Immobilienwirtschaft 4/2019 - page 27

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4.2019
Im Privatkundengeschäft der
Banken zeigt sich längst, welch
gewaltiges Umwälzungspoten-
zial in digitalen Plattformen
steckt. Alexander Saur, Leiter
Digitalisierung Real Estate der
Landesbank Hessen-Thüringen
(Helaba), erklärt, warum sein
Haus auf diese Entwicklung
eher noch zurückhaltend
reagiert.
Herr Saur, wieso hört man
von der Helaba, dem größten
gewerblichen Immobilienfinan-
zierer in der Sparkassengruppe,
beim Thema „Digitalisierung“
so wenig?
Das mag in der Wahr-
nehmung so rüberkommen. Doch
wahr ist, dass die Digitalisierung
– wenn auch mit einer gewissen
Verspätung – die gewerbliche
Immobilienfinanzierung als reines
B2B-Geschäft erreicht hat und
vieles stark verändern wird.
Wo sehen Sie das größte
Umwälzungspotenzial?
Bei den
Umwälzungen sind zwei Bereiche
zu unterscheiden: die interne und
die externe Digitalisierung, die
aufeinander abgestimmt erfolgen
müssen. Das betrifft Prozessab-
läufe, das Produktangebot und
die Kommunikation mit Kunden
und anderen Partnern. Und da ist
Genauigkeit wichtiger als Schnel-
ligkeit, auch wenn im digitalen
Zeitalter der Zeitfaktor besonders
im Auge behalten werden muss.
Welche Bedeutung werden
hierbei digitale Plattformen
haben?
Sie werden bedeutsam
sein. Aber wie sich das auf das
Transaktionsgeschehen auswirkt,
lässt sich noch nicht genau vor-
hersagen. Wir werden die weitere
Entwicklung mitverfolgen, alle
Akteure, auch in der Sparkassen
organisation, müssen das tun,
wobei wir als global agierende
Universalbank nicht nur die ge-
werbliche Immobilienfinanzierung
im Blick haben.
Wäre nicht eine gemeinsame
digitale Plattform der Landes-
banken und der Berlin Hyp zur
Abwicklung von Transaktionen
in der gewerblichen Immobi-
lienfinanzierung wünschens-
wert?
Entscheidend ist, dass die
Landesbanken und die Berlin Hyp
zusammenwirken, um den Nutzen
der Sparkassen zu optimieren,
auch wenn es um Chancen und
Risiken der Digitalisierung geht
– auf die Vernetzung mit ihnen
kommt es an. Plattformen sind
Kommunikationsinstrumente, in
vielen Fällen mit Börsencharakter.
An ihnen muss man, finde ich,
nicht unbedingt beteiligt sein. Hier
sind gegebenenfalls Kooperati-
onen sinnvoll. In anderen Fällen,
insbesondere bei PropTechs, sieht
das anders aus. Da kann es aus
strategischer Sicht sehr wohl recht
sinnvoll sein, sich finanziell zu
engagieren.
„Auf die optimale Vernetzung mit den Sparkassen kommt es an“
INTERVIEW
ALEXANDER SAUR
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