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POLITIK, WIRTSCHAFT & PERSONAL
I
INTERVIEW
Wie viel Vorwissen im digitalen Be-
reich bringen die Studierenden mit?
Das ist sehr unterschiedlich. Aber auch
wenn bereits alle Nutzer von Social Me-
dia sind, ist nicht jeder auch geübt darin,
unternehmerische Informationen auf die-
sen Plattformen zu verteilen oder Social
Communities für den wirtschaftlichen
Erfolg einzusetzen. Die Geschwindigkeit
und Nutzerzahlen bei der Verbreitung
von Botschaften über Social Media kann
man messen. Wir wollen aber über sim-
ple Analysetools der großen Anbieter
hinausgehen und stellen der Verbreitung
beziehungsweise dem vermeintlichen Er-
folg auch die Frage gegenüber, wie viele
Konsumenten durch eine Kampagne tat-
sächlich generiert wurden, welche Kosten
– auch anMitarbeiterzeit – die Kampagne
verursacht hat und wie das im Verhältnis
zu anderen Werbemaßnahmen steht. Es
rechnet sich nämlich nicht immer, auf
digitale Prozesse umzustellen. Unterneh-
men müssen hier selektiver vorgehen und
Digitalisierung nicht vornehmen, weil es
in Mode ist, sondern weil es sich lohnen
soll.
Welche Berufsgruppen innerhalb der
Immobilienwirtschaft hat das CRES mit
seinen Studienangeboten besonders im
Blick?
Von den Berufsprofilen ist der Be-
reich der Immobilienvermittlung mit 60
Prozent am stärksten vertreten, mit einem
starken Schwerpunkt bei Wohnimmobi-
lienvermarktung. Die Immobilienverwal-
tung macht etwa 20 Prozent aus, ebenso
die Sachverständigen- und Bewertungstä-
tigkeiten. Der Rest setzt sich aus Bauträ-
gern, Finanzwirtschaftlern und anderen
zusammen.
Haben die Berufsgruppen gleicherma-
ßen Bedarf an Digitalisierungsthemen?
Der Bedarf hängt stark vom Marktdruck
und vom Lebenszyklus ab. Bei Unterneh-
men, die schon gut im Markt platziert
Herr Prof. Dr. Wölfle, in der Beschrei-
bung zum „Dualen Studium Immobili-
enwirtschaft“ des Center for Real Estate
Studies (CRES) heißt es: „Wir setzen
zunehmend auf Digitalisierung und
machen Sie mit gängigen Techniken
vertraut.“ Welche sind das?
Wir sehen
im Haus drei große Elemente, für die es
digitale Bausteine gibt: Inputs, die in den
Arbeitsprozess fließen, den Prozess selber
und denOutput. Vor diesemHintergrund
unterscheidet sich die Branche auch: Mak-
ler nutzen Social MediaMarketing auf der
Outputseite, Verwalter optimieren ihre
Prozesse intern für schnellere Abläufe und
geringere Fehleranfälligkeit sowie extern
in der Kommunikationmit Handwerkern.
Bauträger setzenmit BIM(Building Infor-
mationModeling) an der anderen Seite an.
Denn während für viele die Technologie
nur als eine nette Echtzeitmodellierung
von Gebäudestrukturen erscheint, ist
klar, dass bei Umplanungen sofort Mate-
riallisten und Beauftragungen angepasst
werden müssen. Das ist insgesamt aber
nur die digitale Umsetzung eines alten
BWL-Prinzips, nämlich der integrierten
Lieferkette (Supply Chain Management).
Nutzen Sie die Digitalisierung auch
bei der Wissensvermittlung?
Natürlich.
Für die Studierenden sollte es jetzt und
im späteren Berufsleben selbstverständ-
lich sein, digitale Kommunikationswege
zu nutzen, etwa Videokonferenzen. Auf
unserer Online-Plattform findet minde
stens einmal im Monat ein Webinar statt.
Daran nehmen unsere Studierenden aus
ganz Deutschland teil, auch wenn gerade
keine Präsenzpflicht in Freiburg ist. Diese
Webinare sind thematisch ins Studiencur-
riculum eingebaut. Auch die Kommuni-
kation mit den Partnerunternehmen läuft
über Videokonferenzen. Das macht die
Terminkoordination einfacher und opti-
miert Fahrtzeiten. Vor allem aber entsteht
Routine imUmgang mit der Technologie.
Digitale Bausteine –
jedes Unternehmen braucht andere
„Es rechnet sich nicht
immer, auf digitale Pro-
zesse umzustellen. Un-
ternehmen müssen hier
selektiver vorgehen.“
Prof. Dr. Marco Wölfle
Prof. Dr. Marco Wölfle
ist Prodekan
und einer der beiden akademischen
Leiter des Center for Real Estate Studies
(CRES) der Steinbeis-Hochschule Berlin
(SHB). An der DIA hat er formal den
Status eines Dozenten, der mehrere
Fach- und Prüfungsbereiche abdeckt.
ZUR PERSON