Immobilienwirtschaft 10/2018 - page 72

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VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
DDIV-BRANCHENBAROMETER
Energiewende stockt, Vergütung sinkt,
Zusatzleistungen im Aufschwung
I
n Deutschlands Wohnungseigentümer-
gemeinschaften (WEG) wird immer
weniger energetisch saniert. Nur gut
ein Drittel der für das 6. DDIV-Branchen-
barometer befragten Immobilienverwal-
tungen gab an, im Jahr 2017 energetische
Sanierungsmaßnahmen begleitet zu ha-
ben. 2015 lag ihr Anteil noch gut 20 Pro-
zent höher. DaWEGhierzulandemehr als
neun Millionen Wohnungen auf sich ver-
einen – und damit viermal mehr Wohn-
einheiten als kommunale Wohnungs­
unternehmen – alarmiert dieser Trend. So
können die klimapolitischen Ziele nicht
erreicht werden. Doch auch die Regierung
selbst hinkt ihnen hinterher: Wie kürz-
lich bekannt wurde, hat der Bund noch
an keiner seiner 2.200 energierelevanten
Liegenschaften eine energetische Gebäu-
desanierung abgeschlossen.
Es bedarf finanzieller
Anreize, um die Zurück-
haltung bei den Sanie-
rungen zu beenden
Zurückzuführen ist der Rückgang
der ohnehin geringen Sanierungsaktivi-
tät in WEG auf verschiedene Faktoren.
Erhöhte Preise durch den voll ausgelas­
teten Neubau-Bausektor zählen dazu,
ebenso fehlendes Fachpersonal in den
Verwaltungen. Auch das Desinteresse
vieler Wohnungseigentümer an kom-
plexen energetischen Sanierungen spielt
eine Rolle. Einspareffekte werden nicht
immer deutlich. Oder die Rücklagen der
Gemeinschaften reichen nicht aus. Hinzu
kommt oft fehlende Fachkenntnis in den
Verwaltungen. Die geringe energetische
Sanierungsquote dürfte allerdings auch
darauf zurückzuführen sein, dass der
Aufwand des Verwalters nicht nur in der
Vorbereitung derartiger Maßnahmen un-
zureichend honoriert wird.
stromgesetz, das den Ausbau der Solar-
energie auf Mehrfamilienhäusern unter-
stützt, erst seit Juli 2017 besteht, könnte
die geringe Zahl der Projekte noch auf den
kurzen Geltungszeitraum zurückgeführt
werden. Allerdings fällt die Zahl der ge-
planten Projekte für 2018 nur marginal
höher aus. Einer der wesentlichenGründe
für die Zurückhaltung dürfte in den vie-
len Schwachstellen liegen, die das Gesetz
derzeit noch fürWEG enthält. So wird die
Gemeinschaft zu einem Gewerbe, wenn
sie den erzeugten Strom an die Bewohner
verkauft – inklusive erheblicher bürokra-
Um die Zurückhaltung bei Sanie-
rungsmaßnahmen zu beenden, bedarf es
finanzieller Anreize, Informationskam-
pagnen und entsprechender Förderpro-
gramme wie der der KfW – allerdings
noch besser zugeschnitten auf die Ziel-
gruppe WEG. Auch Sanierungsfahrpläne
für Mehrfamilienhäuser verbunden mit
einer neuen Fördersystematik und dem
Koppeln von gesellschaftspolitisch re-
levanten Herausforderungen wie Elek-
tromobilität oder Digitalisierung sowie
gangbarenMieterstrommodellen auch für
WEG wären ein neuer Ansatz.
Zwar ermöglicht das Mieterstrom­
gesetz auch WEG den Bezug von selbst-
produziertemSolarstrom. Doch auch hier
zeigt die aktuelle Branchenerhebung nur
geringe Aktivität. So haben im vergan-
genen Jahr weniger als fünf Prozent der
befragten Verwaltungen entsprechende
Maßnahmen umgesetzt. Da das Mieter-
Zurückzuführen ist der Rückgang
der geringen Sanierungsakti-
vität in der WEG auf erhöhte
Preise und Desinteresse der
Eigentümer.
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