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POLITIK, WIRTSCHAFT & PERSONAL
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WEITERBILDUNG
gen, die allen neu sind“, erzählt Just. „Es
geht nicht darum, eine EDV-Abteilung zu
gründen, sondern darum, sich mit den
Chancen und Risiken der Digitalisierung
strukturiert zu beschäftigen. Dies geht
letztlich alle Mitarbeiter auf allen Stufen
an. Und schön ist es, dass hier die Älteren
von den Jüngeren lernen können. Daher
gehört zu einemDigitalisierungsmanager
immer auch das Zuhören.“
Zum„Digital Transformation Leader“
kann man sich auch beim ISLC – Insti-
tut für Sustainable Leadership & Change
in Zusammenarbeit mit der Hochschule
Fresenius während eines dreitägigen Trai-
nings in München ausbilden lassen. Die
Teilnehmer sollten dabei für ihr Unter-
nehmen einen ersten groben Masterplan
für die digitale Transformation entwi-
ckeln, Tools zur digitalen Geschäftsmo-
dellentwicklung erlernen und individuelle
Themen- und Fragestellungen mit Exper-
ten und anderen Teilnehmern diskutieren.
Das Besondere an diesem Training für
1.990 Euro ist, dass anschließend ein di-
gitaler Coach die Absolventen sechs Mo-
nate bei der Umsetzung im Arbeitsalltag
begleitet und sie bei der Transferleistung
unterstützt.
Die Spanne reicht von
halbtägigen Veranstal-
tungen bis zu Kurzzeit-
studiengängen
Doch auch kurze, kostengünstige Se-
minare können dabei helfen, die Digitali-
sierung in Immobilien- und Wohnungs-
unternehmen voranzutreiben. Die BBA
– Akademie der Immobilienwirtschaft
e.V. in Berlin bietet halbtägige Veranstal-
tungen zu Themen wie „Cyber-Risiken
der Digitalisierung erkennen, managen
und minimieren“ oder „Software – Ein-
satz, Auswahl und Umstellung speziell in
Wohnungs- und Immobilienunterneh-
men“ zum Preis von jeweils 300 Euro für
Mitglieder des Vereins und 360 Euro für
Nichtmitglieder an. Das Seminar „Das
digitale Abc nicht nur für ältere Arbeit-
nehmer“ dauert zwei Tage und kostet 550
Euro für BBA-Mitglieder oder 660 Euro
für Nichtmitglieder. „Dieses Seminar
frischt vorhandenes Grundlagenwissen
auf, gibt neben Hintergrundinformati-
onen vor allem nützliche und praktische
Tipps für die alltägliche Arbeit und er-
muntert, die Chancen der Digitalisierung
für sich zu nutzen“, verspricht die BBA.
Die VÖB-Service GmbH, Dienstleister
der Kredit- und Immobilienwirtschaft,
bietet ebenfalls Digitalisierungsseminare
an, die an einem einzigen Tag abgehalten
werden, zum Beispiel das Seminar „Di-
gitale Transformation in der Immobili-
enwirtschaft: Veränderungen des Immo-
bilienmarktes und Auswirkungen sowie
Herausforderungen für die Immobilien-
bewertung“, das in Frankfurt am Main
oder auf Wunsch individuell als Inhouse-
Seminar inder eigenenFirma durchgeführt
werden kann. Im Fokus steht hierbei unter
anderemdasThema „Digitalisierte Immo-
bilienbewertung: Status quo und Heraus-
forderungen in der Umsetzung von digi-
talen Bewertungsprozessen“ für 820 Euro.
Inhouse-Seminare zuDigitalisierungs-
themen finden Immobilienunternehmen
auch beim Management Circle. Das Se-
minar „Der Digital Real Estate Manager:
Facts, Tools und Skills – so digitalisieren
Sie Ihr Immobilienmanagement“ richtet
sich an Manager, Abteilungs- und Projekt-
leiter aus den Bereichen (Corporate) Real
Estate Management, Portfolio und Fonds
Management, Asset, Property und Facility
Management, Immobilienmanager, -ver-
walter, -fachwirte und -ökonomen,Makler,
Sachverständige und Gutachter. Die Preise
sind abhängig von der Gruppengröße und
individuell abzusprechen.
Bei der Vielfalt der Angebote haben
digitalisierungswillige Immobilienunter-
nehmen alsodieQual derWahl. DochVor-
sicht: Viele branchenspezifische Seminare,
Lehrgänge und Kurzstudiengänge zur Di-
gitalisierung sollen noch daran kranken,
dass die Lehrbeauftragten nicht genügend
Expertise in diesem Thema mitbringen
und zum großen Teil Autodidakten seien,
berichtet Prof. Dr. Hanspeter Gondring,
der an der DHBW Stuttgart die Studien
gänge Immobilienwirtschaft, Versiche-
rung und Finanzdienstleistung leitet.
„Wir haben kaum einen Markt für geeig-
nete Dozenten“, sagt er. „Das ist auch ein
Grund dafür, warumwir noch zögern, mit
entsprechenden Seminar- und Studienan-
geboten an den Markt zu gehen.“
Außerdem findet der Immobilien
experte den Begriff „Digital Real Estate
Manager“ oder „Digitalisierungsmana-
ger“ „völlig verfehlt, wenn dieser nicht
demTop-Management angehört, sondern
in denmeisten Fällen –wennman genauer
hinschaut – nur einDigitalisierungsbeauf-
tragter ist.“ Die digitale Transformation
eines Immobilienunternehmens sei stra-
tegisch eine Top-Managementaufgabe, die
jedoch operativ von einem Projektteam
umgesetzt werden kann. „Die Mitarbeiter
in diesem Projektteam sind idealerweise
Young Professionals der Alterskohorte
„Es geht nicht darum,
eine EDV-Abteilung zu
gründen, sondern darum,
sich mit der Digitali-
sierung strukturiert zu
beschäftigen.“
Prof. Dr. Tobias Just,
Geschäftsführer
und wissenschaftlicher Leiter der IREBS
Immobilienakademie
Fotos: Thomas Plettenberg; privat