Immobilienwirtschaft 4/2019 - page 22

D
ie Immobilienbranche bleibt für 2019 trotz wachsender
konjunktureller Sorgen optimistisch gestimmt. Neue
Transaktionsrekorde sind zwar nicht in Sicht. Aber die
Prognosen großerMaklerhäuser klingen hoffnungsfroh:
So rechnet JLL in diesem Jahr mit einem Investment­
umsatz von bis zu 55 Milliarden Euro. Das wären im Idealfall
nicht mal zehn Prozent weniger als im Rekordjahr 2018 mit gut
60 Milliarden Euro. Insofern könnte eigentlich auch die Finan­
zierungsbranche entspannt auf die kommendenMonate blicken.
Doch nachhaltige Zufriedenheit ist dort kaum auszumachen.
Eine Reihe von Immobilienbanken präsentierten in den vergan­
genen Wochen ihre Jahresabschlüsse, darunter die beim Finan­
zierungsvolumen von Gewerbeimmobilien stets mit ganz vorne
zu findende Deutsche Pfandbriefbank (pbb). Sie kalkuliert für
das laufende Jahr mit einem Neugeschäftsvolumen von 8,5 bis
9,5 Milliarden Euro. Das ist fast so viel, wie 2018 in die Bücher
genommen wurde.
Allerdings dürfte, mit Blick auf den Gewinn, weniger hängen
bleiben. Denn die Zinsen verharren auf einem historisch äußerst
niedrigen Niveau. Der Präsident der Europäischen Zentralbank
(EZB), Mario Draghi, kündigte kürzlich sogar an, die Leitzinsen
statt im Herbst allerfrühestens Anfang nächsten Jahres zu er­
höhen. Sollten sich die Konjunkturaussichten weiter eintrüben,
dann dürften sich die Euro-Währungshüter allerdings nochmehr
Zeit lassen, bis sie an der Zinsschraube drehen. Für die Margen
der Banken verheißt das nichts Gutes.
„Extrem niedrige Zinsen, Strafzinsen auf Einlagen der Ban­
ken bei der EZB sowie die zunehmende Regulierung sind ein
Cocktail, der der etablierten Kreditwirtschaft ziemlich zusetzt“,
gibt PeerMacketanz, Berater für Immobilienfinanzierung bei EY,
zu bedenken. Geldhäuser würden Finanzierungen zu Konditi­
onen eingehen, die sie früher so nicht ohne Weiteres akzeptiert
hätten, um keine Überschussliquidität bei der EZB parken und
Strafzinsen zahlen zu müssen.
Die meisten Immobilienbanken sind aktuell mit ihrer Geschäftsentwicklung
zufrieden. Doch die Branche steht vor einschneidenden Veränderungen –
nicht nur, falls Deutsche Bank und Commerzbank fusionieren. Auch die Digita-
lisierung wirbelt sie kräftig durcheinander.
»
IMMOBILIENBANKEN
22
FINANZIERUNG, INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
TITELTHEMA
Foto: kmls/shuttestock.com
Neues Spektrum nötig
1...,12,13,14,15,16,17,18,19,20,21 23,24,25,26,27,28,29,30,31,32,...76
Powered by FlippingBook