Immobilienwirtschaft 4/2019 - page 62

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
ENERGIE & IMMOBILIE
Oben: Großflächige Solarther-
mieanlage in Berlin zur Versor-
gung eines ganzen Quartiers
Mitte: Voll digitalisierte Gebäude
lassen sich nicht nur einfach
steuern, sondern sind auch
energieeffizient.
Unten: Das Laden von E-Autos
ist heute schon bei einigen
Wohnungsbauunternehmen, wie
hier bei der BWG in Halle an der
Saale, möglich.
im Bestand aus anderen planerischen
Gründen Sinn. In Frage kommen die oben
genannten Technologien (Tabelle S. 61).
Für alle diese Lösungen werden sei-
tens der Energiewirtschaft auch Contrac-
tinglösungen angeboten. Die Immobili-
enbesitzer oder -verwalter müssten also
nicht Eigentümer dieser Technologie
werden, sondern zahlen nur für die zur
Verfügung gestellte Wärmemenge.
Rechnet man die energetische Sanie-
rung einer einzelnen Immobilie, die auch
immer mit deren Digitalisierung einher-
gehen sollte, auf ganze Quartiere hoch,
kommt man schnell zu smarten Cities.
Auch hier spielt die eigene Versorgung der
Immobilie mit Energie eine große Rolle.
Digitale Steuerung und Verwaltung sor-
gen für deren effizienten Einsatz.
Wie dies aussehen kann, ist derzeit
auf dem Gelände der ehemaligen Pfaff-
Nähmaschinenwerke in Kaiserslautern
zu beobachten. Dort wird mit tatkräftiger
Unterstützung der Wissenschaft ein Ge-
werbe- und Wohnquartier entstehen, das
zu großen Teilen mit selbst erzeugter er-
neuerbarer Energie versorgt wird. Dazu
dienen PV-Flächen auf Dächern und
Fassaden. Die so erzeugte Energie wird
sowohl auf Ebene der einzelnen Gebäude
als auch in Großbatterien auf Quartiers­
ebene gespeichert, um eine weitgehend
lückenlose Versorgung zu gewährleisten.
Ein Smart Grid steuert effiziente Produkti-
on, Speicherung und Verteilung. Gespeist
werden daraus auch die vomQuartier zur
Verfügung gestellten E-Mobile, die zudem
ein bidirektionales Laden gewährleisten.
Die E-Mobile, wie im Pfaff-Quartier,
sind ein weiterer Verzahnungspunkt
zwischen Immobilien- und Energiewirt-
schaft. Beide sind in diesem Bereich stark
aufeinander angewiesen. Die Immobili-
enwirtschaft benötigt eine starke Infra-
struktur, weil die bisherigen Netze für
maximal fünf Ladeplätze pro Immobilie
ausreichen. Allerdings kann man diesen
Ausbau beschränken. Denn durch intelli-
gentes Lademanagement und gesteuertes
Laden kann man etwa Hierarchien festle-
gen, welches Fahrzeug wann nachts tankt
(also etwa das, das am nächsten Tag die
meisten Kilometer fahren muss).
Voraussetzung für smarte
Quartiere sind voll
auto-
matisch vermessene und
gesteuerte Gebäude
Auch kommt hier die Immobilie als
Stromproduzent wieder ins Spiel. Denn
durch gezielte Steuerung kann etwa ein
Großteil eigenerzeugten PV-Stromes für
das Aufladen genutzt werden. Bisher ist
dies etwa zu 50 Prozent möglich. Wissen-
schaftler des Fraunhofer ISE haben jedoch
Module entwickelt, die diesen Eigenver-
brauch auf 88 Prozent ansteigen lassen
können. Der große Vorteil für Mieter und
E-Mobilisten: Dieser Strom ist deutlich
günstiger als der aus dem Netz bezogene.
Voraussetzung für diese smarten
Quartiere sind vollautomatisch vermes-
sene und gesteuerte Gebäude. Mit Hilfe
von Energiemanagementsystemen ist dies
heute schonmöglich und bei einigen Vor-
reitern der Immobilienwirtschaft Stan-
dard. Als Beispiel kann etwa die Firmen-
verwaltung von Phönix Contact in Bad
Pyrmont dienen. Jeder Raum wird digital
überwacht und kann von den Mitarbei-
tern hinsichtlich Luftqualität, Licht und
Temperatur gesteuert werden – per App
auf dem Handy. Künstliche Intelligenz
sorgt etwa dafür, dass die Reinigungs­
roboter des Nachts selbst den Fahrstuhl
rufen können, umso von Etage zu Etage zu
gelangen. Denn Treppen steigen können
sie nicht. Selbst die Kaffeeautomaten auf
jeder Etage sind digital überwacht. Feh-
lendeMengen werden vorausschauend an
den Lieferanten gemeldet.
Solche digitalen Lösungen ermögli-
chen ein Betriebskostenmanagement auf
ganz anderem Niveau. Denn die Energie-
kosten, wenngleich sie die Verwalter bis-
her meist nur amRande tangieren, rücken
in Zukunft in den Mittelpunkt der Immo-
bilienverwaltung.
Dazu ein Blick auf die Energiequellen
und deren Preisentwicklung. Große Im-
mobilien werden häufig mittels Fernwär-
me oder Erdgas versorgt. Fernwärme ist
mit rund 9 Eurocent je kWh nach Strom
die teuerste Variante, in Deutschland zu
heizen und Warmwasser zu bereiten.
Erdgas ist recht günstig (rund 6 Eu-
rocent je kWh). Die Entwicklung der
Erdgaspreise kann derzeit niemand vor-
hersehen. Wahrscheinlich ist, dass sie stei-
gen, da die deutschen Bezüge in Zukunft
fast nur noch aus der Nordsee und aus
Russland kommen. Die niederländischen
Vorkommen, die bisher vor allem nach
Norddeutschland geliefert wurden, sind
erschöpft. Das zurzeit heftig diskutierte
verflüssigte Erdgas (LNG), etwa aus den
USAund Katar, ist noch keine Alternative,
da seine Herstellungskosten deutlich über
denen des per Leitung gelieferten Erdgases
liegen. Wie eingangs beschrieben, gibt es
LINK-TIPP
FÖRDERUNG
heizung/foerdermittel
Hier lassen sich die in Frage kommenden
Fördermittel einfach berechnen und ermit-
teln, ob deren Kombination untereinander
in Frage kommt oder ausgeschlossen ist.
Fotos: Phönix Contact; BWG Halle; Frank Urbansky
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