Immobilienwirtschaft 4/2019 - page 61

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4.2019
Die Gemeinsamkeiten zwischen Immobilien- und Energiewirtschaft nehmen zu.
Kooperationen sind mittlerweile an der Tagesordnung. Beide Branchen verzahnen sich
wie ein Reißverschluss. Ein Überblick über wesentliche Bereiche dieser Entwicklung.
Wohnungen. Ein Schmutzwasserkanal mit
600 Millimeter Durchmesser unter einer
öffentlichen Straße dient als Wärmeliefe-
rant. Darin befindet sich ein 150 Meter
langer Wärmetauscher. Eine 100 kWth
großeWärmepumpe bringt dasWasser auf
die nötige Temperatur. Im Quartier selbst
wird das warme Wasser in einem zwei
Kilometer langen Nahwärmenetz verteilt.
Die schon erwähnten BHKW sind be-
reits heute ein Bereich, in dem die Immo-
bilienwirtschaft zumindest indirekt zum
Produzenten von Strom wird. Technisch
gebräuchlich sind für die Stromerzeugung
zwei Technologien.
Die Anlagen werden meist im Con-
tracting durch einen Energieversorger
betrieben. Doch das Know-how dafür
können sich auch Immobilienverwal-
tungen oder selbst WEG (siehe auch „Im-
mobilienwirtschaft“, 9/2018: Eigenstrom
in der WEG, S. 78 ff.) aneignen und so
zum Stromproduzenten werden.
Aus internen Firmen-
plattformen werden
Ausgründungen für
den Drittmarkt
Die Strommengen können zum einen
gegen EEG- oder KWK-Vergütung ins
Netz eingespeist oder es können daraus
zum anderen Mieterstrommodelle kre-
iert werden. Dafür gibt es softwareseitig
heute schon White-Label-Lösungen, die
etwa von derWohnungswirtschaft genutzt
werden können, um damit eigene Tarife
für ihre Mieter darzustellen. Es geht aber
auch anders herum: Die RheinEnergie AG
aus Köln betreibt eine lokale Strombörse.
Dieses „stromodul“ nutzen Kunden, da-
runter auch Immobilienverwalter, für den
Strombezug. Noch in diesem Jahr soll die-
ses Modell auch als White Label anderen
Energieversorgern zur Verfügung stehen,
Fotos: Frank Urbansky
Technologie/
Brennstoff
Vorteile
Nachteile
Photovoltaik (PV)
gute Eigenabdeckung mög-
lich, einfache Installation, PV
in der Installation günstiger
als Solarthermie
Einigung mit Netzbetreiber,
hohe Brandschutzbestim-
mungen bei Einbindung eines
Batteriespeichers
Kraft-Wärme-Kopplung
(BHKW oder
Brennstoffzelle)
eigene Stromerzeugung,
garantiert vergütete Strom-
einspeisung ins Netz
hohe Investition, hoher War-
tungsaufwand
Feste Biomasse (Holz)
hohe Preisstabilität auf nied-
rigem Niveau, primärener-
getisch in der EnEV sehr gut
bewertet
Investition hoch (bei Pellet
oder Hackschnitzel etwa das
Dreifache gegenüber Gas-
oder Öl-Brennwert), Nach-
haltigkeit durch Grauimporte
insbesondere aus Osteuropa
nicht immer gewährleistet,
können unter kommunale
Verbrennungsverbote fallen
Flüssige und gas-
förmige Biomasse
keine Investition, da keine
weitere Komponente nötig,
gute Verfügbarkeit, Biogas
und Bioheizöl als gesetzliche
Erfüllungsoption für EWär-
meG in Baden-Württemberg
anerkannt
Preise der Biokomponen-
ten immer höher als fossile
Optionen, Abhängigkeit von
fossilen Brennstoffen bleibt
bestehen
Solarthermie zur
Warmwasserbereitung
geringe Investition, geringer
Flächenbedarf, hoher De-
ckungsgrad möglich
geringe Energieeinsparung
Solarthermie zur
Warmwasserbereitung
und Heizungsunter-
stützung
interessante Zuschüsse,
größere Unabhängigkeit von
fossilen Energieträgern und
deren Preisen
höhere Investition und da-
durch langfristigere Amortisa-
tion, Dach muss ideal geneigt
sein, ansonsten Aufständerung
nötig, größerer Platzbedarf
Wärmepumpen
erfüllt alle gesetzlichen Be-
dingungen auch in Zukunft
hoher Strompreis, je nach
Technologie hohe Investition
GREEN TECH
PROS UND CONS
Quelle: Urbansky
die dann wiederum mit Immobilien ent-
weder als Kunden zusammenarbeiten
oder diese als Stromlieferanten einbinden,
wenn deren EEG-Vergütung, etwa für PV-
Anlagen auf Dächern, ausläuft. Wird eine
Immobilie saniert, sollte sie deutlich we-
niger Energie als zuvor verbrauchen. Das
ist nicht nur rechtlich geboten, sondern
auch der Vernunft geschuldet. Im besten
Falle gelingt es, erneuerbare Energien
einzukoppeln. Im Neubau ist das sowieso
vorgeschrieben. Es macht aber auch
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