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0.2018
steigen. Online-/Hybrid-Makler gewin-
nen laut Macquarie an Bedeutung, wobei
sich der Marktanteil in Großbritannien
zunehmend auf Purplebricks konzen-
triert. Bei einer Umfrage vom September
2017: „Wenn Sie darüber nachdenken, Ihr
Haus zu verkaufen, mit welchem Unter-
nehmen würden Sie zuerst Kontakt auf-
nehmen?“ bekamPurplebricks 37 Prozent
der Antworten. Dies ist deutlich mehr als
die 17 Prozent bei der Umfrage im Sep-
tember 2016 und weit über demWert von
drei Prozent, den die traditionellen Mak-
ler Connells und Savills jeweils erhielten.
Gute Chancen haben
Immobilienportale,
wenn sie in angrenzen-
de thematische Märkte
expandieren
In nur vier Jahren seit dem Start im
April 2014 ist Purplebricks nach Anzahl
der Transaktionen der größte Makler
in Großbritannien geworden. Dennoch
glauben die Macquarie-Analysten nicht,
dass dies eine Bedrohung für die traditi-
onellen Immobilienmarktplätze darstellt.
Gute Marktchancen bescheinigen die
Macquarie-Analysten, wenn es für Immo-
bilienportale darum geht, in angrenzende
thematische Märkte zu expandieren. Laut
der Studie bieten diese Märkte größere
Ertragschancen als die reine Immobilien-
suche. Der britische Preisvergleichsmarkt
sei im Markt 1,9-fach höher bewertet,
die deutschen Märkte für die Energie-
erzeugung seien 1,3- bis 1,7-mal höher
bewertet als der Immobilienmarktplatz
ImmobilienScout24, und die australische
Hypothekenvermittlungsbranche liege
2,5-fach über dem Wert der Online-
Werbeindu
strie.
Marktplätze könnten ihre großen Ziel-
gruppen- und Aktivitätsdaten nutzen, um
in angrenzende Märkte zu expandieren,
meinen die Macquarie-Analysten. Denn
sie seien gut positioniert: Sie hätten ein
großes Publikum, das sich zu einem kri-
tischen Zeitpunkt im Akquisitionszyklus
für wichtige Hauskaufdienste engagiert,
und sie verfügten über umfangreiche
Datensätze, die es ihnen ermöglichen,
Dienstleistungen für die Zielgruppe be-
reitzustellen. „Wir glauben, dass die Mög-
lichkeit für Marktplätze, die Effizienz an-
tiquierter Kauf- und Bewegungsprozesse
zu erhöhen, übersehen wird“, heißt es in
der Studie.
Da die Expansion in benachbarte
Märkte sowohl das Wachstum steigern als
auch das Risiko verringern kann, glauben
die Analysten, dass die Expansion in be-
nachbarte Regionen mehr wert ist als die
Summe der Teile. Die Macquarie-Studie
sieht deshalb eine positive Bewertung etwa
für Scout24 und Realtor.com.
Insgesamt sind laut der Macquarie-
Studie mehrere private Unternehmen
auf den Markt gekommen, um Ineffizi-
enzen bei Immobilienkauf- und Finan-
zierungsprozessen zu nutzen. OpenDoor
und OpenPad sind wegweisend für das
iBuyer-Modell in den USA. In Großbri-
tannien bietet Nested.com eine Variante
des iBuyer-Modells. Das Unternehmen
gibt dem Verkäufer einen Vorschuss von
95 Prozent auf den Betrag, den es als Ver-
kaufserlös erwartet, und übernimmt zu-
sätzliche Kosten.
Unternehmen bieten
Vorschüsse, Preissicher-
heit und großzügige
Rabatte für Verkäufer
Wie iBuyers biete Nested Preissicher-
heit und Liquidität. Ein wichtiger Vorteil
seien großzügige Rabatte für Verkäufer.
EMoov undMcMakler sind hybrideMak-
ler mit Sitz in Großbritannien und Berlin,
die durch Kombination von webbasierter
Technologie mit persönlicher Immo-
bilienberatung niedrige Pauschalraten
bieten. Trussle ist ein Hybrid-/Online-
Hypothekenmakler in Großbritannien,
der mithilfe von Analysen und Software
die Erschwinglichkeit effizient abschätzen,
geeignete und wettbewerbsfähige Hypo-
theken empfehlen und danach automa-
tisch auf das am besten geeignete Produkt
umstellen kann.
Makler werden nicht umhinkommen,
sich mit bestimmten Geschäftsmodellen
zu beschäftigen. Das eine oder andere
könnte ihnen dabei bedrohlich werden.
Wobei sich allerdings immer wieder auch
die Frage stellt, ob jedesModell tatsächlich
nach Deutschland schwappen wird…
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Redaktion Immobilienwirtschaft, Daten Macquarie
Purplebricks ist nach nur vier Jahren der größte Makler in
Großbritannien (Zahl der Transaktionen 2017 in Tausend)
Purplebricks
Countrywide
Connells
LSL
Spicer Haart
Foxtons
Kinleigh
Savills
66,0
61,0
60,0
29,0
18,0
5,1
5,0
2,6
Quelle: Macquarie Research