Immobilienwirtschaft 10/2018 - page 76

76
VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
DIGITALE DISRUPTION
bilienkaufprozesse bequemer, kosten­
günstiger und transparenter zu verwalten.
Mit Hilfe von speziellen Softwarelösungen
werden die Kosten für Besichtigungen,
Bewertungen oder Kontaktaufnahmen
gesenkt, die Ersparnisse werden in Form
von niedrigeren Pauschalgebühren an die
Kunden weitergegeben.
3. Ausdehnung auf angrenzende
Märkte
Bei dem dritten Modell expan-
dieren Immobilienmarktplätze in an-
grenzende Märkte, um die Effizienz bei
Immobilienkäufen, -finanzierungen und
-verlagerungen zu erhöhen. Die Anbieter
integrieren Technologien für nachgela-
gerte Prozesse wie Hypothekenfinanzie-
rung, Bewertung, Versorgerwechsel und
Eigentumsübertragung. Dadurch können
die Immobilienportale die Transparenz
der Daten über die gesamte Wertschöp-
fungskette erhöhen und Prozesse in-
tegrieren und automatisieren, um das
Finden der Immobilie, den Kauf, die Fi-
nanzierung und den Umzug effizienter
zu gestalten.
Die Analysten von Macquarie sehen
iBuyers und Online/Hybrid-Makler als
Treiber des Trends zur Digitalisierung
von Immobilientransaktionen. Sie verbes-
serten die Effizienz und Transparenz des
Hauskauf- und Finanzierungsprozesses.
Angesichts der großen Gebührenpools
seien die Marktchancen für neue Markt-
teilnehmer enorm, heißt es in der Studie.
Besonders viel Potenzial sehen die Ana
lysten im iBuyers-Modell.
Obwohl sich iBuyers noch in einem
sehr frühen Stadium befinden, glauben
die Macquarie-Analysten, dass das Mo-
dell zum„Mainstream“ werden wird. „Wir
glauben, dass die Marktchancen für das
iBuyer-Modell groß sind und es das Po-
tenzial hat, Immobilienmarktplätze zu stö-
ren, die vomErfolg der Immobilienmakler
abhängen“, heißt es in der Studie. Die USA
sind laut Macquarie Weltmarktführer im
iBuyer-Markt – dort gewinne das Modell
derzeit rasch Marktanteile, was für die
Immobilienmakler „ein längerfristiges
Risiko“ darstelle. Von den Top-30-Metro-
polregionen in denUSAoperieren iBuyers
laut der Studie bereits in neun Regionen.
Die Analysten erwarten, dass zwei weitere
in naher Zukunft hinzukommen.
Der deutsche Markt mit
vergleichbaren durch-
schnittlichen Provisions-
sätzen wird für iBuyer-
Modelle interessant
Auch der deutsche Markt mit ver-
gleichbar höheren durchschnittlichen
Provisionssätzen wird, so die Studie, für
iBuyer-Modelle interessant. Aufgrund der
großenMarktchancen in denUSAplanten
führende US-amerikanische iBuyers wie
Opendoor jedoch derzeit noch keine in-
ternationale Expansion. Als positiv bewer-
tet die Studie auch das Modell von Zillow.
Zillow ist eine Online-Immobilien-
Datenbank, die Einnahmen durch den
Verkauf von Werbung auf ihrer Website
generiert. Auf der Zillow-Webseite kön-
nen User die Preise für alle sich auf dem
Markt befindenden Immobilien einsehen,
sowie auch Preisschätzungen für alle an-
deren. Die Entscheidung des Unterneh-
mens, ein iBuyer zu werden, bestätige das
Modell, meinen die Analysten.
Dieses Modell, Immobilien zu ver-
markten, aber gleichzeitig die traditi-
onellen Makler und ihr Kerngeschäft
in der Wertschöpfungskette zu halten,
könne sich zum Vorreiter entwickeln.
Ein wichtiger Grund für den Erfolg von
Zillow sind neue Einnahmequellen wie
etwa durch Hypothekenempfehlungen.
Außerdem generiert man Gebühren von
anderen iBuyers, die den Marktplatz zur
Kundenakquise nutzen.
Anstatt auf einen anderen Hypo-
thekenanbieter zu verweisen, könnten
iBuyers zunehmend höhere Gebühren
pro Transaktion von bereits zugelassenen
Kunden erhalten, die schon bei Zillow
Homes einkaufen. Weitere neue Einnah-
mequellen seien Hausreparaturen durch
hauseigene Crews und Versicherungen.
Andere Anbieter wie Opendoor und Of-
ferPad bieten selbst Hypotheken an.
Auch das Online-/Hybridmodell ge-
winnt laut Macquarie Research Markt-
anteile von traditionellen Maklern. Die
Auswirkungen auf Immobilienmarktplät-
ze werden laut der Analyse jedoch nicht
signifikant sein. Denn im Gegensatz zu
iBuyers nutzen die Online-/Hybrid-Mak-
ler die Immobilienmarktplätze, um ihre
Produkte zu vermarkten – so wie es auch
traditionelleMakler tun. Die Analyse habe
gezeigt, dass der durchschnittliche Umsatz
pro Makler bei den Online-/Hybridmak-
lern aufgrund ihres Online-Fokus und
des Wettbewerbsmarkts dem des traditi-
onellen Maklers ähnlich ist.
Selbst in Großbritannien, wo das
Online-Maklermodell am weitesten fort-
geschritten sei, habe der Marktführer
Purplebricks nur zwei Prozent des Traffics
und 1,6 Prozent der Einträge imVergleich
zum führenden Marktplatz.
Online-/Hybrid-Makler könnten je-
doch den Markt verändern, indem sie
die durchschnittlichen Provisionen von
Maklern unter Druck setzten, meinen
die Analysten. Sichtbar werde das bei
Online-Maklern wie McMakler. „Wir
glauben, dass dies die kleineren Makler
unter Druck setzen kann. Wir erwarten
eine stärkere Konzentration des Kunden-
stamms, aber wir gehen nicht davon aus,
dass dies den durchschnittlichen Umsatz
pro Makler signifikant beeinflussen wird,
da größere, anspruchsvollere Makler in
der Regel mehr Premiumprodukte kaufen,
dieMengenrabatte ausgleichen“, schreiben
die Analysten.
Trotzdem wachsen Online-/Hybrid-
Makler schnell und nehmen traditionellen
Maklern Marktanteile weg. Der britische
Marktführer Purplebricks geht laut der
Macquarie-Studie davon aus, dass der
Umsatz des Unternehmens im Jahr 2018
um94 Prozent steigenwird. Der Anteil der
Online-Makler an den Listings sei von 2,5
Prozent im Jahr 2014 auf sieben Prozent
im Jahr 2017 gestiegen und dürfte weiter
1...,66,67,68,69,70,71,72,73,74,75 77,78,79,80,81,82,83,84,85,86,...116
Powered by FlippingBook