Immobilienwirtschaft 4/2019 - page 25

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ihnen vergebenen Gewerbeimmobilienkredite summiert sich
mittlerweile auf acht Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die tra­
ditionellen Immobilienbanken fahren momentan pro Jahr ein
Neugeschäftsvolumen von insgesamt gut 40 Milliarden Euro ein.
Noch herausfordernder dürften aber die Umwälzungen sein,
die durch die Digitalisierung auf die Branche zukommen. Bislang
sähen gewerbliche Immobilienfinanzierer ihr Geschäftmeist im­
mer noch als „People Business“, für das hohe Darlehenssummen,
aber kleine Stückzahlen charakteristisch seien, sagt Nils Beier,
Geschäftsführer des Bereichs Finanzdienstleistungen beim Be­
ratungsunternehmen Accenture Strategy. Angebote müssten in­
dividuell auf Kundenwünsche zugeschnitten werden, sodass sie
sich viel schwerer standardisieren ließen als Immobiliendarlehen
für die private Kundschaft.
Diese Sichtweise teilt Prof. Dr. Steffen Sebastian, Inhaber
des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der Universität
Regensburg: „Großvolumige gewerbliche Immobilienfinanzie­
rungen sind hochkomplex und äußerst beratungsintensiv.“ Au­
ßerdem hätten die meisten Banken das Design ihrer IT-Systeme
selbst entwickelt. Diese an digitale Plattformen zu koppeln, sei
nicht nur technisch brisant, sondern auch wegen des strengen
Bankgeheimnisses und aus datenschutzrechtlichen Gründen,
argumentiert er. Crowdfunding- und Crowdinvestment-Platt­
formen wie Exporo und Zinsland billigt er allenfalls eine Be­
deutung als Nischenhandelsplatz zu. „Die haben sich bei Be­
stands- und Projektfinanzierungen bewusst auf die Beschaffung
von Mezzanine-Kapital und nachrangig gesicherter Darlehen
von vergleichsweise kleineren Bestandsimmobilien und Pro­
jekten fokussiert“, so Sebastian. Institutionelle Investoren legten
großenWert auf Transaktionssicherheit und -schnelligkeit. „Ich
habe noch keine digitale Plattform für gewerbliche Immobilien­
finanzierungen gesehen, die das bislang gewährleistet“, fügt er
hinzu.
Immobilienbanken stecken im „Würge-
griff“ von niedrigen Zinsen, abflachender
Konjunktur und Digitalisierung
Accenture-Berater Beier sieht die gewerbliche Immobilien­
bankgemeinde „im Würgegriff der niedrigen Zinsen, eines sich
abflachenden Immobilienbooms sowie der Herausforderungen
der Digitalität“. Er prognostiziert der Branche einen tiefgreifen­
den Wandel.
Diese blickt derzeit auch gespannt auf die Verhandlungen
zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank, die mit­
einander fusionieren wollen. Eigentlich hatten sich beide
»
BayernLB
Hamburg
Commercial Bank
(ehemals HSH
Nordbank)
Deutsche Hypo
Berliner
Sparkasse
Landesbank
Baden-Württem-
berg (LBBW)
Berlin Hyp
22,8
24,6
18,2
21,0
18,0
20,1
12,5
14,0
12,3
12,1
8,0
9,3
1...,15,16,17,18,19,20,21,22,23,24 26,27,28,29,30,31,32,33,34,35,...76
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