schnittstellen und
Abhängigkeiten sowie die hohe Zahl der
beteiligten Personen führt zu einer erheb-
lichen Komplexität und einer schlech-
ten Planbarkeit der notwendigen Pro-
jektaktivitäten. Damit besteht also eine
Ausgangslage, welche durch klassisches
Projektmanagement schwer beherrsch-
bar wäre und somit für den Einsatz agiler
Methoden spricht. Gleichzeitig muss das
Programm mit einem definierten Budget
arbeiten und damit den organisationalen
Erfordernissen eines Großunternehmens
entsprechen.
Die Vorgehensweise im Programm und
in den einzelnen Projekten ist folglich von
agilen Methoden geprägt, welche an ent-
scheidenden Punkten durch Elemente des
klassischen Projektmanagements ergänzt
wurden. Die konkrete Vorgehensweise
wurde auf Basis der oben beschriebenen
Prinzipien eines agilen Mindsets sowie der
vorgefundenen Rahmenbedingungen erar-
beitet und wird ständig weiterentwickelt.
Prinzip 1:
Systematische Einbindung der Kun­
denperspektive
Um die Grundlage für einen regelmä-
ßigen Austausch und ein effizientes
Feedback zu schaffen, wird die Nutzer-
perspektive typischerweise auf drei ver-
schiedene Arten in die einzelnen Projekte
eingebunden.
• Stakeholder-Interviews und bei Be-
darf Design-Thinking-Workshops zu
Projektbeginn, um die Zielsetzung des
Projekts und die aus Nutzersicht wich-
tigsten Anforderungen zu bestimmen.
Agile Metho­
den und
klassisches,
plangetriebe­
nes Projekt­
management
schließen
sich nicht
aus, sondern
können sich
sehr gut
ergänzen.
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Projektmanagement
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