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02/16 PERSONALquarterly
wie Tablets, sodass keine Installation auf lokalen Rechnern
notwendig ist. Dadurch können verschiedene Nutzer (z. B. Füh-
rungskräfte, Personalentwickler und Mitarbeiter) das System
gleichzeitig und ortsunabhängig nutzen. Ein Beispiel stellt das
im Projekt entwickelte Kompetenz-Navi
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dar. Im System sind
gewerkspezifische Kompetenzmodelle hinterlegt, die betriebs-
spezifisch angepasst werden können. Dies ermöglicht, dass
z.B. betriebsspezifische Kernkompetenzen abgebildet werden
können. Auch sind so Anpassungen des Kompetenzmodells für
die Betriebskultur möglich.
Die Kompetenzdiagnose automatisiert administrative Pro-
zesse wie das Erstellen von Erhebungen und Auswertungen.
Diese Auswertungen sind visuelle Aufbereitungen der Kompe-
tenzeinschätzungen, die Entscheidern wichtige und gut kommu-
nizierbare Informationen zur Verfügung stellen (vgl. Kauffeld,
2016). In der individuellen Auswertung können Kompetenzpro-
file von Mitarbeitern abgebildet werden. So werden Stärken,
aber auch Lücken in Relation zu einem Soll-Profil sichtbar ge-
macht. Auch können Selbst- und Fremdeinschätzungen oder
Entwicklungen über mehrere Messzeitpunkte gegenübergestellt
werden. Im Bild (Seite 19) ist bspw. das Kompetenzprofil eines
Mitarbeiters in der Selbst- und in der Fremdeinschätzung zu
sehen, zusätzlich geben die grau hinterlegten Kästchen das Soll-
Profil an. In der betriebsbezogenen Auswertung werden in einer
Matrix die Kompetenzen aller Mitarbeiter übersichtlich nebenei-
nander dargestellt. Durch die Darstellung im Vergleich zum Be-
triebsmittelwert je Kompetenz können Kompetenzträger leicht
identifiziert werden. Eine Aggregation über alle Beschäftigten
gibt zudem Aufschluss über bestehende Stärken und Lücken
auf Betriebsebene. Das Kompetenz-Navi kann für verschiedene
praktische Fragen des Personalmanagements eingesetzt wer-
den: im Rahmen der Personaleinsatzplanung, zur Ermittlung
von Kompetenzentwicklungsbedarfen, für die Laufbahngestal-
tung, für die Nachfolgeplanung oder zur Strategieplanung, z.B.
um neue Geschäftsfelder für den Betrieb zu identifizieren.
Auf Betriebskultur abgestimmte Kompetenzentwicklung
Die mittels einer Kompetenzdiagnose identifizierten Kompetenz-
lücken können nun Anlass zur Kompetenzentwicklung sein. Die
Maßnahmen können so und durch die der Diagnose zugrunde
liegenden Kompetenzmodelle strategisch aufgesetzt werden.
An dieser Stelle sollte die Betriebskultur nach der Berücksichti-
gung in den Kompetenzmodellen ein weiteres Mal berücksichti-
gt werden. Für eine erfolgreiche Umsetzung sollte die Auswahl
der passenden Kompetenzentwicklungsmaßnahmen auf die
betriebsspezifische Lernkultur abgestimmt sein. Bspw. zeigen
sich empirisch Unterschiede in der Lernkultur von kleinen und
großen Unternehmen. Großunternehmen setzen stärker auf for-
malisierte Personalentwicklung und bieten ihren Mitarbeitern
z. B. deutlich mehr Weiterbildungsmöglichkeiten, in kleinen Un-
ternehmen erfolgt Personalentwicklung eher informell (Mayson/
Barrett, 2006). So sind in Handwerksbetrieben arbeitsintegrierte
Lernformen wie bspw. Lerntandems passfähiger, in denen Erfah-
rungen direkt im täglichen Arbeitsprozess ausgetauscht werden.
In arbeitsintegrierten Kompetenzentwicklungsmaßnahmen
sind die Lernprozesse realitätsnah, d.h. sie finden durch die
Auseinandersetzung mit konkreten Arbeitsanforderungen so-
wie durch die Ausführung von Arbeitsaufgaben statt. Arbeitsin-
tegriertes Lernen hat noch weitere Vorteile: Es ist flexibler, oft
kostengünstiger und die Frage des Transfers in die Praxis stellt
sich erst gar nicht (Kauffeld, 2016; Noe/Clarke/Klein, 2014).
Problematisch ist, dass das Lernen bei der Arbeit oft nicht
strukturiert erfolgt und dem Zufall überlassen wird. Arbeits-
integrierte Kompetenzentwicklungsmaßnahmen müssen daher
– wie alle anderen Personalentwicklungsinstrumente auch – ge-
plant, durchgeführt und nachgehalten werden (Kauffeld, 2016).
Tandems als Kompetenzentwicklungsmaßnahme
Im Rahmen des Projekts wird modellhaft eine Kompetenzent-
wicklungsmaßnahme in einem Unternehmen umgesetzt. Die
ebm GmbH & Co. KG ist ein in Osnabrück ansässiger Elektro-
Screenshot eines Prototypen des Kompetenz-Navi
in der Kompetenzprofilansicht.
2 Weitere Details zum Tool finden Sie auch unter