Immobilienwirtschaft 4/2019 - page 33

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Noch nicht. In puncto Nachverdichtung ist in Freiburg Luft nach oben. Aber es gibt interessante
Pläne und Initiativen dazu. Die Diskussionen um das Potenzial gehen munter weiter. Obwohl
sich durch den neuen Stadtteil Dietenbach die Flächennachfrage entspannen dürfte.
schaft: Der Eigentümer eines zentralen
Grundstücks, auf dem der Supermarkt
geplant war, ist verstorben – und die Erben
wollen nicht mehr verkaufen. Nun muss
umgeplant werden, und die Realisierung
verschiebt sich einmal mehr nach hinten.
Behörden halten Grund-
stücke in Bestlage für
eigene Erweiterungen in
Reserve
Doch auch öffentliche Einrichtungen
tun sich schwer, wenn es um Nachver­
dichtung geht. Nördlich des Freiburger
Stadtzentrums sindmehrere Bundes- und
Landesbehörden ansässig. Umdie Gebäu­
de herum liegen 650 oberirdische Park­
plätze – in absoluter Toplage. Drei Jahre
lang haben Stadtverwaltung, Bund und
Land verhandelt, diese Filetstücke besser
zu nutzen. Auf den Flächen sei Platz für
1.000 bis 1.500 neue Wohnungen, hat ein
Freiburger Umweltverein ausgerechnet.
Tatsächlich abgerungen hat die Stadt Frei­
burg den Behörden jedoch nur ein kleines
Fleckchen, auf dem zwei Neubauten mit
insgesamt 74Wohnungen entstehen sollen
– ein bescheidener Erfolg. Und auf lange
Zeit blieben dies wohl auch die einzigen
Wohnungen auf dem Areal, ist die Ein­
schätzung von Freiburgs Baubürgermeis­
ter Martin Haag. Die Entscheidungspro­
zesse seien langwierig, Bund und Land
wollten die Flächen zudem für eigene
Neubauten vorhalten.
Wo also gibt es noch Flächen in Frei­
burg, die sich zur Nachverdichtung eig­
nen? Umdas zu analysieren, hat die Stadt­
verwaltung einen Perspektivplan erstellen
lassen. 7.000 neue Wohnungen seien auf
den identifizierten Arealen möglich, mei­
nen die Planer. Doch auch in diesen Fäl­
len liegt die Tücke im Detail – selbst bei
den fünf Flächen, die die Stadt Frei»
tenbach ausgesprochen. In der benachbar­
ten Kreisstadt Emmendingen mit 26.000
Einwohnern hingegen votierten die Be­
wohner vor drei Jahren gegen ein neues
Viertel für 1.500 Menschen.
Allerdings: Bis die ersten Häuser in
Dietenbach fertig sind, wird esmindestens
bis 2025 dauern – allein der Bürgerent­
scheid hat die Planungen umein halbes bis
ganzes Jahr zurückgeworfen. Und es dro­
hen Enteignungsverfahren und Klagen.
Wer aktuell in Freiburg eineWohnung
sucht, trifft quasi auf null Angebot. Doch
Flächen im Inneren zu bebauen, ist nicht
einfach. Ein Beispiel für eine größere Ent­
wicklungsfläche ist das Gebiet Zinklern im
Westen der Stadt. Dort könnten rund 550
Wohnungen entstehen. Planungen dazu
gibt es seit mehr als vier Jahrzehnten,
doch knapp 100 Grundstückseigentümer
ringen untereinander sowie mit Politik
und Verwaltung um die Zukunft des Are­
als. Im Herbst vergangenen Jahres schien
nun endlich der Weg frei zu sein, die Of­
fenlage im Bebauungsplanverfahren war
terminiert. Dann die nächste Hiobsbot­
mit Innenentwicklung allein das Woh­
nungsproblem in Freiburg nicht zu lösen
war. 2013 kommt die Idee für einen neuen
Stadtteil auf der grünen Wiese auf, fünf
Jahre später beschließt der Gemeinderat
das Vorhaben. In demneuen Stadtteil Die­
tenbach sind 6.500Wohnungen für 15.000
Menschen auf 110 Hektar Land vorgese­
hen. Das Projekt gehört zu den größten
Entwicklungsflächen in Deutschland.
Doch in Freiburg gefällt der Wachs­
tumskurs nicht allen. Nachdem bereits
mehrere Jahre Planung ins Land gegan­
gen waren, bildete sich eine Initiative und
machte gegen das geplante Quartier mo­
bil. In den emotional geführten Debatten
ging es auch darum, ob die schnuckelige
Universitätsstadt ihren Charme verliert,
wenn alles zugepflastert wird. Die Befür­
worter der Bebauung verwiesen auf die so­
ziale Frage: Keinesfalls, so argumentierten
sie, dürfe die Stadt nur noch für reiche
Menschen da sein. Vor einigen Wochen
gab es einen Bürgerentscheid. Mit 60 zu
40 Prozent hat sich eine klareMehrheit der
Bevölkerung für den neuen Stadtteil Die­
Im Entwicklungsgebiet Kleineschholz – hier der Siegerentwurf –
sollen 1.000 neue Wohnungen entstehen. Dafür müssen sogar
Kleingärten und eine Straße weichen.
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