Immobilienwirtschaft 4/2019 - page 67

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4.2019
Warum, Herr Meyer, ist die Position
eines CDOs in Immobilienunternehmen
notwendig?
Weil die Digitalisierung tief-
greifende Veränderungen für Unterneh-
men und die Führungsebene mit sich
bringt. Im Kern geht es darum, sich mit
der Zukunft des Immobilienmarktes zu
befassen, die digitale Strategie im Unter-
nehmen voranzutreiben und dabei die
Mitarbeiter mitzunehmen.
Welche Ziele verfolgen Sie?
Hauptsäch-
lich beschäftige ich mich damit, wie sich
Mehrwerte aus den Datenströmen gene-
rieren lassen. Im letzten Jahr haben wir
beispielsweise mit dem Building Material
Scout die erste webbasierte Plattform für
nachhaltige und gesunde Bauprodukte auf
den Markt gebracht. Und mit der Platt-
form Asset Check verknüpfen wir be-
nutzerfreundlich Marktbenchmarks von
unseremPartner Bulwiengesamit eigenen
Gebäudetechnikbenchmarks.
Wie gehen Sie mit der Schnittstellen-
problematik um?
Aktuell arbeiten wir
mit dem PropTech InterfaceMA an einer
Schnittstellen-Software. Mit der soll es
Real-Estate-Unternehmen gelingen, ver-
fügbare, aber nicht miteinander kompa-
tible Gebäude-, Nutzer- sowie Kommu-
nikations- und Prozessdaten sinnvoll zu
verbinden und auszuwerten.
Was tun Sie, um digitale Kompetenzen
in Ihrer eigenen Belegschaft zu stärken?
Wir wissen heute ja noch gar nicht, was
wir morgen wissen müssen. Deswegen
müssen wir nichts weniger als einen Kul-
turwandel vollziehen. Mitarbeiter müs-
sen mehr Freiheiten bekommen. Auch
eine Kultur des Scheiterns ist wichtig, um
Ideen zu testen und aus Fehlern zu ler-
nen. In unserem InnovationCenter finden
deshalb Kollegen unabhängig von ihrem
Tagesgeschäft eine Plattform, um an in-
novationsbezogenenThemen zu arbeiten.
Was sind die wichtigsten neuen Techno-
logien, an denen Sie arbeiten?
Wir be-
schäftigen uns mit der Verbindung unter-
schiedlichster Datenströme im Immobili-
enlebenszyklus, um diese zu analysieren.
Davon werden alle an Planung und Bau
Beteiligten ebenso stark wie Asset-, Faci-
lity- und Fonds-Manager profitieren. Sie
erhalten größtmögliche Datentransparenz
über ihre Immobilien und eine einfachere
Prozessverknüpfung.
Welche Rolle spielt das in absehbarer
Zeit?
Die Bau- und Immobilienwirtschaft
wird mittel- bis langfristig verstärkt in der
Lage sein, Datensilos zu harmonisieren.
Daher kommt einer Software, die in der
Lage ist, heterogene Daten verschiedener
Systeme und Formate unkompliziert zu-
sammenzuführen, eine extrem wichtige
Rolle zu.
Wie wichtig sind für Sie strategische
Partnerschaften mit PropTechs?
Sehr
wichtig – für beide Seiten! PropTechs fehlt
es häufig noch an spezifischemBranchen-
Know-how und Zugang zum Markt. Den
haben wir Branchenprofis. Gleichzeitig
können wir viel von den jungen Unter-
nehmen lernen. PropTechs denken quer,
sind kreativ und experimentieren ger-
ne. Sie trauen sich auch mal mit einer
80-Prozent-Lösung an den Markt. Diese
Denkweise führt auf innovative und kos­
teneffiziente Wege.
Wie werden Ihre Berufsbilder in zehn
Jahren aussehen?
Das lässt sich heute
nur schwer abschätzen. Sicher aber ist,
dass digitaler Sachverstand immer wich-
tiger wird – unabhängig von der genauen
Berufsbezeichnung. Unser Arbeiten wird
insgesamt mehr daten- undwissensbasiert
sein als heute. Dafür brauchen wir Analy-
tiker, Kritiker und Querdenker.
Mehrwerte aus Datenströmen
«
Jörg Seifert, Freiburg
SERIE
CDOs IM GESPRÄCH
Sie treiben die digitale Transformation
voran: Chief Digital Officers oder Chief
Information Officers. Wer gehört zu den
CDOs oder CIOs der deutschen Immo-
bilienwirtschaft? Wie ist ihr Rollenver-
ständnis? Und auf welche Technologien
setzen sie? Das verrät unsere Serie.
TEIL 8
NORMAN MEYER,
Leiter Digitale Geschäftsmodelle,
Drees & Sommer
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Norman Meyer
ist als Leiter Digitale Geschäftsmodelle
seit Februar 2017 bei Drees & Sommer
tätig. Zuvor gründete und etablierte
er seit dem Jahr 2011 das PropTech-Unternehmen Asset Profiler. Von
2003 bis 2011 war er als Investment-
Manager und später als Partner im
Beratungshaus Egon Meyer + Partner
GmbH beschäftigt.
ZUR PERSON
Foto: Drees & Sommer
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