PERSONALquarterly 2/2019 - page 9

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02/19 PERSONALquarterly
PERSONALquarterly:
Der bereits oben erwähnte Wandel der
Arbeitswelt beinhaltet auch Aspekte der Digitalisierung. Wer-
den Karrieren und Laufbahnentwicklung dadurch zukünftig
beeinflusst? Was könnten Organisationen tun, um sich hierauf
vorzubereiten?
Andreas Hirschi:
Die Digitalisierung führt zu grundlegenden
Änderungen in Arbeitsinhalten und Berufen. Einige beste-
hende Berufe verschwinden, neue entstehen und fast alle Be-
rufe werden sich inhaltlich stark wandeln. So werden Berufe,
welche vor allem klar standardisierte kognitive oder körper-
liche Aktivitäten verlangen, automatisiert werden (bspw. im
Personen- und Gütertransport). In anderen Bereichen werden
neue Dienstleistungen angeboten werden, welche die Anwen-
dung von neuen Technologien unterstützen (bspw. in der Bil-
dung). Dies verlangt eine große Offenheit und Flexibilität in
der persönlichen Karrieregestaltung. Organisationen können
diesen Prozess unterstützten, in dem sie Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter bei der fortlaufenden Aktualisierung ihrer
Arbeitsmarktfähigkeiten unterstützen. Dies kann einerseits
durch gezielte Fort- und Weiterbildungen geschehen, aber
auch durch das Übertragen von herausfordernden Tätigkeiten,
in denen Kompetenzen angewandt und weiterentwickelt wer-
den können.
Zukunftsweisend scheint mir zudem zu sein, dass Mitar-
beitende Kompetenzen zur Selbstgestaltung ihrer Laufbahn
erwerben, da Organisationen Karrieren in einem immer dyna-
mischeren Marktumfeld nur beschränkt mittel- und langfristig
gestalten können. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten
somit auch befähigt werden, ihre Laufbahn selbstverantwort-
lich zu gestalten. Dies könnte z. B. erreicht werden, indem
persönliche Laufbahnziele reflektiert werden und dann ent-
sprechende Pläne zu deren Erreichung ausgearbeitet werden.
PERSONALquarterly:
Welche Veränderungen erwarten Sie zukünftig
generell bei der organisationalen Laufbahngestaltung? Könnten
dabei die Themen „People Analytics“ oder „Big Data“ eine Rolle
spielen?
Andreas Hirschi:
Diese Themen werden auf jeden Fall eine große
Rolle spielen. Aufgrund immer größerer Datenmengen, die bes-
ser verknüpft werden können, sind Unternehmen zusehends
„Der Wandel der Arbeitswelt verlangt Offenheit und
Flexibilität bei der persönlichen Karrieregestaltung.
Organisationen können dabei unterstützen.“
Prof. Dr. Hirschi
in der Lage, für bestimmte Funktionen und Laufbahnen, die im
Unternehmen vorhanden sind, geeignete Personen gezielt zu
identifizieren. Außerdem kann aufgrund solcher Daten auch
besser abgeschätzt werden, welche Entwicklungsmaßnahmen
zu welchem Zeitpunkt für welche Person passend sind.
Extrem verändert hat sich zudem bereits die Rekrutierung
von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. So wird bspw.
vermehrt auf soziale Netzwerke wie Linkedin zurückgegrif-
fen, um potenzielle geeignete Kandidaten gezielt und direkt
anzusprechen.
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